Super-Bagger knabbert Opel-Schornstein in Bochum weg
•
Lesezeit: 3 Minuten
Bochum. Auf spektakuläre Weise trägt ein ferngesteuerter Bagger den fast 100 Meter hohen Schornstein der Opel-Lackiererei an der Wittener Straße ab.
Bochums mit Abstand spektakulärste Baustelle, der Abriss der Opel-Lackiererei am Werk 1 an der Wittener Straße, zieht seit einigen Tagen noch mehr Blicke auf sich als ohnehin schon. In fast 100 Metern Höhe hat ein mächtiger Bagger seine zerstörerische Arbeit aufgenommen. Er reißt den Schornstein ab, durch den jahrzehntelang bis zu 800 Grad heiße Abluft in den Himmel gestiegen war. Die Szenerie dort droben ist ein solcher Hingucker, dass Passanten und Autofahrer aufpassen müssen, nicht abgelenkt zu werden.
Wie eine riesige vielbeinige Spinne lagert der Super-Bagger auf dem Kranz des Schornsteins. Mit mächtigem, das ganze Umfeld beschallendem Getöse rammt er seinen rüsselartigen Hammer in die dicken Wände. Die herausgemeißelten Betonbrocken rasen im freien Fall hinab in den Schlund des Schlotes. Nur vereinzelt bröckeln Einzelteile nach außen weg, was aber vermieden werden soll, damit so wenig Staub wie möglich entsteht.
In dem Bagger, der mit einem Schwerlastkran in seine exponierte Lage gehoben worden ist, sitzt kein einziger Mensch. Die Maschine wird ferngesteuert von Fachkräften, die sich ein paar Meter weiter aufhalten. Sie stehen auf einer Plattform an der Außenwand. Ein Baustellen-Fahrstuhl bringt sie tagtäglich hinauf zu Bochums luftigstem Arbeitsplatz. Tag für Tag wird er allerdings etwas niedriger, denn die Plattform wandert genauso nach unten wie der Bagger selbst. Seine beinartigen Stützen sind auf hydraulische Weise höhenverstellbar. Denn weil sich die Oberkante des Schornsteins wegen der fortwährenden Zertrümmerung immer so zackig wie ein Sägemesser gestaltet und sich ständig verändert, müssen die beweglichen Stützen die Niveau-Unterscheide ausgleichen, damit der Bagger in waagerechtem Stand bleibt.
Eine Sprengung hätte Umwelt und Anwohner zu sehr mit Staub belastet
Die Beseitigung des Schornsteins hätte auch abgekürzt werden können – durch eine Sprengung. Das wollte Opel aber nicht, weil dann gewaltige Mengen Staub in die anliegenden Stadtteile geschleudert worden wären. Deshalb wählte das Unternehmen das aufwendige und langsame Abtragen. Opel-Sprecher Alexander Bazio zur WAZ: „Wir haben uns für diese Form des Abbruchs entschieden, weil sie die geringste Belastung für die Umwelt und die Anwohner bedeutet und den Zeitplan einhält.“
Ende Juni 2015 soll der gesamte Schornstein von der Bildfläche verschwunden sein, ebenso auch die anderen Gebäude der Lackiererei. Weitere Gebäude vom Werk 1 – die Hauptverwaltung, das Press- und das Karosseriewerk, die Fertig- und die Endmontage sowie diverse Versorgungsgebäude - werden zumindest vorläufig nicht abgerissen. Denn diese werden zum 1. Juli an die „Gesellschaft Bochum Perspektive“ übergeben – zu einem symbolischen Preis von einem Euro. Was danach mit den Gebäuden passiert, ist noch unklar.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.