Bochum. Die Folgen von Corona “werden größer sein als wir uns vorstellen können“, sagt IHK-Chef Eric Weik. Bochum schnürt daher einen Zehn-Punkte-Plan.

Mit einem Zehn-Punkte-Programm und 2,2 Millionen Euro will Bochum die lokale Gastronomie und den Handel ankurbeln. Vor allem die Innenstadt soll so nach den trüben Corona-Monaten wieder in Schwung kommen. Teil des Programms ist eine aufwändige Marketingmaßnahme -- einmal mehr in Anlehnung an Grönemeyers Song "Bochum" -- unter dem Slogan "Hier wo das WIR noch zählt".

Nach vielen anderen Maßnahmen in der Corona-Krise sei es jetzt Zeit, "Gastronomie und Handel in Angriff zu nehmen", sagt Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD). Beides sei wichtig für das Lebensgefühl einer Stadt. Dazu soll die schon bestehende Online-Plattform "Wir sind Bochum" weiter ausgebaut und Verbraucher dazu animiert werden, zwar online zu bestellen; dies aber bei Bochumer Firmen und Betrieben.

Freie Fahrt mit der Bogestra

Mit einem Mobilitätspaket soll der Besuch der City honoriert werden. Kostenlos parkt im Mai und Juni in einem der Parkhäuser in der Innenstadt, wer mindestens für zehn Euro einkauft. Immerhin eine Stunde soll noch im Juli und August umsonst geparkt werden können. Fahrradfahrer können, sofern sie für mindestens zehn Euro einkaufen, ihre Drahtesel in einer am Montag aufgestellten Fahrradwaschanlage auf dem Husemannplatz kostenlos säubern lassen. Und ab Oktober soll auch das Fahren mit Bus und Bahn gefördert werden: nämlich an insgesamt vier Samstagen, an denen in ganz Bochum das Bogestra-Angebot kostenlos genutzt werden kann. Allein diese Maßnahme kostet 240.000 Euro, die die Stadt dem Nahverkehrsunternehmen erstattet.

Weiteres Geld wird in die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt fließen. Kurzfristig und vorübergehend werden auf dem Husemannplatz und auf dem Dr.-Ruer-Platz neben der Kultur-Uhle zwei Spielplätze aufgebaut. Die Umgestaltung des Husemannplatzes wird nicht mehr Teil des vom Land geförderten Integrierten Stadtteilkonzepts (ISEK) sein, sondern von der Stadt kurzfristig mit städtischem Geld in Angriff genommen. 2,7 Millionen Euro kostet allein diese Maßnehme, die nicht Teil des Zehn-Punkte-Plans ist.

Prominente unterstützen Kampagne

Zum Paket gehören außerdem u.a. der Verzicht auf Sondergebühren für das gesamte Jahr für Freisitze der Gastronomie (190.000 Euro), eine Marketingfonds speziell für die City, bei der die Stadt jedem privat investierten Euro drei Euro beisteuert (375.000 Euro) und verschiedene Marketing-Maßnahmen. BoMarketing, das im Vorjahr mit den Dinos einen Werbe-Coup gelandet hat, verwirklicht eine Open-Air-Galerie in der Innenstadt. Bochumer Kinder und Erwachsene fotografieren dazu ihre Lieblingskuscheltiere samt Atemschutzmaske und laden es auf www.bochum-tourismus.de hoch. Die pfiffigsten 180 Bilder werden in der Innenstadt auf Großplanen gezeigt. Verbunden wird das mit einem Quiz.

Und schließlich soll die Kampagne "Hier, wo das WIR noch zählt" wirken. Sie soll Dankbarkeit für die Solidarität und Hilfe in der Corona-Zeit ausdrücken und zugleich Mut und Vertrauen vermitteln. Prominente Köpfe stellen sich dafür in den Dienst der Sache: zum Beispiel Kabarettistin Esther Münch und Unternehmer Hugo Fiege ("Auf ein WIR").

IHK-Chef ist begeistert

Aus Sicht von Eric Weik, dem Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittleres Ruhrgebiet, ist das alles zusammen nicht nur ein rundes Paket. "Es ist beispielgebend, was hier heute in Bochum passiert. Die Folgen des Shutdown werden größer sein als wir uns bisher alle vorstellen können. In vielen Städten wird die Gelegenheit genutzt, um über oder Sparmaßnahmen zu reden. Dass die Stadt Bochum in dieser Situation voran geht, das ist großartig. Jetzt sind die Konsumenten an der Reihe."

Die IHK ist neben der Stadt sowie dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga, der Initiative Bochumer City (Ibo), der Bochum Wirtschaftsentwicklung und der Bochum Marketing GmbH aktiv an dem Zehn-Punkte-Programm beteiligt. Und dieses Programm werde auch, so OB Eiskirch, von allen Fraktionen im Rat nahezu einhellig mitgetragen.

Linken-Fraktion übt Kritik

Allerdings gibt es auch Kritik von der Linken-Fraktion. "Maßnahmen zur Entlastung der Beschäftigten in der Innenstadt fehlen, und Überlegungen zur Steigerung der Kaufkraft von einkommensschwächeren Haushalten auch", sagt der Fraktionsvorsitzende Horst Hohmeier. Seine Fraktion kritisiere außerdem, dass zwar die Wirtschaft und ihre Vertreter, aber offenbar nicht Gewerkschaften, Arbeitnehmervertretungen und sozialen Träger mit ins Boot genommen wurden. Außerdem habe es keine politische Debatte über das Maßnahmenpaket gegeben.

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