Bochum-Werne. Jetzt geht’s ans Eingemachte: Die Gebäude des Freibades in Bochum-Werne werden in Kürze abgerissen. Doch bis dahin ist noch viel zu tun.

Nun sind die Tage des Freibades in Bochum-Werne wirklich gezählt. Nach vielen Verzögerungen werden in Kürze die Abrissarbeiten beginnen. Die dafür nötigen Gerätschaften wurden bereits angeliefert. Letzte Gelegenheit also, noch einmal das Innenleben des alten Eingangsgebäudes zu betrachten. Es ist, als begebe man sich auf eine Zeitreise.

Letzte Einblicke, bevor das Freibad in Bochum-Werne abgerissen wird

Denn vieles aus der guten alten Zeit ist noch erhalten: der noch voll ausgestattete Vereinsraum des Tischtennis-Clubs Werne, einige Geräte des Fitnessclubs, die Toilettenkabinen im schicken Orange der 70er Jahre. Dinge, die alle noch entsorgt werden müssen, ehe der Abriss starten kann. Denn der Bauschutt wird fein säuberlich getrennt, um zum Großteil wiederverwertet werden zu können.

Die alte Turnhalle im Eingangsgebäude des Freibades in Bochum-Werne. Viele, viele Bochumer haben hier Sport betrieben.
Die alte Turnhalle im Eingangsgebäude des Freibades in Bochum-Werne. Viele, viele Bochumer haben hier Sport betrieben. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Senad Habibovic wird das schon nicht mehr mitbekommen. Er und seine Kollegen von der Firma Bema aus Dinslaken haben ihre Arbeit inzwischen getan und alle Schadstoffe entfernt. Aktuell werden noch die Filteranlagen im Technikgebäude von Sand und Feinkohle befreit, dann ist Schicht. „Das Abschlussgrillen hat schon stattgefunden“, berichtet Habibovic lachend und zeigt auf einen Grill.

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Asbest habe man gefunden, sagt Habibovic beim Rundgang durchs Gebäude, das 1930 erbaut wurde und seine besten Zeit ganz eindeutig schon ziemlich lange hinter sich hat. Dazu Mineralwolle und teerhaltige Materialien. Alles sei fachgerecht entsorgt worden, so dass jetzt mit dem „großen Besteck“ angerückt werden kann.

Dafür ist die Bochumer Firma Stiefel zuständig. Jann und Kay Stiefel treffen derzeit die letzten Vorbereitungen. Sie „friemeln“ die Baggerteile zusammen, müssen die Bäume noch absichern und sich um die Wasserversorgung kümmern. Denn die Nachbarn sollen ja so wenig Staub wie möglich abbekommen.

Letzte Einblicke ins Freibad Werne

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Vorne an der Baggerspitze ist ein Schlauch mit Spritze befestigt, über den direkt die Stelle bewässert wird, die gerade abgebrochen wird. Seitlich, zwischen Baufeld und Wohnhäusern, stehen Wasserkanonen, die das Wasser zur Abrissstelle hin großflächig zerstäuben. „Das wird dann wie eine Wasserwand zum Schutz gegen den Staub“, erklärt Jann Stiefel.

Einige Geräte des Fitnessclubs stehen noch im Erdgeschoss des Eingangsgebäudes. Als werde gleich wieder mit dem Work-Out gestartet.
Einige Geräte des Fitnessclubs stehen noch im Erdgeschoss des Eingangsgebäudes. Als werde gleich wieder mit dem Work-Out gestartet. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

In einer Nacht- und Nebel-Aktion war der 68 Tonnen schwere Longfrontbagger angeliefert worden. Sein „Arm“ kann bis zu 25 Meter hoch ausgefahren werden. „Das ist der größte Bagger Bochums“, sagen die Stiefels stolz. Der sollte genügen, um das große Eingangsgebäude nach und nach abzuknabbern. Als Verstärkung rotieren drumherum noch kleinere Bagger, die aber auch fast 50 Tonnen auf die Waage bringen.

Schwertransport war schnell erledigt

Lang hat der Schwertransport mit einem 120 Tonnen schweren Tieflader mit zwölf Achsen nicht gedauert. Gerade mal zehn Minuten. Die Firma Stiefel liegt Luftlinie vielleicht einen Kilometer vom Freibad entfernt, schätzen die Brüder, die nun darauf warten, dass die letzten Reste aus den Gebäuden beseitigt werden.

Pläne zur Freibad-Sanierung wurden abgespeckt

Im Juni/Juli wollen die Wasserwelten Bochum, der Freibad-Betreiber, mit den Abrissarbeiten durch sein. Dann kann mit dem Neubau des Eingangsgebäudes begonnen werden. Auch die Schwimmbecken und der Außenbereich werden neu angelegt.

Die Wasserfläche wird deutlich reduziert, von 3350 auf 1900 Quadratmeter. Laut Wasserwelten aus Gründen der Wirtschaftlichkeit. Das 75-Meter-Becken ist künftig nur noch 50 Meter lang (mit sieben Bahnen), das Nichtschwimmerbecken wird verkleinert, allerdings um den Kleinkinderbereich erweitert. Durch das Zentrieren der Becken braucht es weniger Aufsichtspersonal, was ebenfalls enorme Kosten sparen soll.

Für die Freibad-Sanierung sind 6,7 Millionen Euro veranschlagt. Es waren ursprünglich deutlich mehr. Anfangs wollten die Wasserwelten knapp 12 Millionen Euro investieren, doch weil im Juli 2019 plötzlich die sicher geglaubten Fördermittel vom Land – immerhin fast 3 Millionen Euro – ausblieben, mussten die Pläne deutlich abgespeckt werden.

„Dann kann es losgehen. Geplant ist im Laufe der kommenden Woche“, sagt Kay Stiefel, der den Longfrontbagger bedienen wird. Sieht nach einem großen Spaß aus. „Ist aber auch eine Herausforderung“, sagt Stiefel. „Man muss schon sehr konzentriert zu Werke gehen und gut zielen. So eine Wand darf ja nicht zur falschen Seite hin umkippen.“ So, wie es bei den Arbeiten auf Mark 51/7 passiert sei, erinnert Jann Stiefel an das Unglück vom 12. März 2019, als zwei Bauarbeiter ums Leben kamen.

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Wie lange der Abbruch dauern wird, können die Stiefel-Brüder noch nicht so recht abschätzen. „Das hängt davon ab, auf wie viel Beton wird stoßen“, sagt Jan Stiefel. „Je mehr, desto länger wird es dauern.“ Hauptsache nicht zu lange. Damit die Wasserwelten ihr Ziel, das rundum erneuerte Freibad in Werne im Sommer 2021 wieder zu eröffnen, auch erreichen werden. Viele, viele Bochumer Wasserratten sehnen diesen Tag herbei.

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