Bochum. Die Ruhrsource GmbH aus Bochum stellt u.a. Werkzeuge mit 3D-Druckern her. Nun will sie Gesichtsmasken und andere Hilfsmittel produzieren.
Werkzeuge für Handwerker, Modelle von Maschinenanlagen für Handelsvertreter, ja gar von ganzen Gebäuden wie dem Ruhrstadion. So gut wie alles können sie bei der Ruhrsource GmbH in Bochum-Wattenscheid mit einem 3D-Drucker herstellen. Jetzt sollen es im Kampf gegen das Coronavirus Gesichtsmasken und Hebel für das sichere Öffnen von Türklinken sein.
"Von beidem haben wir schon Prototypen hergestellt", sagt Dominik Halm, einer der Geschäftsführer des 2017 gegründeten Start-up-Unternehmens. Die sogenannten "Hands-free-Türöffner" werden bereits für Behörden und öffentliche Gebäude vorproduziert. Auf die Idee mit dem Klinkenhebel ist er vor einigen Tagen im Supermarkt gekommen. "So viele Menschen fassen Klinken von Türen und Schränken an, gleichzeitig sollen wir uns schützen. Wie soll das zusammengehen?" Ganz einfach, dachte sich der 39-Jährige und erinnerte sich an das Produkt eines belgischen Herstellers. Ein Hebel, der leicht an einer Klinke installiert werden und mit der Armbeuge bedient werden kann. Eine kleine Hilfe, um nichts anzufassen, was viele Menschen nicht anfassen mögen. Ruhrsource habe den Hebel leicht verändert "und verbessert", so Halm -- auch aus Urheberrechtsgründen, und könne das Kunststoffteil nun in beliebiger Zahl drucken.
Hilfe für gemeinnützige Organisationen
So wie auch andere Produkte, die in Zeiten der Corona-Krise benötigt werden. Denn: "Alles ist 3D-druckbar", so das Motto der Firma. Eine Gesichtsmaske haben sie in Wattenscheid schon hergestellt. Halm: "Und wir fragen uns jetzt, womit wir sonst noch beitragen können, um das Coronavirus zu bekämpfen." Eine medizinische Zulassung für die Maske habe Ruhrsource noch nicht. "Aber vielleicht gibt es ja andere Kunststoffteile, die Krankenhäuser, Labors, Arztpraxen und andere benötigen und die wir über Nacht herstellen könnten", so Halm. Jeder, der Interesse habe, möge sich melden.
Kapital will das Jungunternehmen nicht aus seiner Kompetenz schlagen -- jedenfalls nicht bei Anfragen von gemeinnützigen Organisationen und Helfergruppen. "In der Krise haben wir uns dazu entschieden, für diese Auftraggeber nicht gewinnabhängig zu arbeiten. Alles was wir jetzt gegen Corona machen, machen wir dann zum Selbstkostenpreis. Damit wir alle zusammenstehen und gegen die Krise arbeiten", kündigen Halm und seine Mitstreiter an. Andere Kunden müssten natürlich die üblichen Preise bezahlen.
Zusammenarbeit mit Schulen
Denn: Auch Ruhrsource selbst hat Hilfe nötig. Vor gut einer Woche seien die Aufträge um etwa 90 Prozent eingebrochen. "Das liegt auch daran, dass wir sehr viel mit Schulen zusammenarbeiten", erklärt Dominik Halm. Denn Ruhrsource produziere nicht nur, sondern vermittle auch sein Wissen. Und das nicht nur an Schulen. "Wir haben zum Beispiel den Stadtwerken Bochum, Dortmund und Gelsenkirchen die additive Fertigung beigebracht", sagt der Geschäftsführer. So könnten diese nun selbst etwa Werkzeuge und Teile herstellen.
Angefangen hat das Jungunternehmen 2017 mit einer Software für 3D-Druck, "sozusagen ein PDF-Dokument für das 3D-Drucken". Da viele Firmen aber auch angefragt hätten, "wie 3D-Druck überhaupt geht", habe sich das Geschäftsfeld ausgedehnt. Im vergangenen Jahr habe Ruhrsource knapp die Gewinnzone verfehlt. "Und das ist nicht schlecht für eine junge Firma." In diesem Jahr sollten die ersten Gewinne fließen.
Ziel bleibt die Gewinnzone
Aber das Coronavirus macht den Jungunternehmern einen Strich durch die Rechnung. Selbst die nun vom Bund beschlossenen Hilfen für Kleinunternehmen dürften kaum reichen, befürchtet das Inhaber-Trio. Dennoch will es die Ärmel hochkrempeln. Und wenn die Krise bewältigt ist, soll es endlich klappen mit der schwarzen Null -- und mit allem was darüber liegt.