Bochum. . Zeus-Reporterin Clara Hennecke war zu Gast in der Kostümabteilung des Schauspielhauses. Zwei Räume bis an die Decke gefüllt mit Kostümen.

In der Kostümabteilung des Schauspielhaus Bochum: Für das Team ist es gerade stressig, denn in den nächsten zwei Tagen finden die Premieren von „Was ihr wollt“ und „Tod eines Handlungsreisenden“ statt.


Fünf Hauptproben

Wer muss wann zur Probe? Wer muss sich innerhalb der Vorführung umziehen?

Wie viel Zeit hat derjenige dafür? Hängen die Wechselkostüme bereit? Fragen über Fragen. Alle müssen geklärt und alles organisiert werden. Es werden Pläne (die sogenannten Szenarien) erstellt, auf denen zu sehen ist, wann welche Schauspieler Zeit für Kostüm- und Make-up-Wechsel haben. Es gibt fünf Hauptproben, in denen alles genau einstudiert wird.

Es muss ein präziser Plan für alle Mitarbeiter der Kostümabteilung entworfen und eingehalten werden. Assistenten, Gewandmeister und Kostümdirektorin: alle müssen zusammen arbeiten, um den Schauspielern ein gutes Gefühl in ihrer Haut zu vermitteln. „Schauspieler können sich nur richtig in ihre Rolle versetzen, wenn sie sich wohlfühlen und sich keine Sorgen über das Äußere machen müssen“, erklärt Britta Brodda, Kostümdirektorin des Schauspielhauses Bochum. Ob es das rutschende Korsett, das weiße Innenfutter einer schwarzen Hose oder ein zu enger Rock ist, der dem Schauspieler ein unwohles Gefühl gibt, alles wird geändert oder für die Zuschauer unsichtbar gemacht.


Rüschenkleid und Frack

Doch woher kommen eigentlich all diese Kostüme? „Manche werden aus dem Fundus genommen und abgeändert, manche Kostüme kriegen wir von anderen Theatern geliehen und viele müssen wir auch selber entwerfen und nähen,“ erklärt eine Studentin, die ein Semester im Schauspielhaus mitarbeitet und eigentlich in Hannover Kostümdesign studiert.

„Die Stoffe kaufen wir dann bei normalen Stoffgeschäften oder auch im Internet. Basics kaufen wir aber auch bei H&M oder Primark,“ erzählt sie. Natürlich gibt es nach ein paar Jahren ein riesiges Reservoir an Kleidern, Anzügen und vielem mehr. All diese Kleidungsstücke werden im Fundus gesammelt und aufbewahrt – immer nach Stilart, Farbe, Größe, usw. sortiert. Für diese Sammlung von Kleidern werden zwei große Räume – einer für Damen, einer für Herren – bis an die Decke gefüllt. Doch diese Kleider verstauben nicht. Sie werden immer wieder gebraucht. Es gibt in der Regel zwei Kostüme, eines für die Proben und eines für die Aufführungen. Die Probenkostüme werden oft aus dem Fundus genommen.

Obwohl soviel zu planen ist, ist seit Jahren nichts schiefgegangen: Es waren alle Kostüme zum richtigen Zeitpunkt fertig, es ist nichts auf der Bühne gerissen und es waren immer alle Kostüme zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Doch wenn der Vorhang aufgeht, denkt keiner im Publikum daran, wie viel Arbeit in dem blauen Rüschenkleid oder in dem glänzenden Frack steckt.

Clara Hennecke, Klasse 8b, Schiller- Schule, Bochum