Bochum. Das Bochumer Museum unter Tage widmet sich dem Werk des Künstlers Erich Reusch. Seine Bilder und Objekte sind verspielt und streng zugleich.
Das Museum unter Tage hat nach dem langen Corona-Shutdown wieder geöffnet. Auch am Feiertag Fronleichnam (11.6.) kann man dem Haus im Schlosspark Weitmar einen Besuch abstatten. Es lohnt sich. Nicht nur wegen der Dauerausstellung „Weltsichten“ mit Landschaftsmalerei aus sechs Jahrhunderten, sondern auch wegen der aktuellen Sonderausstellung „Grenzenlos“. Sie widmet sich dem Werk des Ende letzten Jahres verstorbenen, bedeutenden Künstlers Erich Reusch.
Gestaltung des Außenraumes in Bochum
Reusch, Jahrgang 1925, war ein Grenzgänger zwischen den künstlerischen Sparten. Bilder, Fotobilder, Objekte, Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Architektur – der Düsseldorfer Kunstprofessor war in vielen Disziplinen heimisch. Zumal die Gestaltung des Außenraums war eine seiner Spezialitäten, auch in Bochum ist er mit einigen ungewöhnlichen Skulpturen vertreten, die man ohne weiteres gar nicht als solche erkennt. So die „Tränenden Augen“, auf dem Boden liegende Wasserplatten zwischen BVZ und Rathaus, so auf dem Campus der Ruhr-Uni mit dem weitläufigen Treppen-Brunnen, der leider schon seit Jahrzehnten außer Funktion ist.
Arbeiten aus sechs Jahrzehnten
„Erich Reusch wäre in diesem Jahr 95 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass
und im Rückblick auf eine langjährige Verbundenheit und Wertschätzung
plante die Stiftung Situation Kunst gemeinsam mit ihm eine Ausstellung, die
den Bogen von frühesten Reliefs bis hin zu seinen neuesten, überwiegend
explosiv farbigen Bildern spannen sollte“, fasst Kuratorin Maria Spiegel den Ausstellungsansatz zusammen.
Reusch selbst hatte die Konzeption dieser singulären Übersichtsschau seines Lebenswerks anfangs noch rege begleitet, bis sein Tod am 29. Dezember 2019 dem ein Ende setzte. „Es war und ist uns ein Anliegen, die Ausstellung so weit wie möglich in seinem Sinn umzusetzen und damit sein beeindruckendes Werk im Bewusstsein zu halten“, so Maria Spiegel.
Phänomen des "Raums" wird untersucht
Die Werkschau, die auf mehr als sechs Schaffensjahrzehnte zurückblickt, zeigt trotz extrem unterschiedlicher Anfangs- und Endpunkte, wie konsequent die Entwicklung dieses Künstlers verlief. Reusch entwarf ab Mitte der 50er Jahre Wandreliefs und -objekte, die in den Raum hineinragten, mal mit zeiger-ähnlichen bunten Stäben in Mikado-Manier, mal mit weiß lackiertem Metall. Immer wieder hat er seither, ob skulptural, zeichnerisch oder mit gestisch starker Malerei das Phänomen des „Raums“ bearbeitet. Auch die auffällige Gestaltung des Außenraums des Museums unter Tage mit farbigen Säulen im Schlosspark geht auf ihn zurück.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog
So bietet die Ausstellung überraschende Einblicke in eine multiperspektivische Kunst, von der man aufgrund ihres Abwechslungsreichtums kaum annehmen würde, dass sie von ein und demselben Künstler geschaffen wurde. Zur Ausstellung, die man in Ruhe auf sich wirken lassen sollte, erscheint ein Katalog, der umfassend über Erich Reusch und sein Wirken informiert (39 Euro im Buchhandel, Museumspreis 28 Euro).
>>> Info & Öffnungszeiten:
Museum unter Tage, Nevelstraße 29c, Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag von 14 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 12 bis 18 Uhr.
Es wird gebeten, zur Sicherheit aller, eigene Mund-Nase-Maske zum
Museumsbesuch mitzubringen und sich an die notwendigen Hygiene- und
Abstandsregeln zu halten. Desinfektionsmittel stehen bereit.