Bochum. 2000 Anrufe sind bei der Corona-Hotline der Bochum Wirtschaftsentwicklung eingegangen. Allmählich fassen die Anrufer wieder neuen Mut.

Das Ausmaß der wirtschaftlichen Schäden, die das Coronavirus in Bochum verursacht, ist noch nicht abzusehen. Aber nach Tagen der Unsicherheit und Ängste macht sich eine neue Haltung breit. „Wir registrieren zunehmend eine positive Stimmung nach dem Motto ‘Wir schaffen das’“ heißt es bei der Bochum Wirtschaftsentwicklung.

Etwa 2000 Anrufe sind der Einrichtung einer Hotline am 18. März eingegangen, die von montags bis freitags zwischen 8 und 18 Uhr besetzt ist (0800 0234 023). „Vor allem kleine und Kleinstunternehmen haben sich bei uns gemeldet. In den ersten Tagen ging es um die angekündigten staatlichen Hilfen“, sagt Jürgen Knoth, Leiter der Corona-Arbeitsgruppe bei der Wirtschaftsentwicklung. Eine Erkenntnis: Seit dem Start des Soforthilfeprogramms hat sich die Stimmung bei den Anrufern deutlich verbessert. „Die Hilfen können online schnell und unkompliziert beantragt werden. Das spielt eine große Rolle“, so Knoth.

Kredite sind ein schwieriges Thema

Auch die Öffnungszeiten von Geschäften waren bis zu Schließung von großen Teilen des Einzelhandels und der Gastronomie ein Thema. Nun beschäftigt viele Firmeninhaber, die Kontakte zur Wirtschaftsförderung suchen, die Frage der Kredite. „Das ist ein schwieriges Thema“, so Knoth, „weil die Hausbanken hohe Anforderung an die Sicherung haben“ – und das trotz der 90-prozentigen Absicherung durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Einfluss darauf habe die Wirtschaftsentwicklung nicht. Sie könne aber ebenso wie bei anderen Themen, so etwa die Stundung von Mieten und das Aussetzen von Energierechnungen, das Gespräch mit Banken, Vermietern und Energieunternehmen moderieren.

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Ein 20-köpfiges Expertenteam kümmert sich seit neun Tagen um die Corona-Anfragen aus der Wirtschaft. „Sie werden sofort beantwort“, so Knoth. „Und wenn das nicht gleich geht, sorgen wir mit unserem extra eingeführten Ticketsystem dafür, dass alle Themen geklärt werden.“ 500 Tickets seien mittlerweile bearbeitet worden. Eingerichtet hat die Wirtschaftsentwicklung außerdem eine eigene Website (www.bochum.de/corona), auf der die Themen Kurzarbeitergeld, Kredite, Steuern und Sozialabgaben, Kulturschaffende und Kreativwirtschaft sowie die Öffnung von Verkaufsstellen im Einzelhandel und der Gastronomie behandelt werden. „Wir haben so eine Datenbank aufgebaut, die wir immer weiter mit Informationen füllen“, sagt Sven Frohwein, Sprecher der Wirtschaftsentwicklung.

Tagesgeschäft geht so gut es geht weiter

Das städtische Unternehmen selbst befindet sich längst im Corona-Modus. Die meisten Mitarbeiter sind im Homeoffice, Besprechungen erfolgen über Telefon- und Videokonferenzen. Veranstaltungen, die zum Kern der Netzarbeit des Hauses gehören, sind vorerst zwar auf Eis gelegt. Aber andere Tagesgeschäfte wie Gespräche mit potenziellen Investoren in Bochum gehen weiter. „Es hat noch keine einzige Absage wegen der Corona-Krise gegeben“, sagt Jürgen Knoth.

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Der frühere Geschäftsführer von Saturn Bochum sorgt sich derweil vor allem um den stationären Einzelhandel, für den er 42 Jahre lang tätig war und der schon vor der Corona-Krise seine Nöte hatte. „Für Geschäfte und Gastronomen ist die jetzige Situation eine Katastrophe.“ Auch und gerade wegen der Unsicherheit. „Ein Modehändler etwa weiß nicht, wann er seine Waren verkaufen kann. Und er weiß auch nicht, ob sie dann überhaupt noch in Mode sind und nachgefragt werden.“

Szenarien für die Öffnung von Läden und Gastronomie

Es gehe darum, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Dazu gehöre, sich nach dem abrupten Schließung individuelle Lösung für die Wiedereröffnung zu überlegen. „Einfach so weiter machen wie vorher, das geht nicht“, so Knoth. Und das aus zwei Gründen: Die Einnahmeausfälle von vier Wochen seien so nicht zu kompensieren. Und vermutlich könne der Betrieb auch nicht gleich von null auf 100 wieder loslegen.

„Wir arbeiten bei uns im Haus an Szenarien, die wir dann mit dem Handel und der Gastronomie besprechen und die später dann natürlich auch im Krisenstab der Stadt erörtert werden.“ Möglich wäre etwa die Öffnung von Fachgeschäften mit höherem Beratungsaufwand nach Terminvereinbarung oder die Öffnung von Restaurants für eine begrenzte Anzahl von Gästen und der Ausbau von Sitzgelegenheiten im Außenbereich während der Sommerzeit. Knoth: „Das steckt alles noch in den Kinderschuhen.“ Aber aus seiner Sicht müssen sich gerade Handel und Gastronomie gut auf die Zeit vorbereiten, an denen sie wieder ihre Geschäfte betreiben können.