Bochum-Langendreer/-Werne. Vor allem über die Provinzialstraße soll künftig der Verkehr aus dem Bochumer Osten abfließen. Die Politik lobt dieses Ergebnis eines Gutachtens.

Nun kommt auch ein Gutachten zu dem Schluss, der von der lokalen Politik im Bochumer Osten seit Jahren gefordert wird: Darin wird die Haupt- und Provinzialstraße vorgeschlagen, um den Verkehr zwischen den Bochumer Gewerbegebieten und der Autobahn-Anschlussstelle Werne/Lütgendortmund aufzunehmen. Gleichzeitig ist damit auch die von der Bezirksvertretung Ost schon mehrfach abgelehnte Variante „Werner Feld“ endgültig vom Tisch. Sie wird in der Studie auch nicht mehr benannt.

Die Freude im Bochumer Osten ist dementsprechend groß. Anfangs war nämlich noch die Nord-Route im Gespräch. Die angedachte Straße von Opel-Werk III hoch zur A 40 hätte den Grünzug Werner Feld durchschnitten und zudem wohl dafür gesorgt, dass das auch noch Naturidyll bebaut worden wäre. Politik und Bürgerinitiativen im Verbund konnten beides verhindern.

Die Karte zeigt die beiden Varianten, über die die aktuellen und zukünftigen Gewerbegebiete im Bochumer Osten optimal an das Straßennetz angebunden werden sollen: Nach Norden zur A 40 führt die Provinzialstraße, später könnte es eine Ost-West-Verbindung zur A 43 in Laer bzw. den Werner Hellweg geben, die auch den Güterbahnhof mit einschließt.
Die Karte zeigt die beiden Varianten, über die die aktuellen und zukünftigen Gewerbegebiete im Bochumer Osten optimal an das Straßennetz angebunden werden sollen: Nach Norden zur A 40 führt die Provinzialstraße, später könnte es eine Ost-West-Verbindung zur A 43 in Laer bzw. den Werner Hellweg geben, die auch den Güterbahnhof mit einschließt. © funkegrafik nrw | Marc Büttner

Und so überrascht es nicht, dass die Empfehlung der Machbarkeitsstudie, die B 235 (Hauptstraße / Provinzialstraße) umzugestalten und im Rahmen des sechsstreifen Ausbaus der A 40 die Anschlussstelle Lütgendortmund umzubauen, in der Bezirksvertretung Ost einstimmig beschlossen wurde.

Nicht einig ist man sich hingegen darüber, ob langfristig zudem eine neue Ost-West-Verbindung zwischen der A 43-Anschlussstelle in Laer und den ehemaligen Opel-Werksflächen II und III bzw. der B 235 anvisiert werden soll. Diese würde laut Gutachten „die vorhandenen Straßen vom Wirtschaftsverkehr entlasten und zugleich zu einer deutlich leistungsfähigeren und attraktiveren Anbindung der Gewerbeflächen im Bochumer Osten führen“.

Dies gelte umso mehr, wenn von der Deutschen Bahn Flächen des Güterbahnhofs-Ost aus dem Betrieb genommen werden sollten und diese gewerblich genutzt würden. Einen weiteren Vorteil sieht die Machbarkeitsstudie darin, dass in die neue Straßenverbindung auch der Radschnellweg RS 1 integriert werden könne.

Grüne und SPD bei möglicher Ost-West-Verbindung uneins

Speziell die Grünen haben bezüglich dieser Ost-West-Verbindung – anders als ihr Koalitionspartner SPD – Bauchschmerzen. „Die in Bochum anvisierte Verkehrswende sollte bessere Lösungen, vor allem in zehn bis 15 Jahren, anbieten, als weiterhin lediglich neue Straßen zu planen und in Kategorien des Individualverkehrs zu denken“, sagt Grünen-Sprecher Detlef Kühlborn, der künftig weniger in Straßen denken möchte. „Hier rufen wir zu mehr Mut und alternativen Ideen auf – wie wäre es z. B. mit der alten ,neuen’ Forderung nach mehr Güterverkehr auf Schienen?“

Politik gab Studie in Auftrag

Bei der Untersuchung der Entwicklungsmöglichkeiten der ehemaligen Werksflächen Opel II und III in Langendreer war deutlich geworden, dass für die angestrebte gewerbliche Nachnutzung der von Opel nicht mehr genutzten Werksflächen eine leistungsfähige und umfeldverträgliche Anbindung an das Autobahnnetz erforderlich ist.

Weil auch andere bestehende Gewerbeflächen in Werne und Langendreer zum Teil nur über eine unzureichende Anbindung an das übergeordnete Straßennetz verfügen, hatte die Politik die Stadtverwaltung beauftragt, eine integrierte Machbarkeitsstudie zur Verbesserung der Gewerbeflächen-Erschließung durchzuführen.

Die SPD steht der Ost-West-Verbindung offener gegenüber. Fraktionssprecher Dirk Meyer: „Die Entlastungsvariante wird nur notwendig, wenn der Güterbahnhof als Gewerbefläche entwickelt werden kann. Und das wollen wir ja.“ Für die Sozialdemokraten sei dies „ein Wenn-Dann-Spiel“. Es sei noch ein langer Prozess, denn aktuell wisse niemand, wie Opel die beiden eigenen Werksflächen künftig nutzen will und ob das Gebiet des früheren Güterbahnhofs mal als Gewerbefläche genutzt werden kann.

Meyer stellt aber klar: „Wir haben Gutachter beauftragt, und die haben die Entlastungs-Varianten hervorgehoben. Daher müssen wir auch den Auftrag geben, die Maßnahmen weiterzudenken. Es folgen dann ja auch noch Bürgerbeteiligungen. Die Straße ist noch lange nicht gebaut.“ Das sehen die meisten Mitglieder der Bezirksvertretung Ost ebenso. Mit breiter Mehrheit wurde auch diese Ost-West-Verbindung abgenickt. Ohne die Stimmen der Grünen allerdings.

„Problemzone“ Werner Hellweg könnte sich verschärfen

Wiederum einvernehmlich geben SPD und Grüne zu bedenken, dass der Verkehr über die Ost-West-Verbindung auf dem Werner Hellweg landen würde. „Und dieser Bereich ist schon jetzt eine Problemzone, die sich durch die rasante Bebauung des Robert-Müser-Gewerbegebietes noch verschärfen wird“, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme, die mit dem Wunsch endet, dass bei der weiteren Planung immer auch das große Ganze im Blick behalten wird.

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