Bochum. In Zeiten von Corona geraten Kulturschaffende unter Druck. In Bochum ist ein Hilfsprojekt angelaufen, das Bürgerspenden sammelt und verteilt.

Keine Auftritte, keine Einnahmen, kaum Rücklagen: Zumal freiberuflich tätige Kulturschaffende sind vom Corona-Shutdown extrem betroffen. Mit dem Projekt „Kunst Nothilfe Bochum“ soll Abhilfe geschaffen werden. Es werden Spenden von Menschen in Bochum gesammelt, die von Not bedrohten Künstlern helfen möchten.

Bochumer spenden für Bochumer

„Kunst Nothilfe Bochum“ wurde von der Stadt Bochum, der GLS-Bank, Radio 98.5, des Designbüros Oktober und Elinor, einer Online-Plattform für organisierte Solidarität, ins Leben gerufen. „Auch in Bochum sind Kunst- und Kulturschaffende von der Corona-Pandemie stark betroffen. Theater sind geschlossen, Konzerte abgesagt, Ausstellungen und Events fallen aus. Gerade die unverzichtbare Freie Szene ist existenziell bedroht“, so Oktober-Geschäftsführer Rene Wynands.

Die Einnahmen brechen derzeit überall weg, im Kulturbahnhof Langendreer ebenso wie im Zeitmaul- oder im Prinz-Regent-Theater, aber auch bei kleinen Bühnen etwa im Bereich Figurenspiel oder Kinder- und Jugendtheater.

Tausende Antragsteller gingen leer aus

Erschwerend hinzu kommt, dass der von der Landesregierung aufgemachte „Rettungstopf“ für kulturelle Klein- und Kleinstverdiener inzwischen schon wieder mit einem Deckel versehen wurde. Das Geld ist weg, zu viele Anfragen gingen ein und Tausende Antragsteller leer aus.

Auch in Bochum könnte bewährten und geschätzten Kulturorten das Aus drohen, je nachdem, wie lange die angeordnete Schließung des Kulturbetriebs fortdauert. „Es ist wichtig, dass der aktuellen sozialen Distanz nicht noch eine kulturelle Öde folgt“, sagt Wynands. Da dies immer mehr Menschen bewusst werde, habe man sich zum Anschub der Hilfsaktion entschlossen.

Spenden nur im Internet möglich

„Kunst Nothilfe Bochum“ ist ein Internet-Projekt, an dem sich jede/r beteiligen kann, der die BO-Kultur unterstützen möchte. „Man kann einen Beitrag in den Unterstützungsfonds einzahlen, zum Beispiel den Betrag, den man in normalen Zeiten in Eintrittsgelder investiert hätte“, schlägt René Wynands vor.

Hier die wichtigsten Fragen und Antworten dazu:

Wie werden die Gelder verteilt?

Eine Jury entscheidet über die Vergabe der Förderungen. Der Jury gehören an: Barbara Jessel, Bettina Eickhoff, Britta Freis, Martin Steffen und René Wynands.

Gibt es eine Spendenbescheinigung?

„Unbürokratisch“ ist das Motto der Hilfsaktion, deshalb können keine Spendenbescheinigungen ausgestellt werden.

Wer kommt für eine Unterstützung in Frage?

Alle Kulturschaffende sowie Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft (Personen wie Organisationen).

Wie kann ich mich um eine Unterstützung bewerben?

Es reicht, eine kurze Darstellung der aktuellen Notsituation an info@kunstnothilfebochum.de zu schicken. Die Mail soll eine Auflistung der bereits an anderer Stelle beantragten Unterstützung enthalten. Personen müssen außerdem ihre Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse nachweisen.

"Kunst Nothilfe Bochum" wurde am Mittwoch, 15. April, gestartet, und offenbar wird der Fonds schon gut angenommen. Bis gestern waren 1.500 Euro eingegangen; nun soll abgewartet werden, ob und wie sehr die Aktion Aufmerksamkeit erregen kann, und was sich in den nächsten Tagen und Wochen tut. „Wenn der Topf mit 4000 bis 5000 Euro gefüllt ist, werden die ersten Hilfen ausgezahlt“, sagt Wynands. Verteilt werde nicht nach Eingangsreihenfolge, sondern nach Bedürftigkeit.

>>> Info: Unterstützungsleistungen

17.000 Anträge von Kunstschaffenden aus ganz NRW waren bei den fünf Bezirksregierungen eingegangen. Nur 3000 Anträge seien bewilligt worden, teilte das NRW-Kulturministerium mit. Jeder Künstler konnte einmalig bis zu 2000 Euro erhalten. Das Geld muss nicht zurückgezahlt werden.

Das Land will sich in Gesprächen mit dem Bund nun dafür einsetzen, dass im Rahmen des Soforthilfeprogramms des Bundes auch die Einnahmeausfälle von Künstlern geltend gemacht werden könnten.

„Falls das nicht möglich sein sollte, wird über eine NRW-spezifische Lösung nachgedacht“, erklärte das Ministerium. Die hohe Zahl der Anträge, „die leider nicht berücksichtigt werden konnten“, verdeutliche den Bedarf. (waz)

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