Bochum-Riemke. Nach dem Abriss des Möbelhauses Unger in Bochum vor acht Jahren ist auf dem Areal nichts mehr passiert. CDU-Riemke drängt die Stadt zu handeln.

Eine zuwuchernde Brachfläche erinnert heute nicht mehr an eine lange unternehmerische Geschichte: 1999 gaben etwa 100 Mitarbeiter ihren Kampf gegen die Schließung des Möbelhauses Unger an der Rensing- / Ecke Herner Straße auf. Dann stand das Gebäude über zehn Jahre leer und entwickelte sich zur verwahrlosten Schrottimmobilie, bevor Ende 2011 der Abriss erfolgte. Seither folgten Pläne auf Pläne, wie das Areal wiederbelebt werden könnte, doch passiert ist nichts.

CDU-Ratsmitglied Lothar Gräfingholt hatte den Standort seit dem Rückzug von Unger im Fokus und war erleichtert – wie alle Fraktionen – als der verfallene Bau endlich verschwand und Ideen zur Neunutzung aufkeimten. Doch realisiert wurde keine.

Stadt spricht mit dem Eigentümer über mögliche Lösungen

Der Vorsitzende des CDU-Ortsverbands Riemke findet: „Mit dem jetzigen Zustand können wir uns doch nicht zufrieden geben.“ In der letzten Ratssitzung im März hatte Gräfingholt deshalb eine umfangreiche Anfrage gestellt, die in der nächsten Sitzung am 30. April von der Verwaltung beantwortet wird.

Viel kann die Stadt selbst nicht ausrichten; lediglich mit dem Eigentümer über mögliche Lösungen verhandeln, was sie nach eigenen Angaben seit geraumer Zeit auch tut. Es habe Investoren gegeben, die aber aus unbekannten Gründen allesamt absprangen, erklärt die Stadt. Das Möbelunternehmen Hardeck aus Laer hatte das Grundstück einst erworben, es dann aber weiter veräußert. Konkrete Absichten des aktuellen Eigentümers seien, so das Amt für Stadtplanung und Wohnen, nicht bekannt.

Eingangssituation für Pendler

„Das Thema lag mir schon lange auf der Seele“, so Gräfingholt. „Schließlich ist es nicht irgendein Standort in Riemke, sondern bildet eine Eingangssituation für Pendler aus Recklinghausen und Herne. Dass wir die Fläche so lange haben liegen lassen, ist nicht nachvollziehbar. Wir können nicht passiv abwarten, ob irgendwann jemand kommt und eine Neubebauung lostritt.“ Für ihn ist auch unverständlich, dass der Eigentümer nicht reagiere: „Eine Brachfläche wirft nichts ab.“

Die Brachfläche des ehemaligen Möbelhauses Unger zwischen Herner Straße und Rensingstraße (im Hintergrund u.a. Vodafone und Firma Breuer) wuchert allmählich zu.
Die Brachfläche des ehemaligen Möbelhauses Unger zwischen Herner Straße und Rensingstraße (im Hintergrund u.a. Vodafone und Firma Breuer) wuchert allmählich zu. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski


Nach dem Abriss des alten Möbelhauses war geplant, einen Bürotrakt zu errichten in Anlehnung an den Trimonte-Park. Dazu musste der Bebauungsplan geändert werden, denn bis dato war von einer möglichen Weiternutzung des Areals als Möbelhausstandort ausgegangen worden. 2014 mietete die Stadt einen Teil des Geländes von Hardeck an und errichtete einen Park-&-Ride-Platz. Der aber wurde so schlecht angenommen, dass der Parkplatz 2016 aufgegeben wurde.

Büronutzung wäre erwünscht

Die Büronutzung war eine städtebaulich gewünschte Nutzungsvariante, die seitens der Verwaltung unterstützt wurde, da damit auch den Zielen des Entwicklungskonzepts „Interkommunales Gewerbegebiet HER-BO-43“ gefolgt werden könnte. Dieses sieht für den Bereich eine kleinteilige, überwiegend drei- bis viergeschossige Bebauung mit nicht störendem Gewerbe und eine straßenbegleitende mehrgeschossige Bebauung entlang der Herner Straße vor.

Zwar handelt es sich nicht um eine 1-A-Lage, jedoch verfügt der Standort über eine gute verkehrstechnische Anbindung durch den Anschluss an die A 43 und an die U 35. Dennoch wurde auch dieses Vorhaben nach Angaben der Verwaltung vom Eigentümer nicht weiter verfolgt und das Bebauungsplanverfahren damit nicht weitergeführt. An das Gelände grenzen mehrere Wohnhäuser an. Bei gewerblichen Nutzungen muss dies lärmtechnisch berücksichtigt werden.

Eine Büronutzung, ergänzt durch Wohngebäude, würde Lothar Gräfingholt durchaus begrüßen, ebenso die Ansiedlung kleiner Gewerbebetriebe. „Natürlich müsste der Investor den Bedarf abklopfen.“

Anfragen für einen Hotelbau

Darüber hinaus gab es Anfragen zur Errichtung eines Hotels. Prinzipiell, so die Verwaltung, sei diese Nutzung in Form eines mehrgeschossigen Baukörpers entlang der Herner Straße ebenfalls denkbar.

Ein Hotel hält der CDU-Politiker indes für wenig aussichtsreich: „Angesichts der Vielzahl neuer Hotels, die derzeit gebaut oder geplant sind in Bochum, sehe ich hier keinen Bedarf.“ Zumal es ein kleines Hotel nicht weit entfernt, an der Cruismannstraße, bereits gebe.

Die Stadt will mit dem Eigentümer im Gespräch bleiben. Bei einvernehmlichen Planungen könnte die Entwicklung des Standortes derzeit auch ohne Bebauungsplan erfolgen, dann nach § 34 Baugesetzbuch, wonach sich neue Vorhaben der bebauten Umgebung anpassen müssen. Für komplexere Planungen, müsste der alte Bebauungsplan Nr. 847 im Sinne eines mit dem Investor abgestimmten Bebauungsplans weitergeführt werden.