Bochum. Die Kunstszene in Bochum liegt wegen Corona brach. Aber die Künstlerinnen und Künstler sind nicht untätig. Wir blicken in die Ateliers.

Der Kulturbetrieb in Bochum liegt wegen Corona still, das heißt aber nicht, dass die Akteure ihre Kreativität verlassen hätte. Im Gegenteil. Aber sie wird in andere Kanäle gelenkt, und manches, was gestern noch gültig war, verkehrt sich ins Gegenteil. Die WAZ hat sich unter Künstlerinnen und Künstler umgehört. Wie erleben sie die Krise?

Kein Publikum, keine Einnahmen

Die Malerin Uta Hoffmann, 2. Vorsitzende des Bochumer Künstlerbundes, schließt, Corona hin oder her, nach wie vor jeden Tag ihr Atelier in Weitmar auf, um zu arbeiten. Für die Bochumerin hat sich manches verändert: „Normalerweise präsentierte ich meine Kunst in zwei ständigen Verkaufsräumen in Attendorn und Bochum“, sagt sie, „aber die standen nach dem Shutdown nicht mehr zur Verfügung.“ Kein Publikum, keine Einnahmen.

Mit Farben und Material eingedeckt

Immerhin sei die Durststrecke jetzt überwunden: „Meine Kollektion in der Galerie von Bettina Kretschmer in Linden ist wieder geöffnet“, sagt Hoffmann. Eine für Hattingen geplante Einzelausstellung fiel allerdings ins Wasser. Doch sie bleibt tatendurstig: „Ich hatte mich vorsichtshalber schon vor der durch Corona bedingten Schließung der Geschäfte mit Material, Farben, Pinsel, Leinwand eingedeckt. Das sollte bis zum Jahresende reichen“, sagt Hoffmann, die auf großformatige, farbstarke Bildtafeln spezialisiert ist.

Viele Nächte waren schlaflos

Die Krise beschäftige sie als Künstlerin stark: „Viele Nächte waren schlaflos, ich grübele über das, was zurzeit passiert, und versuche, den inneren Blick auf meine Kunst umzulenken.“

Zwar werde sie demnächst keinesfalls plakative „Corona-Bilder“ malen, aber die durch das Virus bedingten Prozesse der letzten Wochen beeinflussen ihre Tätigkeit doch: „Ich merke, dass der Strich und mein Farbauftrag eruptiver werden, ich arbeite nicht mehr so überlegt, sondern viel spontaner als früher.“ Ihre Bilder wirkten nun auch nicht mehr so harmonisch wie ehedem, sagt Uta Hoffmann.

Masken-Objekte wurden zum Erfolg

Christoph Platz ist ein Holzbildhauer, dessen Werkstatt lange an der Oskar-Hoffmann-Straße in einem Hinterhof-Atelier war. Dort entstanden auch jene Kunstwerke, die zurzeit besonders gefragt sind – und zwar bereits vor 17 Jahren!

Tatsächlich erwies sich der Künstler damals als visionär. 2003 hatte Platz eine Wandarbeit erstellt, die nun eine merkwürdige Aktualisierung erfährt: „Sacra Conversazione“ hieß seine Installation mit Mundschutzobjekten im Meistermann Museum Wittlich. Die Masken-Objekten bestehen aus Zellan, einer gipsähnlichen, harten Gießmasse, die rückseitig in Magenta oder Blau eingefärbt ist.

Alte Arbeiten blieben zeitgemäß

„Die Masken stoßen auf einmal auf viel positive Resonanz“, freut sich Christoph Platz. Gut die Hälfte seiner Mundschutz-Objekte hat er in diesen Tagen abverkauft, „und ich könnte auch noch weitere gießen.“ Mit noch einer anderen Arbeit war Platz vorausschauend. 2001, also vor immerhin 19 (!) Jahren, entstanden Holzschnitte mit dem Titel „Let’s talk about art“; abgebildet sind: Mundschutz-Masken! Nun will der Künstler dieses Kunst-Blatt (38 x 19,5 cm) als Covid-19-Sonderauflage nachdrucken. Bestellungen sind über seine Homepage möglich.

"Grundeinkommen muss jetzt kommen!"

Andere freischaffender Künstler haben zunehmend Probleme, ihr Arbeits- und Privatleben zu finanzieren, je länger die Krise dauert. So Jochem Ahmann, der als Ein-Mann-Betrieb neben seiner malerisch-kreativen Tätigkeit von Malkursen und VHS-Workshops lebt. „Das liegt jetzt alles auf Eis“, sagt Ahmann, „denn niemand bucht noch Kurse, die im Sommer vielleicht gar nicht stattfinden.“

Der Bochumer hatte schon vor Wochen dringend staatliche Hilfe angemahnt, um über die Runden zu kommen. Aus Ahmanns Sicht wäre kurzfristige Unterstützung für Freiberufler, Künstler, Studenten und Sonstige von der Corona-Krise finanziell Betroffenen ganz einfach zu realisieren: „Durch bedingungsloses Grundeinkommen für sechs Monate statt Hilfskredite.“

>>> Info: Für Künstler in Not spenden

Die Initiative "Kunst Nothilfe Bochum" wurde Mitte April unter dem Motto "Bochumer helfen Bochumern" gestartet, inzwischen sind über 6000 Euro an Spenden zusammengekommen.

Eine Jury wird um die Vergabe der von Künstlerinnen und Künstlern beantragten Unterstützungsgelder entscheiden. Aber es gibt auch Kritik an der Verteilung.

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