Bochum -. In der Corona-Krise fertigt die Kostümabteilung des Schauspielhauses Bochum Gesichtsmasken. Zunächst sollen 1000 Stück entstehen.
Nicht nur Klopapier und Backhefe sind in Zeiten von Corona knapp, mindestens ebenso gefragt sind Gesichtsmasken, die einer Ansteckung und/oder Übertragung mit dem Virus vorbeugen können. Weil der Markt leer gefegt ist, ist vielerorts Eigenproduktion angesagt. Im Schauspielhaus zum Beispiel. Dort werden neuerdings Atemmasken statt Kostüme genäht.
Zwanzig Mitarbeiter im Einsatz
Um die Stadt bei ihren Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus zu unterstützen, hat das Schauspielhaus mit der Produktion von Mund-Nase-Masken begonnen. „Zwanzig Mitarbeiter/innen der Kostümabteilung, der Requisite und der Polsterei nähen seit Montag die schalenförmigen Gesichtsmasken in drei verschiedenen Größen“, verrät Britta Brodda, Kostümdirektorin am Bochumer Theater. Es sei ein Zeichen der Solidarität in schwierigen Zeiten: „Uns Theaterleute trifft die Schließung des Betriebs besonders hart“, sagt Brodda, „also haben wir uns überlegt, das Beste aus der Situation zu machen.“
Aufführungen liegen auf Eis
Die Idee, Masken zu nähen, ist im Theater aus eigenem Antrieb heraus entstanden. „Nach der Schließung des Schauspielhauses ging für uns die Arbeit ja erst mal weiter“, sagt Britta Brodda, „aber irgendwann waren alle noch ausstehenden Arbeiten für die Schauspieler erledigt.“ Bekanntlich ist nicht nur der Spielbetrieb eingeschränkt, auch die Proben und Vorbereitungen für die nächsten geplanten Aufführungen liegen auf Eis.
WhatsApp-Gruppe für die Abstimmung
Das quirlige Schauspielhaus, das gerade beim Publikum und bei den Kritikern einen Lauf hatte und beim (nun gleichfalls abgesagtem) Berliner Theatertreffen auftrumpfen sollte, steht plötzlich still. So habe Gewandmeisterin Cornelia Fischer schließlich die Idee aufgeworfen, Schutzmasken zu nähen. Über private WhatsApp-Gruppe wurde das Thema vorgestellt und diskutiert. Auch erste Schnittmuster machten bereits die Runde.
Schalenförmiges Schnittmuster bevorzugt
Was folgte, war der Aufruf der Stadt an die kommunalen Einrichtungen, Atemmasken zu fertigen. Die Feuerwehr wurde dazu aufgefordert, aber auch das Schauspielhaus. „Der Vorstoß der Stadt war von unserer Seite also schon mal gut vorbereitet“, sagt Brodda.
Daher konnte das Theater-Team die Verantwortlichen auch schnell davon überzeugen, dass die schalenförmigen Entwürfe der Schauspielhaus-Masken den von der Stadt vorgeschlagenen, rechteckigen Schnittmustern überlegen seien. „Wir haben ein Foto unserer Gewandmeisterin mit Maske an die Stadtverwaltung geschickt, das hat sofort überzeugt“, schmunzelt Brodda.
Stoff mit verschiedenen Mustern
Denn im Gegensatz zu den rechteckigen Tüchern, bedecken die Theater-Gesichtsmasken Mund und Nase vollständig und reichen bis zu den Ohren. Die aus Baumwolle (mit verschiedenen Mustern!) gefertigten Teile sind keine medizinischen Schutzmasken; sie vermindern jedoch das Ansteckungsrisiko von Personen um die Träger. Dieser Fremdschutz ist besonders in Kliniken und Pflegeeinrichtungen sinnvoll und daher laut Robert Koch-Institut zu empfehlen.
Masken gehen an das kommunale Krisenmanagement
Angeschafft wurden 45 Meter Stoff und Mollton, zunächst sollen 1000 Exemplare hergestellt werden, die Arbeiten werden von den Schauspielhaus-Mitarbeitern sowohl im Homeoffice als auch im Haus selbst erledigt. „Im Theater arbeiten wir, um Kontakte und Abstand einzuschränken, aktuell in drei Schichten“, so Brodda. 50 Masken für jede/n Näher seien das Ziel.
Die fertigen Masken gibt das Schauspielhaus an das zentrale Lager des Kommunalen Krisenmanagements der Stadt weiter. Von dort aus werden sie, ebenso wie die von der Feuerwehr genähten Mund-Nase-Masken, an Alten- und Pflegeheime, Kliniken und weitere Einrichtungen verteilt.
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>>> Info: Auch die Lebenshilfe näht Masken
Auch die Mitglieder der Bochumer Lebenshilfe nähen Schutzmasken. Da die Beschaffung von Schutzmaterialien schwierig und teuer geworden ist, haben Vorstandsmitglieder und viele weitere Helferinnen und Helfer des Vereins auf Handarbeit umgestellt.
Bisher konnten 300 solcher Masken an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenen Einrichtungen des Vereins für Menschen mit geistiger Behinderung, wie Wohnstätten und Außenwohngruppen, verteilt werden.