Bochum-Weitmar. Die geplante Bebauung am Schlosspark in Bochum-Weitmar wird im Ort weiter kontrovers diskutiert. Nun kommt eine ganz neue Variante ins Spiel.
Die einen freuen sich über neuen Wohnraum an attraktiver Stelle im Stadtteil, die anderen halten das Projekt für überdimensioniert. Kaum ein Thema – mal abgesehen von Corona – wird in Bochum-Weitmar im Moment so hitzig und kontrovers diskutiert wie das geplante Neubaugebiet an der Schloßstraße, in unmittelbarer Nähe zu Schlosspark und Springorum-Radweg. Nun bringt ein Bürger eine ganz neue bauliche Variante für das Wohngebiet ins Spiel.
Ein Schloss für die Schloßstraße – so stellt sich ein Bochumer das neue Wohngebiet in Weitmar vor
„Warum hat der Park rund um das Haus Weitmar den Namen ,Schlosspark’?“, fragt Jürgen Dassow. „Warum hat die Straße, die zu diesem Park führt, den Namen ,Schloßstraße’? Was liegt da näher, als die Wohnbebauung, die jetzt an der Schloßstraße entstehen soll, in Form eines Schlosses zu gestalten, damit das Ganze einen Sinn ergibt?“
Seine Überlegungen hat Jürgen Dassow auch zu Papier gebracht und einen eigenen Planentwurf skizziert. „Es ist der Entwurf eines Laien und bedarf natürlich der Überarbeitung durch Architekten“, weiß Dassow. Vorstellbar sind seiner Meinung nach viele Schlossvarianten. „Alle von der Kommunalpolitik geäußerten Bedenken könnten bei diesem (Wohn)schlosskonzept ausgeräumt werden“, findet er. „Die Allee an der Schloßstraße könnte nahezu vollständig erhalten werden. Nur unmittelbar an der Einfahrt von der Hattinger Straße aus müssten zwei Bäume weichen.“
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Aktuell wurden die Bäume, die dem Neubaugebiet zum Opfer fallen sollen, mit Trauerflor versehen. Dazu bietet die neu gegründete „Initiative Weitmar“ Infos zu den Bauabsichten. Laut Bebauungsplan 964 sollen auf dem bislang landwirtschaftlich genutzten Acker neben dem Park sowie auf Teilen des angrenzenden Friedhofs insgesamt 270 neue Wohnungen und eine Kita entstehen. Die Bezirksvertretung Südwest verband ihr Okay mit der Bedingung, die Pläne um mindestens 50 Wohnungen zu reduzieren.
Der Bereich der Einmündung zur Hattinger Straße bleibt laut Jürgen Dassow der neuralgische Punkt „und es bedarf eines Verkehrsgutachtens, das eine klare Aussage darüber trifft, wie viele Wohneinheiten der Anschluss an die Hattinger Straße verträgt“. Das „Schloss“ könne man dann mit relativ geringem planerischen Aufwand entsprechend anpassen.
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Auf dem städtischen Teil des Bebauungsplan-Gebietes – der andere, größere Teil gehört der Stiftung Situation Kunst) könnten Dassow zufolge Grundstücke für Ein- bzw. Zweifamilienhäuser entstehen, z.B. für die Wissenschaftselite der Ruhr-Universität. „Ein Großteil der Kompensation für die Versiegelungen könnte direkt im B-Plan Gebiet erfolgen, die Allee könnte erhalten bleiben, ebenso der Parkplatz für die Galerien. Auch ein Bus-Parkplatz für Galerie-Besucher wäre mit einbezogen.“
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Jürgen Dassow hat sein Schloss-Konzept an alle politischen Fraktionen geschickt; mit der Bitte, es in Ruhe auf sich wirken zu lassen, darüber zu diskutieren und gegebenenfalls die Verwaltung damit zu beauftragen, die Planung auf ihre Realisierbarkeit zu prüfen. Dassow: „Ich bin davon überzeugt, dass der Investor die Kompetenz besitzt, ein Schloss zu errichten.“ Man solle an die zahlreichen Bochumer Bürger denken, die dieses Naherholungsgebiet nutzen. „Man will als Erholungssuchender ja auch etwas ,für’s Auge’ haben.“
Kritik am Bauprojekt
Trotz seiner eigenen Überlegungen, das „Filetstück“ zwischen Schlosspark und Schloßstraße schlossähnlich zu bebauen, sieht Jürgen Dassow das ganze Projekt weiterhin kritisch. Seiner Meinung nach verstößt der Bebauungsplan sowohl gegen den Masterplan Freiraum als auch gegen den regionalen Flächennutzungsplan (RFNP).
Im Masterplan Freiraum der Stadt Bochum sei das Plangebiet an der Schloßstraße komplett als „kommunaler Grünzug“ ausgewiesen, gemäß RFNP sei der städtische Teil des Plangebietes sogar dreifach zugeordnet: als „Grünfläche“, „Bereich zum Schutze der Landschaft und landschaftsorientierten Erholung“ und als „Regionaler Grünzug“.
Jürgen Dassow war in den vergangenen Jahren als Kritiker der Bebauung am Bahnhof Weitmar (heißt heute „Mark’scher Bogen“). Gebaut hat dieses Wohngebiet die Eckehard Adams Wohnungsbau GmbH. Das Unternehmen aus Essen übernimmt auch das Projekt an der Schloßstraße.
Etwas überraschend ist, dass Jürgen Dassows Entwurf recht wuchtig daherkommt. Und dies, wo er selbst zuvor das Ausmaß der geplanten Bebauung kritisiert hatte. Speziell die beiden an der Schloßstraße vorgesehenen Wohntürme, die einen Tor-Charakter für das neue Wohngebiet haben sollen, würden die Gesamtoptik zum Schlosspark hin verschandeln, hatte er jüngst in einem Leserbrief an die WAZ geschrieben. Dassows Planentwurf sieht allerdings selbst Türme vor.
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Über die geplante Bebauung an der Schloßstraße wird der Rat in seiner Sitzung am Donnerstag, 30. April, um 15 Uhr im Ruhr-Congress final entschieden. Ebenso über den Bau eines Edekas an der Karl-Friedrich-Straße in Weitmar-Mark.