Bochum/Hattingen/Essen. Nach der Sperrung dürfen Pkw wieder über die Pontonbrücke fahren. Die drei Anliegerstädte Bochum, Hattingen und Essen teilen sich die Kosten.
Die Pontonbrücke Dahlhausen, die Bochum mit Hattingen verbindet, ist wieder für Pkw und leichte Lastwagen freigegeben worden. Ein ausgeklügeltes Sicherheits- und Sperrsystem soll künftig verhindern, dass schwere Lastwagen das unter Denkmalschutz stehende Bauwerk beschädigen oder es durch falsche Nutzung zu lebensgefährlichen Verkehrssituationen kommt. Die Gesamtkosten für die äußerst aufwändige Maßnahme teilen sich die Städte Bochum, Hattingen, Ennepe Ruhr Kreis und Essen. Die Umbauarbeiten kosteten etwa 615.000 Euro. Hinzu kommen rund 60.000 Euro an Unterhaltungskosten pro Jahr.
Vertreter der Städte Bochum, Hattingen, Essen sowie des Ennepe-Ruhr-Kreises trafen sich gegen zehn Uhr am Freitagmorgen (24.), um symbolisch eine Absperrbake beiseite zu schieben. Bevor jedoch wieder ein Fahrzeug den „Grenzfluss Ruhr“ an dieser Stelle passieren konnte, hatte die S-Bahn den Vorrang und die Schranke schloss sich erst einmal. Essens Baudezernentin Simone Raskob hatte keine Mühe gescheut, um ebenfalls an der Öffnung teilzunehmen. „Dies ist eine pragmatische Lösung und ich hoffe, dass dies nun der letzte Streich war.“
Das Thema Pontonbrücke beschäftigt die Beteiligten nun schon beinahe über Jahrzehnte. Federführend bei der Bauausführung war das Bochumer Tiefbauamt. Christoph Matten erläutert die wesentlichen Bestandteile, des acht-Punkte-Plans, auf den sich die Städte geeinigt hatten. „Jetzt wird sich zeigen, ob wir die endgültige Lösung für diesen Ort gefunden haben.“
Der Acht-Punkte-Plan wurde umgesetzt
Der Plan beinhaltet eine Einbahnstraßenregelung für die Lewackerstraße, die dort nur in Richtung Dahlhausen zu befahren ist. Radfahrer haben eine eigene Spur und können die Stelle und auch die Brücke in beiden Richtungen überqueren. Ampeln stellen sicher, dass die Fahrzeuge jeweils nur in eine Richtung über die Brücke fahren können. Nicht zu übersehen, ist die graue Blitzanlage, die künftig Verkehrsverstöße dokumentieren wird, so dass empfindliche Geldbußen für Rotlichtsünder anfallen. Um unbelehrbare Lastwagenfahrer vom Versuch abzuhalten, dennoch auf die Brücke zu kommen, sind mächtige mit Beton gefüllte Stahlpoller montiert worden, die ein wenig an die Grenzbefestigungen der ehemaligen DDR-Kontrollpunkte erinnern.
Die vielleicht ungewöhnlichste Maßnahme ist der Einsatz sogenannter Verkehrshelfer. Die Männer in ihren neonfarbenen Warnwesten werden von der Wittener Gesellschaft für Arbeit und Beschäftigungsförderung (WABE) gestellt. Zunächst einmal für die Dauer der diesjährigen Fahrradsaison werden sie an beiden Seiten der Brücke vor allem Radfahrer und Passanten ansprechen und sie über den die Verkehrssituation aufklären. In zwei Schichten sind jeweils zwei Helfer täglich zwischen sieben und 19 Uhr im Einsatz. Bei schlechtem Wetter können sie sich in einem Schilderhäuschen, unterstellen. Währen das auf der Bochumer Seite in Blau gehalten ist, ziert das am anderen Ufer natürlich rot. So rot wie Sattel und Zaumzeug des Pferdes des heiligen Georgs im Wappen Hattingens.
Verkehrsteilnehmer ignorierten Beschilderungen
Das hätte alles schon rund ein Jahr früher geschehen können. Denn die Stadt Bochum hatte eine zunächst provisorische Lösung vorgestellt. Ein Verkehrsversuch sollte das Projekt absichern. Aber: „Wir mussten leider feststellen, dass Menschen sich nicht an Regeln gehalten haben“, so der Bochumer Stadtbaurat Markus Bradtke. Videoaufnahmen dokumentierten, dass Autofahrer bei Rotlicht gefahren sind, die Einbahnstraßenregelung ignorierten oder Lkw-Fahrer sogar versuchten, mit ihren Zugmaschinen trotz Einengungen auf die Brücke zu gelangen. Damit galt der Fahrversuch für gescheitert.
Doch es hagelte Proteste aus allen Anrainergemeinden. Zwar nutzen im Tagesschnitt nur rund 1800 Kraftfahrzeuge, so eine aktuelle Zählung, das Bauwerk. Doch geht die Bedeutung der Pontonbrücke als Bindeglied im Südwesten über diese Zahlen weit hinaus. Für Radfahrer und Fußgänger bedeutet das Nadelöhr an der Ruhr ein beliebtes Bindeglied.
Jetzt war die Freude auf beiden Seiten des Grenzflusses Ruhr groß, der nun wieder rasch zu überqueren ist. Besonders freute sich Wojtek Radtke, Inhaber des Fitnessstudios, das nur einen Steinwurf von der Brücke entfernt liegt. „Rund zehn Prozent meiner Kunden nutzen diese Brücke. Vielleicht werden es jetzt sogar etwas mehr.“