Bochum-Mitte. Ob Supermarkt, Wohnhäuser, Büros oder Klinikanbau: In Bochum stehen in nächster Zeit viele Baumaßnahmen an. Dafür aber müssen Bäume weichen.

In Bochum wird weiter fleißig gebaut, und auf zahlreichen Grundstücken stehen den Bauvorhaben Bäume im Weg. Stadt und Politik genehmigen die Abholzungen, die – wegen der Vogelbrutzeit – mit einer Ausnahme erst im Herbst vorgenommen werden dürfen.

Die Kinderklinik für Kinder- und Jugendmedizin baut an ihrem Standort an der Alexandrinenstraße am Stadtpark ein Versorgungszentrum für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit seltenen Krankheiten. „Ein Leuchtturmprojekt“, so Vassilios Psaltis, Sprecher des katholischen Klinikums. Das Land unterstützt das Vorhaben mit sechs Millionen Euro. Die Summe fließt vollständig in die Versorgung von Patienten mit der Nervenerkrankung Chorea Huntington und weiteren seltenen Erkrankungen.

Abholzungen im Verbotszeitraum

Für den zweigeschossigen Neubau, der eigentlich schon vor einem Jahr begonnen werden sollte, müssen sechs Bäume gefällt werden. „Das wird auf den letzten Drücker passieren“, so Psaltis. Als Ersatz werden 20 Laubbäume gepflanzt. Veränderungen in der Planung wurden wegen der Versorgung von Corona-Patienten erforderlich. Ein Baustart-Termin steht noch nicht fest.

Gesetz zum Schutz der Tiere

Die Vogelbrutzeit beginnt offiziell mit dem 1. März und endet mit dem 30. September. In diesem Zeitraum gilt ein den Fäll- und Schnittverboten nach dem Bundesnaturschutzgesetz für Hecken, Bäume und Sträucher.

Ziel des Gesetzes ist es, Tiere zu schützen, die Bäume und Sträucher als Lebensraum nutzen. Der Zeitraum berücksichtigt die Reproduktionszeit der meisten Tierarten. Somit können Vögel ungestört brüten und Baumbewohner wir Eichhörnchen oder Baummarder ihre Jungen großziehen.

Auch Insekten profitieren von der Regelung. Hummeln, Bienen oder Schmetterlinge finden im Frühling und Sommer damit mehr nektarreiche Blüten vor.

Im letzten Umweltausschuss teilte die Verwaltung mit, dass die Baumfällungen voraussichtlich sehr zeitnah erfolgen müssen, spätestens aber im Juni/Juli. Damit fallen die Rodungsarbeiten in den Verbotszeitraum. Dies sei mit einem Fachgutachter und der Unteren Naturschutzbehörde unter Auflagen abgestimmt.

28 Laubbäume als Ersatz

Zwölf Bäume müssen der geplanten neuen Adresse der Kreativwirtschaft samt Tiefgarage zwischen der Kreuz- und der Neustraße weichen; das wird ab Oktober möglich sein, wie Katrin Müller vom Presseamt miiteilt; auch der Spielplatz wird überbaut. Zwar handele es sich, so das Umweltamt, um ein geschütztes Dutzend Bäume, doch wäre bei Erhalt die geplante Nutzung nicht realisierbar. Hier soll es Ersatz durch 28 Laubbäume auf anderen Flächen im Stadtgebiet geben.

Über fünf Jahre wurde immer wieder spekuliert, ob Aldi an der Herner Straße 53-55, an der U-Bahnhaltestelle Bergbaumuseum, direkt neben der Eisenbahnbrücke, einen neuen Supermarkt bauen will. 2014 hatte der Discounter seine dortige Filiale geschlossen. Seither gab es verschiedene Pächter in dem Gebäude. Aldi setzt auf ein Modernisierungskonzept, wonach die Märkte heller und übersichtlicher gestaltet werden sollen. Für den Neubau wird ein 17 Meter hoher Berg-Ahorn abgesägt, denn er steht der geplanten Lkw-Zulieferung in der Kurve zur Westhoffstraße im Weg. Aldi wird 1200 Euro zahlen und an der Hofsteder Straße 22 für Ersatz sorgen.

Neue Kita in Hamme

Für eine fünfzügige neue Kita an der Feldsieper Straße 131a in Nachbarschaft zur 2008 geschlossenen Dreifaltigkeitskirche in Hamme muss ein Straßenbaum, eine 13 Meter hohe Esche, gefällt werden. Sie wächst im Bereich der geplanten, notwendigen Feuerwehrzufahrt. Eine Ersatzpflanzung ist an der Feldsieper Straße Nr. 25 vorgesehen.

Ein Mehrfamilienhaus ist an der Friederikastraße 167a geplant. Sieben Bäume im Alter zwischen 25 und 60 Jahren sollen dafür verschwinden. Ersatz ist durch zwölf Laubbäume vorgesehen, Platz wäre laut Verwaltung auf dem Grundstück.