Bochum. Unzureichend habe Callcenter-Betreiber Kikxxl in Bochum auf das Coronavirus reagiert. So der Vorwurf. Das Unternehmen sieht sich jetzt gewappnet.
"Die nehmen das nicht ernst." So lautete der Vorwurf gegen Leitung und Mitarbeiter des Kikxxl-Callcenters im Jahrhunderthaus an der Alleestraße in Bochum zu Beginn der Corona-Krise.
Das Ordnungsamt war mehrfach da, die Bezirksregierung schickte einen Experten für Arbeitsschutz. Von drohender Schließung war die Rede. "Wir haben uns am Anfang schwer getan", räumt Geschäftsführer Erden Yildirim ein. "Aber jetzt haben wir ein gutes Niveau bei den Schutzmaßnahmen erreicht."
Der Ortsbesuch offenbart zumindest schon mal das: An eindringlichen Hinweisen in Form von Plakaten, Stickern und Bodenaufklebern fehlt es nicht. Schon an der Eingangstür erinnern die "Bereichsvorgaben" an die Regeln: Masken tragen, Abstand halten, Niesetikette wahren, Hände waschen, Ansammlung von Personen auch beim "Chillen" vermeiden. Und wer mit dem Aufzug runter fährt und vor oder neben dem Haus an den vorgeschriebenen Raucherplätzen eine Pause macht, der solle ebenfalls auf die Regeln achten. Dazu gibt es eine App zum Thema Corona und werden Beiträge auf dem Mitarbeiterportal veröffentlicht. Geradezu vorbildlich.
Diskussionen mit Mitarbeitern
Das sah vor nicht allzu langer Zeit offenbar noch anders aus. Der WAZ liegen Informationen vor, wonach zwischen den meisten der 240 operativen Arbeitsplätzen -- an denen sitzen die Telefonberater dicht an dicht -- zwar mit Plexiglasscheiben voneinander getrennt sind. "Auf Abstände wird allerdings keine Rücksicht mehr genommen. Weder von den meisten Kundenberatern, geschweige denn der Leitung werden weitere Vorschriften befolgt, Corona wird mittlerweile als Lüge der Regierung betitelt von den meisten", heißt es aus dem Kreis der Belegschaft im April.
Der Geschäftsführer räumt ein, dass es eine Sache sei, für eine gute technische Ausstattung zu sorgen, und eine andere, sicherzustellen, dass sich alle an die Vorgaben halten. "Es hat viele Diskussionen mit den Mitarbeitern über die Regeln gegeben", gesteht er. Es habe lange gedauert, alle Vorgaben durchzusetzen. Und seine Sorge sei, dass die Lockerungen in der Öffentlichkeit auch die Einhaltung der Regeln im Büro erschweren könnten. "Aber jetzt habe ich ein gutes Gefühl." Unterstrichen werde dies dadurch, dass der Krankenstand und die Mitarbeiterfluktuation derzeit so niedrig seien wie lange nicht.
Besucher sollen nur "Vorzeigeetagen" gesehen haben
Seit Anfang der Woche gilt Maskenpflicht bei Kikxxl. Wer die Etagen 6, 7 und 8 im Jahrhunderthaus betritt, der muss ebenso eine Maske tragen wie die Teilnehmer einer Schulung im Glaskasten auf der siebten Etage. Allein am Arbeitsplatz, geschützt von den Plexiglastrennwänden, sei es erlaubt, die Maske abzunehmen.
Etage 6, so heißt es, galt zu Beginn als "Vorzeigeetage". Dort seien Beobachter hingeschickt worden, weil die Sicherheitsmaßnahmen dort zuerst umgesetzt wurden. Die anderen Etagen habe niemand zu sehen bekommen. "Wir haben die Plexiglasscheiben in zwei Abschnitten angebracht", sagt Erden Yildirim. Jetzt seien alle Bereiche gut ausgestattet. Ständig sorge eine Putzfrau dafür, dass Klinken, Arbeitsflächen und anderes desinfiziert werden. Den Besuch der Zeitung habe er nicht angekündigt, damit ein unverfälschtes Bild entstehe.
Klare Linie habe gefehlt
Die Startschwierigkeiten bei der Umsetzung von Hygiene- und Sicherheitsvorschriften führt der Geschäftsführer im übrigen auch auf eine fehlende klare Linie zurück. "Es herrschte zu Beginn eine ziemliche Unsicherheit." Das Ordnungsamt Bochum etwa habe bei seinem ersten Besuch die kleinen Trennwände zwischen den Arbeitsplätzen gelobt. Der Arbeitsschutz der Bezirksregierung aus Arnsberg habe sie wenig später als völlig unzureichend bezeichnet und umgehend echte Trennwände gefordert.