Bochum. Insgesamt 360 Hausarzt- und Facharztpraxen gibt es in Bochum. Neun von ihnen sind Corona-bedingt geschlossen. Auch Mediziner sind besorgt.
Kein Schritt weiter. Der spontane Besuch beim Hausarzt, um ein Rezept zu beantragen, scheitert an der Praxistür. "Wir lassen im Moment nur Notfälle rein", sagt die Arzthelferin, das halbe Gesicht verdeckt hinter einer Schutzmaske. In Zeiten von Corona müssen sich auch Ärzte und ihr Personal schützen.
Ausgestattet mit einem "natürlichen Versorgungsauftrag", so Dr. Michael Tenholt vom Medizinischen Qualitätsnetz Bochum (MedQN), können Arztpraxen zwar nicht einfach schließen. Aber sie müssen Vorsorge treffen. Denn: Neun von etwa 360 haus- und fachärztliche Praxen in Bochum sind im Moment schon "Coronavirus-bedingt geschlossen", so Vanessa Pudlo, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Entweder, weil das Personal Kontakt zu positiv auf das Coronavirus getesteten Personen hatte oder in Kontakt mit Personen gekommen ist, bei denen der Verdacht auf eine Infektion abgeklärt werden muss.
Risikoprotokoll vor dem Praxisbesuch
Und der eigene Schutz, so MedQN-Vorsitzender Tenholt, sei nur eingeschränkt möglich. "Weiß ich, ob jemand mit dem Coronavirus eine Praxis betritt?" Da es an Schutzmasken fehle, auch in den Praxen, "können wir nur das tun, was in unserer Hand liegt: Hygienevorschriften beachten, Abstand halten, häufig die Hände waschen" -- und klären, wer überhaupt die Praxis betreten sollte.
Vor dem Gang zum Arzt sollte daher, so der Rat des Kardiologen, erst ein Telefonat mit der Praxis stehen: "Dort wird dann ein Risikoprotokoll erstellt. Kommt jemand aus dem Ausland zurück, ist er über 65, gehört er einer Risikogruppe an? Fragen wie diese werden erst einmal geklärt." Mehr noch betroffen als Ärzte und Arzthelferinnen sei von dem Risiko einer Ansteckung indes das Personal in den Pflegeberufen. "Das kann keinen Abstand halten."
Auch Mediziner sind besorgt
Viele der 360 Arztpraxen in der Stadt sind in diesen Tagen deutlich leerer als vor der Coronakrise. Weil die Patienten vorsorglich zu Hause bleiben, weil sie als Verdachtsfall eine Teststelle der Stadt aufsuchen sollen oder weil Termine verschoben werden. "Die Stimmung unter Ärzten und dem Personal ist nicht anders als bei anderen Berufsgruppen", so Dr. Tenholt. "Alle sind besorgt."
Der eine oder andere auch wegen seiner Existenz. "Natürlich machen sich die Ärzte auch Gedanken über ihre Einkommenssituation", so Dr. Tenholt. Es gebe ein Dilemma: "So viel Prävention wie nötig und so viele Untersuchungen wie möglich." Die Kassenärztliche Vereinigung stelle Überlegungen an, ob und wie die Differenz zu den üblichen Quartalseinnahmen kompensiert werden könnten.
Medizinische Versorgung gesichert
Von dort kommt derweil die Botschaft, dass die medizinische Versorgung der Menschen in Bochum gesichert sei. In allen Fällen, in denen Praxen geschlossen werden mussten, "konnte vor Ort eine kollegiale Vertretung organisiert werden", so KVWL-Sprechern Pudlo.
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