Herne/Bochum. . Herne und Bochum entwickeln gemeinsam das interkommunale Gewerbegebiet Hibernia. Eine Verkehrsuntersuchung soll nun helfen, die Straßen leistungsfähiger zu machen.
Kommunen konkurrieren zumeist heftig um Neuansiedlungen von Unternehmen. Dass zwei Nachbarn Stadtgrenzen überwinden können, um gemeinsam ein Gewerbegebiet zu betreiben, machen Bochum und Herne vor.
Her-Bo 43, so der Arbeitstitel für das Gebiet zwischen Riemke und Holsterhausen, umfasst 233 Hektar. Der größere Teil ist das Gewerbegebiet Hibernia mit ca. 130 ha auf Herner Seite. Dort gibt es mehrere private Eigentümer, auch der Stadt gehören Flächen. Die ehemalige Bochumer Nokia-Fläche (103 ha), hat die Essener Thelen-Gruppe gekauft; der Projektentwickler belebt das Areal Stück für Stück mit neuen Mietern. Heute arbeiten dort wieder 1200 Menschen.
Verkehrsuntersuchung kostet 47 000 Euro
Als ersten gemeinsamen Schritt haben die beiden Städte jetzt eine Verkehrsuntersuchung auf den Weg gebracht, die an das Bochumer Ingenieurbüro Brilon, Bondzio, Weiser vergeben wird. Das Gutachten kostet 47 000 Euro und wird zu fast 90 Prozent vom Land unterstützt. Auf dieser Grundlage wollen beide Städte für Umsetzungen gemeinsame Förderanträge stellen.
Eckart Kröck, Leiter des Stadtplanungsamtes: „Wir haben eine veränderte Nutzung auf dem Areal, die stark in Richtung Logistik geht, wie bereits deutlich wird. Die Flächenproduktivität von Nokia wird nicht mehr erreicht. Also muss mit mehr Verkehrsaufkommen gerechnet werden.“ Neue Verbindungen müssten geschaffen, neue Wege erschlossen werden.
„Es geht doch darum, die Belastungen zu verteilen, um die Wohnviertel auf beiden Seiten zu schonen“, so sein Herner Amtskollege Achim Wixforth. Das grundsätzliche Ziel, Gewerbe auf beiden Seiten der Stadtgrenzen anzusiedeln, erhalte mehr Schlagkraft durch das gemeinsame Auftreten: „Es ist immer von Vorteil, sich mit größeren Flächen am Markt präsentieren zu können.“
Land will bei der Reaktivierung der Fläche helfen
Einige der ursprünglichen Planungen liegen zunächst auf Eis, der Bau eines Dienstgebäudes für den ASB an der Meesmann-/Südstraße; andere werden forciert, so die Ansiedlung des Herner Bauhofs auf Flächen östlich der Meesmannstraße.
Das Land hat nach dem Nokia-Aus zugesichert, bei der Reaktivierung der Flächen zu helfen, nicht aber bei der Vermarktung. Dabei soll das interkommunale Gewerbegebiet helfen. Doch noch behindern Barrieren den Schulterschluss: Straßen enden, wo der Nachbar beginnt, Kreuzungen sind dem künftigen Verkehrsaufkommen nicht gewachsen, selbst Ortskundigen fällt bislang die Orientierung schwer.
„Probleme drohen überall dort, wo wir an unsere Kapazitätsgrenzen stoßen, wenn es etwa um die Leistungsfähigkeit der Straßen geht, um den zügigen Lkw-Abfluss und die Nähe zur Wohnbebauung“, so Eckart Kröck. Steht das Aufgabenprofil, wollen Bochum und Herne mit dem Wirtschaftsministerium über Zuwendungen verhandeln.
Schandfleck endlich verschwunden
Ein neue begrünte Achse („Rensingallee“) könnte das Gebiet durchziehen; dazu wäre die Unterführung der Bahntrasse nötig. Die Bochumer Seite soll ein „Haupttor“ bekommen mit Ausbau des Knotens Herner-/Rensingstraße. Ob die Südstraße abgebunden wird, soll das Verkehrsgutachten beantworten.
Ein Schandfleck im Eingangsbereich in Riemke jedenfalls ist bereits verschwunden, der jahrelange Leerstand des Möbelhauses Unger. Besitzer Hardeck hat es abreißen lassen und will dort eine Bürokomplex errichten. Kröck: „Die Lagebedingungen sind besser als auf dem Nokia-Areal, immerhin 2A-Lage.“
Die Gewerbeflächen-Pläne sollen über 27 Millionen Euro kosten; allein die Verkehrsmaßnahmen veranschlagte das Büro für Kommunal- und Regionalplanung auf neun Millionen Euro.