Bochum. . Platz des europäischen Versprechens wurde vor einem Jahr eingeweiht. Nun ist eine Platte kaputt. Stadt hat einen Verdacht, wer Schuld daran ist.
- Ende 2015 wurde der Platz des europäischen Versprechens vor der Christuskirche eingeweiht
- Ein Jahr später hat er erste Schäden. Eine der 21 Platten aus armenischer Basaltlava hat einen Riss
- Ein Laster soll den Schaden verursacht haben. Stadt nimmt Kontakt mit dem Natursteinlieferanten auf
Gerade einmal etwas mehr als ein Jahr gibt es den Platz des europäischen Versprechens vor der Christuskirche in der Nähe des Rathauses. 3,35 Millionen Euro wurden dafür verbaut, davon finanzierte die Stadt fast die Hälfte. Ende 2015 wurde der Platz eingeweiht – nach elf Jahren Planungs -und Bauzeit. Die waren schon verbunden mit reichlich Ärger. Nun gibt es neuen.
Eine der 21 Platten aus armenischer Basaltlava hat einen Riss. Er ist etwas mehr als einen Meter lang und wird in der kommenden Woche zunächst die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses beschäftigen. Die Fraktion aus FDP und Stadtgestalter hat dazu eine entsprechende Anfrage gestellt. „Ist der Sprung auf mangelhaftes Material zurückzuführen“, fragt Felix Haltt, Vorsitzender der Fraktion, „und gibt es noch Gewährleistungsansprüche?“
Thema ist der Stadt bereits bekannt
Die erste Frage der Fraktion, ob der Schaden der Stadt bereits bekannt sei, kann inzwischen mit Ja beantwortet werden. „Wir kennen das Thema“, sagte Stadtsprecher Thomas Sprenger auf Nachfrage. „Lkw mit einem Gewicht von bis zu zwölf Tonnen dürfen diesen Platz befahren. So ist es aus bautechnischer Sicht festgehalten. Das heißt, es muss ein entsprechend schwereres Fahrzeug über den Platz gefahren sein. Das ist auch gesehen worden, aber ist schwer nachzuweisen, zu welcher Firma es gehört. Seitdem ist es auch nicht mehr passiert. Das ist die Schuldfrage. Wir haben auch schon Kontakt mit dem Natursteinlieferanten aufgenommen, ob eine Reperatur möglich ist. Dieser Platz ist ein Kunstwerk und der Riss soll nicht bleiben.“ Haltt kann dennoch nicht verstehen, warum dieser Schaden überhaupt entstanden ist.
Schließlich habe man die Materialfrage bei den Namensplatten mit dem Künstler Jochen Gerz diskutiert. „Glasplatten waren zu teuer und auch großformatige Betonplatten mit eingelegten Edelstahlbuchstaben scheiterten an den Kosten. Es mussten armenischer Basaltlava und Buchstaben aus hochfestem Epoxidharz sein. Die Materialien und ihre Kombination sollten allen Ansprüchen aus gestalterischer und bautechnischer Sicht entsprechen. Und auch der Umstand, dass der Platz weiterhin von Lieferfahrzeugen des benachbarten Möbelhauses befahren wird, wurde damals berücksichtigt.“ Die Praxis zeige, „dass Planung und Realität beim Platz des Europäischen Versprechens zwei verschiedene Dinge sind“.
Warnung des Obermeisters
Wobei es schon während der Planung Hinweise von kompetenter Seite gab, dass es zu Problemen würde kommen können. „Ich habe schon seinerzeit darauf hingewiesen“, sagt Klaus Bielfeld, Obermeister der Steinmetzinnung, „dass die Platten zu dünn sind. 15 Zentimeter reichen nicht. Die doppelte Dicke wäre nötig gewesen. Dann hätte auch die Feuerwehr drüber fahren können. Aber die Stadt wollte das konkret so und mit diesem Anbieter machen.“
>>>>>>> Ständig stiegen die Kosten
Eingeweiht wurde der Platz am 11. Dezember 2015. Er entstand im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr 2010. Ständige Kostensteigerungen hatten das Projekt 2013 an den Rand des Scheiterns gebracht.
Das Werk des Berliner Konzeptkünstlers Jochen Gerz besteht aus den Namen von 14 726 Menschen, die im Zuge des Projekts zugesagt haben, ein persönliches Versprechen an Europa abzugeben.