Gerthe. Saskia B. (24) ist chronisch krank. Wegen des Coronavirus trägt sie eine Weste, die um Abstandhalten bittet. Das stößt auch auf Unverständnis.

Wenn Saskia B. (Name der Redaktion bekannt) in diesen Tagen überhaupt ihre Wohnung in Gerthe verlässt, dann nur mit ihrer neongelben Weste. „Risikopatientin – bitte Abstand halten“, steht dort für alle anderen gut lesbar.

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Die 24-jährige Bochumerin ist wegen des sich weiter ausbreitenden Coronavirus auf die Rücksicht anderer angewiesen. Seit vielen Jahren leidet sie unter einen seltenen Autoimmunerkrankung und gilt damit als Risikopatientin. Mit zwölf Jahren stellten Ärzte die seltene Krankheit fest, die sich vor allem in häufigem Erbrechen zeigte. Saskia B. ist in ärztlicher Behandlung, „ich weiß, dass ich als extreme Risikopatientin gelte.“

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Bis vor knapp einer Woche ist die junge Immobilienkauffrau, die gerade ihr Abitur nachholt, noch selber in den Supermarkt zum Einkaufen gegangen. „Einmal haben andere Kunden dabei absichtlich so getan, als ob sie niesen müssten, als sie gelesen haben, was auf meiner Weste steht“, erzählt die Bochumerin entsetzt. Für sie heißt es: Vorsichtig sein und Abstand halten!

Risiko-Gruppen brauchen Schutz

Nun verlässt sie nur noch für seltene Besuche bei ihrer Mutter in Gelsenkirchen und zum Gassi-Gehen mit der Hündin ihre Wohnung, wählt dafür verlassene und breite Spazierwege. „Einkaufen, das geht gar nicht mehr.“ Saskia B. bestellt regelmäßig in verschiedenen Online-Supermärkten, doch auch das werde immer schwieriger.

„Manchmal gibt es den nächsten Liefertermin erst in zwei Wochen. Dabei bin ich doch drauf angewiesen.“ Nachbarn würden zwar auch gerne helfen, sind aber selber schon alt oder arbeiten in medizinischen Berufen. Saskia B. weiß genau, was ihr in der aktuellen Situation sehr helfen würde: „Ich wünsche mir, dass es in Supermärkten extra Einkaufszeiten für Risikopatienten und ältere Menschen gibt – zu deren Schutz. Diese Menschen sollten einfach anders behandelt werden.“

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An die frische Luft geht Saskia B. noch immer. Wenn sie mit ihrer neongelben Weste spazieren geht, merkt die 24-Jährige häufig, dass andere Menschen abgeschreckt sind. „Im Fitnessstudio wollten sie mich einmal sogar rausschmeißen.“

Doch einen Lichtblick gibt es immerhin: In den vergangenen Tagen habe sich das Verhalten der Menschen gebessert. „Die Menschen halten von alleine mehr Abstand und sind freundlich. Es scheint so, als nähmen sie langsam etwas mehr Rücksicht auf Schwächere.“