Bochum. Corona - na und? Margarete Paik hat weiterhin Lust aufs Radeln. Mit 89 Jahren geht die Bochumerin auf ihre nächste große Tour. Ziel ist Bayern.

Angst vor Corona? "Ach", sagt Margarete Paik, setzt ein keckes Lächeln auf und ihre quietschgelbe Rennfahrerbrille ab, "was soll man sich in meinem Alter noch 'n Kopp machen?" Mit 89 Jahren zählt die Wattenscheiderin zur Hochrisikogruppe der Pandemie. Die Leidenschaft fürs Fahrradfahren lässt sie sich nicht nehmen. Corona, na und? Die nächste Tour wartet! Am Wochenende geht's zum Chiemsee.

Fit wie ein Turnschuh wirkt Margarete Paik beim Vorbereitungstreffen ihrer Radlergruppe in der rosig-duftenden Parzelle von Josef von Dahlen im Riemker Kleingartenverein. "Radfahren ist mein großes Hobby", strahlt die Rentnerin. Dabei schaffte sie sich erst mit Ende 50 ihr erstes Rad an, damals mehr praktisches Fortbewegungsmittel als sportlicher Spaßmacher.

Das Auto bleibt meist stehen

Das änderte sich, als ihr Mann vor elf Jahren starb. Seither tritt die gelernte Herrenschneiderin der reinen Freude wegen permanent in die Pedalen. "Zwar hab' ich auch ein Auto", erzählt sie. Das hat in den vergangenen elf Jahren aber gerade mal 11.000 Kilometer auf den Tacho gebracht. "Ich mache fast alles mit dem Rad."

Holsteinische Schweiz, Polen und Sylt, der Tauernradweg im Salzburger Land oder die knallig heiße Alpe-Adria-Tour bis nach Italien: "Unsere Margarete hat in den letzten Jahren alles mitgemacht. Fantastisch in diesem Alter!", schwärmt Hildegard Schulte, Kopf der zehnköpfigen Radler-Runde im feinsten Best-Ager-Jahrgang ab Ende 50.

Fit mit Schwimmen und Gymnastik

Mit regelmäßigem Schwimmen (gut, dass die Bäder bald wieder öffnen) und morgendlicher Gymnastik daheim am August-Bebel-Platz hält sich Margarete Paik fit. "Gesundheitliche Baustellen habe ich natürlich genug. Kein Wunder mit 89", sagt sie. Aber: "Die Zwei-Wochen-Touren halte ich prima durch" - wenn auch nur noch auf dem E-Bike, das sie sich vor sechs Jahren zugelegt hat. "Sonst wäre das nicht mehr zu schaffen." Immerhin: "Wann immer es die Strecke erlaubt, fahre ich ohne Antrieb." Ohne elektrischen, versteht sich.

Eine Berg- und Talfahrt erwartet die Bochumer Truppe, wenn sie am Sonntag (7.) mit dem Zug nach Bernau am Chiemsee reist. Eine Woche werden ausgedehnte Ausflüge vor Ort unternommen, bevor es weiter zum Starnberger See und Ammersee geht - jeweils mit gut 30 Kilo Gepäck und Proviant in den Satteltaschen und Rucksäcken.

550 Kilometer vor der Brust

Rund 550 Kilometer werden die Velo-Jünger in den Beinen haben, wenn sie nach 14 Tagen die Bahn in München zurück nach Bochum besteigen. "Das Wichtigste ist ausreichend zu trinken, mindestens drei Liter täglich, vor allem unterwegs", sagt Margarete Paik.

So ganz kann und will sie Corona nicht außer acht lassen. "Wir werden beim Fahren Abstand halten und jede Menge Desinfektionsmittel dabei haben", kündigt Hildegard Schulte an. "Im Zug tragen wir einen Mund-Nase-Schutz. Man darf ja nicht leichtsinnig sein, ohne gleich übertriebene Angst zu haben und nur noch zu Hause zu hocken", ergänzt Margarete Paik.

Im Juli wartet der Weserradweg

Das will sie auch nach der Bayern-Tour nicht. Die nächste Tour ist längst geplant. Im Juli nimmt die Gruppe den Weserradweg in Angriff. Ob Margarete Paik dabei ist? "Na klar!" Sie kann all die Frischlinge ja schlecht alleine fahren lassen, bevor sie im November ihren 90. Geburtstag feiert.