Bochum-Langendreer. Johannes Artmann schließt den Naturkostladen und die Filiale am Birkhuhnweg in Bochum. Bio-Laden wird im Herbst die Ladenfläche übernehmen.

Johannes Artmann (65) schließt seine Rewe-Filiale altersbedingt im Ortsteil Kaltehardt schließt. Für viele Bürger und die Politik kam die Nachricht im März überraschend und wurde allgemein bedauert, teilweise auch kritisiert.

Gestern war der letzte Tag. Mit Wehmut blickt Johannes Artmann auf die leeren Regale, seine Schritte hallen nach. Auf seinem Weg durch den Laden halten ihn immer wieder Bürger an, die sich verabschieden oder einfach „Danke“ sagen wollen. Es geht herzlich zu und oft ist der Satz zu hören „Der Laden wird uns fehlen.“

Kritik an Einschränkung der Nahversorgung

Im Internet gibt es auch kritische Stimmen zur Schließung: So kommentierte User „DaDu2015“ auf waz.de: „Es liegt in der Verantwortung der Städte, für die Nahversorgung der Bürger zu sorgen. Wegen der Überalterung der Gesellschaft muss es diesen Bürgern ermöglicht werden, vor Ort den Grundbedarf zu sichern“.

Die Einschränkung der Nahversorgung bedauert auch Johannes Artmann. „Ein Supermarkt für den Stadtteil fehlt dann“. „Auch Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche hat mich deswegen direkt nach unserer Schließungsankündigung kontaktiert“, berichtet Artmann gegenüber unserer Zeitung.

Cornelia Vogt und Ingolf Droste aus Langendreer sind seit vielen Jahren Stammkunden. „Die hohe Qualität, die guten Kontakte und die persönliche Atmosphäre haben uns immer gut gefallen“, so Cornelia Vogt. „Das Ende des Ladens ist schon bedauerlich. Aber wir freuen uns, dass es hier mit einem Bio-Markt weitergeht“, ergänz Ingolf Droste, bevor sich Beide vom Ladenteam verabschieden.

Verkauf von Bioprodukten wird ab Herbst fortgesetzt

Denn an der Adresse Birkhuhnweg 5a wird auch zukünftig der Kauf von Bio-Produkten möglich sein. „Die Nachfolge ist jetzt geregelt“, betont Johannes Artmann, dem „viel an dem Standort liegt“. Per Aushang informiert der Betreiber die bisherigen Kunden, dass „glücklicherweise der Wocheneinkauf schon nach kurzer Zeit wieder am gewohnten Ort“ möglich sein wird.

Mitarbeiterin Ira Hamacher läuft entlang der leeren Regale bei Rewe Artmann.
Mitarbeiterin Ira Hamacher läuft entlang der leeren Regale bei Rewe Artmann. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Zwei Monate Umbauzeit durch die „Dennree GmbH“, ein Großhandel für Bio-Lebensmittelprodukte, soll es geben, bevor im Herbst ein „denn’s Biomarkt“ die alte Ladenfläche übernehmen wird. „Ebenso wie voraussichtlich 15 bis 18 Mitarbeiter“, ergänzt Artmann.

Insgesamt 76 Mitarbeiter hatte Artmann bisher, inklusive einem Lieferdienst für rund 20 Einrichtungen in der Umgebung. Auf WAZ-Nachfrage bestätigte er, dass der 17. September als Eröffnungstag vorgesehen ist. „Dann wird es hier auch wieder Fleisch- und Wurstwaren sowie Bäckereiprodukte geben“, ergänzt Artmann.

Der Verkauf von Bioprodukten aus der Region Bochum / Witten war für das Team von Johannes Artmann und Ira Hamacher stets eine „Herzensangelegenheit“. „Bereits unsere Vorgänger, die Theimanns, haben hier Bio-Produkte verkauft, wir haben dies fortgesetzt und ausgeweitet“, blickt Artmann zurück.

Für das Pilotprojekt Naturkostmarkt in Kombination mit einem „klassischen“ Supermarkt hatte Artmann bundesweit Beachtung erlangt. Und auch im Stadtteil hat der Laden Spuren hinterlassen. Sei es bei den Menschen oder durch Kulturprojekte (z.B. Theater), Sozialprojekte (z.B. Hilfsprojekt für Mali) oder Straßenfeste. Der Laden war ein Treffpunkt für viele Bürger aus Bochum, aber auch aus Witten, wie die Autokennzeichen auf dem Parkplatz verraten.

„Eine Ära geht zu Ende“

Artmann, der zukünftig als „Rentner“ keine Geschäfte, sondern den Boule-Verein Witten führen wird, ist vor allem dankbar: „Für die Treue der Kunden und für die Begegnungen und Freundschaften, die hier entstanden sind. Das hat am meisten Spaß gemacht.“ Neben den Erinnerungen an fast 30 Jahre Stadtteilgeschichte bleibt den Bürgern aus Kaltehardt übrigens noch etwas erhalten: Der Brunnen vor dem Ladeneingang. 2001 im Rahmen eines „Sonne-Mond“-Projektes gemeinsam mit Bürgern entstanden, soll er an der bisherigen Stelle verbleiben.

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