Bochum-Langendreer. Rewe Artmann in Bochum-Langendreer kommt nicht zur Ruhe. Mitarbeiter beschweren sich. Und auch die Nachfolge ist noch nicht in trockenen Tüchern.

Unruhige Zeiten bei Rewe & Naturkost Artmann am Birkhuhnweg in Bochum-Langendreer – nicht nur wegen des Coronavirus: Seit bekannt ist, dass der Supermarkt, der einen Mix aus Rewe-Produkten und Bio-Waren anbietet, im Juni schließt, ist die Stimmung gedrückt. Bei Kunden, aber auch bei Mitarbeitern, von denen sich jetzt erstmals einige zu Wort melden. Hinzu kommt, dass die Nachfolge bislang nicht endgültig gesichert ist. Noch fehlt eine entscheidende Unterschrift.

Übernahme von Rewe Artmann in Bochum-Langendreer noch nicht unter Dach und Fach

Nämlich die vom Nachfolger unter den Mietvertrag. Johannes Artmann, der aus Altersgründen aufhört, ist sich „zu 99 Prozent sicher“, dass der Naturkost-Großhändler Dennree seinen Supermarkt wie besprochen übernimmt. Noch aber sei nichts unterschrieben. Sein Vermieter habe ihm gesagt, der Mietvertrag liege Dennree vor, sagt Artmann, der davon ausgeht, dass „bis Mitte der Woche alles klar sein sollte“.

Ausverkauf startet Anfang Juni

Offiziell schließt der Supermarkt mit der Riesen-Karotte vor der Tür Ende Juni. Dieses Datum ist aber inzwischen hinfällig. „Ich muss den Laden ja besenrein übergeben“, sagt Johannes Artmann, „von daher läuft unser Normalgeschäft nur noch bis Ende Mai. Ab Juni verkaufe ich dann die Rewe-Produkte aus“. Spätester Verkaufstag werde der 20. Juni sein.

Artmann ist froh, dass sein Nachfolger das Bio-Sortiment übernehmen will. Das ergibt auch Sinn, denn künftig wird es am Birkhuhnweg 5a einen reinen Bio-Supermarkt geben.

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Einige der jetzigen Mitarbeiter werden dann womöglich unter neuer Führung und Ausrichtung die Kundschaft bedienen. Aber längst nicht alle. Vier Mitarbeiter seien schon bei Rewe-Kollegen untergekommen, sagt Johannes Artmann, der hofft, dass Dennree möglichst viele der weiteren 72 Angestellten übernehmen wird. Zu welchen Konditionen, weiß er nicht.

Mitarbeiter fühlen sich belogen

Dies ist aber eine Frage, die die Belegschaft umtreibt. Einige Mitarbeiter wandten sich an die WAZ. Anonym. Sie sehen ihre Existenzen gefährdet – aus den unterschiedlichsten privaten Gründen. Bei Artmann werde nach Tarif bezahlt, man erhalte Urlaubs- und Weihnachtsgeld. „Künftig stehen wir mit weniger da“, sind sich die Mitarbeiter sicher. Wenn sie überhaupt übernommen werden. Vielen, gerade Älteren, droht die Arbeitslosigkeit

Auf ihren Chef sind sie nicht gut zu sprechen. Sie fühlen sich belogen. „Wir gingen davon aus, dass wir einen Rewe-Chef bekommen. Dann kam plötzlich alles ganz anders.“ Und die Kündigungen lagen im Briefkasten. Ein Schock. Zumal Rewe Artmann für eine „tolle Gemeinschaft“ steht. Das sagt der Boss auch selbst. Die geht nun verloren. Auch die besondere Kundennähe wird immer hervorgehoben.

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Teile des Personals können es noch immer nicht fassen. „Der Laden brummt“, sagt eine Frau. „Und so etwas wird zugemacht.“ Die Mitarbeiter können nicht verstehen, dass es künftig ohne Rewe als Partner weiterlaufen soll.

Artmann: Rewe wollte neues Geschäftsmodell

Johannes Artmann mag die Kritik nicht nachvollziehen. Gelogen habe er nicht. Und auch bis zuletzt darum gekämpft, dass die interne Nachfolgeregelung greift. Er hatte vor sechs Jahren eigens einen Mitarbeiter eingestellt, der den Laden übernehmen sollte. Vor ziemlich genau einem Jahr habe es bei einem ersten Übernahmegespräch mit Rewe dann Probleme gegeben.

Für Umbau geschlossen

Seit 1991 führt Johannes Artmann den Supermarkt am Birkhuhnweg 5a in Langendreer. Angefangen hat er mit 430 Quadratmetern. Nach zwei Umbauten sind es heute 755 Quadratmeter.

Im Sommer folgt der nächste Umbau. Der designierte Nachfolger Dennree will Artmann zufolge für zwei Monate schließen, um das Ladenlokal nach eigenen Wünschen umzugestalten. Weitergeführt wird Rewe & Naturkost Artmann dann vermutlich unter dem Namen „Denn’s Biomarkt“.

„Rewe wollte eine offene Handelsgesellschaft, also den Mietvertrag übernehmen und eine Gewinnbeteiligung“, erklärt Johannes Artmann. „Damit stünde Rewe auch im Briefkopf, was wiederum die Naturkost-Szene abschreckt. Was zur Folge hätte, dass diese nicht mehr liefern.“

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Ein Rewe allein, ohne Naturkost, hätte laut Artmann nicht funktioniert. „Dafür wäre das Ladenlokal mit sein 755 Quadratmetern auch zu klein.“ Die Kombi aus Rewe-Produkten und Naturkost habe es in all den Jahrzehnten halt ausgemacht. Ob auf der anderen Seite ein reiner Bio-Supermarkt den Langendreerer Kunden ausreicht, bleibt abzuwarten.