Bochum. Zwei Minuten ohne Parkscheibe bei „Penny“ geparkt – schon hatte eine Bochumerin ein teures Knöllchen. Nun will sie andere warnen.

Das ist ein teurer Einkauf gewesen: Nicht wegen der im Discounter erworbenen Lebensmittel, sondern wegen der vergessenen Parkscheibe. Ein Knöllchen über satte 24,90 Euro hatte Ulrike Tuschen-Klages auf der Windschutzscheibe kleben – gerade einmal zwei Minuten, nachdem sie ihr Fahrzeug in der Tiefgarage von „Penny“ an der Herner Straße in Bochum abgestellt hatte.

„Ich bin um 12.28 Uhr ins Parkhaus eingefahren, der Strafzettel ist auf 12.30 Uhr ausgestellt“, berichtet sie. Ihre Vermutung: „Ich wurde beobachtet und abgezockt. Der Mitarbeiter hat offensichtlich darauf gelauert, dass ich mein Auto ohne ausgelegte Parkscheibe verlasse“, ärgert sie sich.

Supermarkt-Kundin in Bochum fühlt sich abgezockt

Erhalten hat Tuschen-Klages den Strafzettel nicht von „Penny“ selbst, sondern von der Firma „Fair Parken“. Sie überwacht im Auftrag des Supermarktes den Parkraum. Zu den Kunden der Gesellschaft mit Sitz in Düsseldorf zählen beispielsweise auch Supermärkte wie Edeka, Kliniken und private Immobilieneigentümer.„Fair Parken“ verspricht, Fremdparker fernzuhalten.

„Fair Parken“ betreut neun Parkplätze in Bochum

In Bochum arbeitet der Discounter „Penny“ seit 2016 mit „Fair Parken“ zusammen: Dies betrifft die Filialen an der Herner Straße, der Wiescherstraße und an der Alleestraße. Insgesamt betreut „Fair Parken“ neun Parkplätze in Bochum.

Das Unternehmen verweist auf Stornierungsregelungen: Wenn der betroffene Fahrer nachweisen könne, dass er zum entsprechenden Zeitpunkt einkaufen war, gäbe es klare Kulanzregelungen. Als Nachweis gilt zum Beispiel ein Kassenbeleg des Einkaufs.

Andreas Krämer, Pressesprecher bei „Penny“, erklärt dazu auf Nachfrage: „Penny beauftragt an wenigen ausgewählten Standorten, an denen das Problem der Dauer- und Fremdparker auf keine andere Art und Weise gelöst werden konnte, externe Dienstleister mit der Kontrolle der Parkplätze.“ Die meisten Parkplätze hätten keine entsprechende Regelung. Die Beauftragung von Dienstleistern sei demnach die „Ultima Ratio“, Penny ziehe daraus keine finanziellen Vorteile und es liege laut dem Sprecher im Interesse der Kunden, stets ausreichend Parkflächen zur Verfügung zu haben.

„Penny“ wehrt sich gegen die Vorwürfe

Tuschen-Klages fühlt sich dennoch abgezockt: „Ich habe mich über die Höhe des Strafzettels geärgert und darüber, dass ich von dem Mitarbeiter nicht angesprochen wurde“, sagt sie. Gerade in der aktuellen Krisenzeit, in der man an Maske und vielerorts an einen verpflichtenden Einkaufswagen denken müsse, empfinde sie das Vorgehen als unfair.

„Schrankenregelungen werden von unseren Kunden mehrheitlich abgelehnt und als unpraktisch empfunden“, begründet „Penny“-Sprecher Andreas Krämer die Zusammenarbeit mit dem externen Dienstleister weiter. Während sich im Internet Kunden zuhauf über „Parkabzocker“ und „Verbraucherfallen“ beschweren und rechtlichen Rat suchen, meint „Penny“: „An den Standorten, an denen wir Dienstleister einsetzen, gibt es viele positive Reaktionen von Kunden, die nunmehr wieder Parkplätze finden, die bisher von ,Langzeitparkern’ blockiert waren.“

Supermarkt-Parkplätze sind Privatbesitz

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Auch „Fair Parken“ erinnert auf seiner Internetpräsenz: „Die Parkplätze, mit deren Kontrolle wir beauftragt wurden, sind Privatbesitz.“ Auch wenn dort die Straßenverkehrsordnung gelte, seien sie kein öffentlicher Raum. „Daher entscheidet auch der Besitzer allein, wer seinen Parkplatz zu welchen Bedingungen nutzen darf.“ So wurde im Fall von Tuschen-Klages statt der üblichen 10 Euro Strafe bei Falschparken auf öffentlichem Verkehrsgrund mehr als das Doppelte fällig. „Dabei habe ich niemanden behindert oder zugeparkt, sondern nur eine Parkscheibe vergessen“, betont sie.

Bochumerin hat Strafe bereits bezahlt

Dass sie rein rechtlich trotzdem im Unrecht ist, weiß Tuschen-Klages. „Fair Parken“ ist verpflichtet, mit Hinweistafeln auf die verpflichtende Parkscheibe und die drohende Strafzahlung hinzuweisen. „Die habe ich wohl übersehen“, sagt Tuschen-Klages. Sie hat die Strafe bezahlt. „Ich werde dort aber nicht mehr einkaufen“, so Tuschen-Klages.

Auch andere Besucher des Supermarktes sehen das ähnlich, wie eine kleine Umfrage vor Ort belegt. „Ich kannte dieses System bislang nicht. Es klingt für mich aber nach Abzocke“, sagt beispielsweise Besucherin Irina Klüner. Auch Cansin Köktürk hatte davon noch nichts gehört. Sie hat einen anderen Tipp: „Wer mit dem Fahrrad einkauft, den betrifft das nicht. Fahrradfahren hat also einen weiteren Vorteil mehr.“