Bochum. Altenheim-Bewohner könnten bald wieder Besuch von ihren Verwandten bekommen. Möglich macht das die ungewöhnliche Idee eines Bochumer Zeltbauers.

Wer Kontakt zu seinen Angehörigen im Altenheim oder Krankenhaus halten will, muss sich aktuell auf Telefonate und Videochats beschränken. Ein Bochumer Zeltbauer will das nun ändern – und so seine Mitarbeiter aus der Kurzarbeit holen: Ein besonderes Zelt soll die Lösung sein.

„Ich habe dieses Foto gesehen: Eine Oma legt ihre Hand von Innen und ihre Enkelin von Außen an die Fensterscheibe des Altenheims“, sagt Zeltbauer Berthold Cremer, „da kam mir die Idee!“ Cremer suchte sich Zeltmaterialien zusammen und entwarf den Besuchszelt-Prototyp, mit dem der Besuch von Angehörigen ohne Infektionsgefahr möglich sein soll.

Bochumer stellt normalerweise Zelte auf dem Zeltfestival auf

„Das ist ein Pagodenzelt drei mal drei Meter mit einem bruchsicheren Glaselement in der Mitte“, erklärt Berthold Cremer, „zwei Rampen an beiden Seiten machen das Besuchszelt außerdem komplett barrierefrei.“ Alle Baukastenelemente, Materialien, Lampen und Möbel für die Besuchszelte habe er schon vorrätig an seinem Standort in Bochum-Wattenscheid.

Zeltbauer Berthold Cremer (vorn)  bietet sein Besuchszelt nun Altenheimen und Krankenhäusern an. Seinen Prototyp testet der Bochumer mit seinem Nachbarn Freddy Mondin (hinten) aus.
Zeltbauer Berthold Cremer (vorn) bietet sein Besuchszelt nun Altenheimen und Krankenhäusern an. Seinen Prototyp testet der Bochumer mit seinem Nachbarn Freddy Mondin (hinten) aus. © Olaf Ziegler / FUNKE Foto Services

Sommer für Sommer rüstet der Inhaber von Cremerevents Eventlogistik Veranstaltungen wie das Zeltfestival mit großen Zeltbauten aus. Aufgrund der Coronakrise sind seine zehn Mitarbeiter nun in Kurzarbeit. Doch das soll jetzt vorbei sein: „Wir bieten nun unsere Besuchszelte Krankenhäusern und Altenheimen an, damit Angehörige sich zumindest durch eine Glasscheibe sehen können.“

Zahlreiche Altenheime fragen nun bei dem Zeltbauer an

Cremer verschickt nun Fotos und ein Kurzexposé seiner Idee. „Nach wenigen Tagen habe ich zwei Anfragen von Bochumer Altenheimen und von einer Gruppe mit acht Altenheimen aus Dortmund erhalten“, sagt Cremer, „dann kamen noch konkrete Anfragen aus dem Kreis Olpe, Düsseldorf und acht Anfragen aus Essen.“

Seine Mitarbeiter würden nun mit „unglaublicher Energie“ daran arbeiten, die Zelte zu verbessern. „Alle Elemente lassen sich desinfizieren, die Zeltwände bestehen aus abwaschbaren PVC-Planen“, erklärt der Zeltbauer.

Lions Club will die Zelt-Miete von 900 Euro spenden

Für die Zelt-Miete inklusive Auf- und Abbau müssten Seniorenheime monatlich rund 900 Euro zahlen. Da diese aktuell ohnehin viele zusätzliche Kosten tragen müssten, hofft Cremer auf eine Alternative.

„So eine Sponsoring-Geschichte wäre mega“, sagt der Zeltbauer, „wir haben gestern eine Anfrage von den Lions Clubs erhalten. Die wollen ein Besuchszelt für ein Altenheim spenden.“ Nun hoffe er auf weitere Firmen, die Krankenhäusern oder Pflegeheimen das spezielle kontaktlose Besuchszelt finanzieren.

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