Bochum. Die Corona-Krise zwingt viele Unternehmen zum Homeoffice. Derweil stehen die meisten Hotelzimmer leer. In Bochum gibt's nun die ersten Angebote.

Ein Schreibtisch, ein Internetzugang, möglichst eine funktionierende Kaffeemaschine: Viel mehr braucht es nicht, um seinen Job im Homeoffice auszuüben. Hotels können damit derzeit im Überfluss dienen, während immer mehr Unternehmen ihre Beschäftigten in der Corona-Krise zur Arbeit nach Hause schicken. Davon wollen die gebeutelten Herbergen in Bochum nun profitieren: Hotelzimmer werden zum Büroersatz.

"So schlimm war's noch nie", sagt Rauda Khazzoum und blickt traurig in den verwaisten Frühstücksraum. Seit 2001 führt sie am Nordring das Hotel Aleo (vormals Aleppo) mit seinen acht Drei-Sterne-Zimmern und vier Hostel-Räumen. Aktuell sind es nur einige wenige Monteure, die sich eingemietet haben. Geschäftsreisende (trotz Corona erlaubt) gibt's kaum noch. Touristen (nicht mehr erlaubt) bleiben schon seit der Starlight-Zwangspause komplett aus.

Kaffee, Tee und Ruhe sind inklusive

Stornierungen zuhauf, desaströse Auslastung, ungewisse Perspektiven: Zahlreiche Hotels haben kapituliert und bleiben bis auf Weiteres geschlossen. "Wir geben nicht auf", sagt Rauda Khazzoum. Als eines der ersten Hotels in Bochum offeriert das Aleo seit dieser Woche Zimmer fürs Homeoffice.

39 Euro kostet ein Tag (8 bis 18 Uhr). Das entspricht etwa der Hälfte des normalen Preises. Wlan sowie Kaffee und Tee auf dem Zimmer sind inklusive. Die Ruhe auch. "Die ist es ja vor allem, die man für ein konzentriertes Arbeiten braucht, gerade dann, wenn kleinere Kinder in der Familie sind", weiß die Geschäftsfrau.

Drei Hotels in Bochum sind dabei

Die Werbung für die Heim-Arbeit im Hotel ist gerade angelaufen. Es gibt noch keine Buchungen, aber Interessenten. "Ein Firmenchef hat angerufen und erzählt, dass seine Büros zu klein sind, um den Mindestabstand zu wahren und das Ansteckungsrisiko zu verringern. Deshalb will er einige seiner Mitarbeiter zu uns schicken. Nächste Woche kommt der erste zum Probearbeiten", berichtet Rauda Khazzoum.

So wie Restaurants mit Drive-in und Bringediensten hoffen auch weitere Hotels in Bochum, mit Homeoffice zumindest einen Teil der wegbrechenden Umsätze auszugleichen. Laut Bochum Marketing sind es aktuell drei: neben dem Aleo das Achat-Hotel am Ruhrpark und das Art-Hotel Tucholsky im Bermudadreieck. Offeriert werden neben Business-tauglicher technischer Ausstattung mitunter auch Frühstück und kostenloses Parken.

Kein Anspruch auf Hotelkosten

"Prima Idee. So schaffen es die Hotels vielleicht, die Krise zu überstehen", lobt Rechtsanwalt Bernd Lohof. Als Arbeitsrechtler weiß er aber auch: Arbeitnehmer haben keinerlei Anspruch, dass der Chef die Hotelkosten zahlt. "Es gibt ja nicht einmal ein Recht auf Homeoffice, geschweige denn aufs Arbeiten im Hotel, selbst wenn daheim an Ruhe nicht zu denken ist", betont Lohof. Sein Rat: Sich mit dem Arbeitgeber vorher zu verständigen, statt hinterher auf den Kosten sitzen zu bleiben.

Denn das ist auch Rauda Khazzoum klar: "Homeoffice im Hotel wird nur funktionieren, wenn die Firma die Kosten trägt. Die Beschäftigten selbst werden das kaum bezahlen." Auch wenn eine Vergünstigung lockt. Wer im Aleo die Zeit vergisst und bis zum Abend am Laptop sitzt, kann im Zimmer übernachten. "Selbstverständlich zu verbilligten Preisen", so die Inhaberin.

BO-Marketing fasst Angebote zusammen

Die teilnehmenden Hotels finden sich auf der Sammelseite #wirbleibenBochumtreu von Bochum Marketing, die spezielle Dienstleistungen während der Coronavirus-Pandemie zusammenfasst. Neue Einträge sind jederzeit möglich, per Mail an: info@bochum-tourismus.de. Mittlerweile verfügt die Liste über rund 200 Angebote, zu finden auf www.bochum-tourismus.de.