Bochum. Der renommierte Künstler war auch in Bochum aktiv. Sein “Platz des Europäischen Versprechens“ gehört zu den bekanntesten Orten in der Stadt.

Die Kunstwelt feiert den 80. Geburtstag von Jochen Gerz, dem international bekannten Konzept-, Aktions-, Schrift- und Skulpturenkünstler. In Bochum hat sich Gerz mit dem „Platz des Europäischen Versprechens“ verewigt.

Gerz begann in den 1960er Jahren, seinen individuellen Stil zu entwickeln. Kunst galt ihm nie als hehres Wunderding, sondern wurde auf ihren Bezug und ihre Relevanz für das Alltagsleben geprüft. Bekannt wurde er, als er Michelangelos berühmte „David“-Skulptur in Florenz mit einem Zettel versah, auf dem stand: „Vorsicht, Kunst korrumpiert!“.

Kontroverse Diskussionen

Jochen Gerz‘ Arbeiten im öffentlichen Raum wurden häufig kontrovers diskutiert. Vor allem die partizipatorischen Projekte, in denen Menschen und/oder Gesellschaften zum Teil des künstlerischen Spiels werden, mündeten oft in unvorhersehbare soziale „Verhandlungen“, die ihre eigene Dynamik entwickelten. Doch die Auseinandersetzung, auch der Streit, waren Teil von Gerz‘ Herangehensweise. Gegenwind hat ihn nie geschreckt und/oder davon abzuhalten, sein „Ding“ zu machen.

Idee der Völkerverständigung

So auch beim „Platz des Europäischen Versprechens", in dem sich nicht nur die Kunstwelt, sondern die Gesellschaft insgesamt widerspiegelt. Die Platzgestaltung vor der Christuskirche mitten in Bochum war ein Langzeit-Projekt; bereits 2005 hatte Gerz die Idee anlässlich eines Besuchs entwickelt. Die Präsenz der Christuskirche als symbolhaftes „Denkmal gegen Gewalt“ war sein Anstoß. Die Idee: Menschen aus Bochum, Deutschland und ganz Europa sollten ihr persönliches Versprechen zu Europa abgeben – in dem sie der Völkerverständigung mit ihrem Namen sozusagen ein Gesicht gaben.

185.000 Buchstaben auf riesigen Steinplatten

Der Aufruf fiel auf fruchtbaren Boden, Aberhundert Bürger, darunter viele Prominente, beteiligten sich. 185.000 Buchstaben wurden am Ende in riesige Steinplatten graviert, mit denen die Fläche ausgekleidet wurde. Elf Jahre dauerte der Prozess, am 11. Dezember 2015 konnte der Platz endgültig freigegeben werden.

Umstritten waren nicht nur die künstlerische Idee, der manche aufgrund der Anonymität der "Versprechen" Unverbindlichkeit vorwarfen, sondern vor allem die Kosten: Die Gesamtinvestitionen für den Platz des Europäischen Versprechens betrugen 3,35 Millionen Euro, 1,575 Millionen Euro davon Eigenmittel der Stadt Bochum.

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