Bochum. 40 Fahrzeuge waren am Sonntag in Bochum beim ersten Autogottesdienst in der Coronakrise zugelassen. Es galten strenge Regeln. Hupen war verboten.

Winken ist erlaubt, als Beifallsbekundung aus dem offenen Fenster sogar ausdrücklich erbeten. Auch die Warnblinkanlage darf zum Einsatz kommen: bei jedem "Amen", bei jedem "Halleluja". Nur Hupen ist verboten. Es gilt, die Dezibel-Grenze einzuhalten. Ebenso außergewöhnlich wie der Schauplatz war das Regelwerk beim ersten Bochumer Auto-Gottesdienst in Corona-Zeiten am Sonntag an der Gahlenschen Straße in Hamme.

Die Evangelische Freikirche in Bochum geht mit der Zeit. Hervorgegangen aus der Freien Christengemeinde, nennt sich die Glaubensgemeinschaft mit ihren mehr als 60 Stammbesuchern nun "Ruhr City Church". Intensiv werden die sozialen Netzwerke bespielt - vor allem derzeit, da die regulären Gottesdienste mit Kinderprogramm im "Campus Bochum" an der Gustavstraße ausfallen müssen. Stattdessen gibt's jeden Sonntag neu eine "Online-Message" im Netz.

Offene Ohren in der "Bar Celona"

Das kann, das muss nicht alles sein, dachte sich Pastor Marc Strunk, als er erfuhr, dass das Autokino in Essen trotz Corona geöffnet ist. Schnell war im Team die Idee geboren: Lasst uns einen Auto-Gottesdienst feiern! Mangels Autokino in Bochum am besten auf einem großen Parkplatz.

In der "Finca & Bar Celona" traf Marc Strunk auf offene Ohren - und Seelenverwandte. Wie die modernisierte Freikirche ist auch Restaurant-Betreiber Alexander Brambrink stets für innovative Ideen offen. Das Public Viewing zur Fußball-WM 2018, die neue Eisstockbahn 2019 auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt oder Dienstwagen für alle Azubis sind dafür nur drei Beispiele.

Jeder zweite Parkplatz blieb frei

So kam die Antwort der Gastronomen auf die Anfrage prompt: Selbstverständlich kann die "Ruhr City Church" den Parkplatz kostenlos nutzen. Das Restaurant hat dafür aktuell eh keinen Bedarf. Seit Mitte März ruht der Betrieb. Die Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Es gibt nur einen Außer-Haus-Verkauf und "Coffee to go".

"Auch das Gesundheits- und Ordnungsamt haben uns gut unterstützt", berichtet Marc Strunk. Die wichtigsten Auflagen der Behörden: Es dürfen maximal 40 Autos auf das Gelände. Zwischen jedem Fahrzeug muss wegen des Mindestabstands ein Stellplatz frei bleiben. Pro Pkw sind zwei Personen erlaubt, bei Familien auch mehr. Die Besucher dürfen die Autos nicht verlassen - von Toilettengängen abgesehen. Mundschutzpflicht besteht nicht.

Holzpaletten dienen als Podest

Binnen weniger Tage waren die 40 Plätze vergeben. "Schön, unseren Parkplatz mal wieder so voll zu sehen", freut sich "Bar Celona"-Betriebsleiterin Lydia Ressing, als am Sonntag ab 10 Uhr die Gläubigen vorfahren.

Die Ausstattung für den himmlischen Außentermin ist schlicht, aber effizient. Dreimal drei Holzpalatten als Podest, zwei Grünpflanzen als Deko, zwei Lautsprecherboxen für die Beschallung, ein Holzkreuz: Fertig ist der Rahmen für die Open-Air-Messe unter strahlend blauem Himmel.

Popsongs und Werbeblock

Live-Musik mit christlichen Popsongs, Gebete, eine Predigt von Marc Strunk: Es ist ein fast normaler Gottesdienst, den die mehr als 100 Besucher zelebrieren. Bis auf das Winken. Bis auf die Warnblinkanlagen. Und bis auf den "Werbeblock" für den Lieferservice der Gastgeber, bei dem der liebe Gott ganz sicher ein Auge zugedrückt hat.

Ob die "Ruhr City Church" ihren Ausflug an die Gahlensche Straße wiederholen wird, ist offen. Immerhin sind Gottesdienste ab 1. Mai wieder erlaubt, wenn auch mit strengen Auflagen.