Wattenscheid-Mitte. Die Stadt nimmt weitere Proben im Ehrenmalpark Wattenscheid, um sicherzustellen, dass kein Dioxin-Material in den Grünbereich verschleppt wurde.

Nach dem Dioxin-Fund vor rund drei Wochen im Kieselrot auf den Wegen im Ehrenmal-Park hat die Stadt Bochum weitere Maßnahmen zur Sicherung und Sanierung in dem komplett abgesperrten Park ergriffen. Das abgetragene Material wurde aufgeschichtet und mit Planen abgedeckt.

Weitere Proben geplant

„Weitere Proben sind geplant, um sicherzustellen, dass es nicht zu einer Verschleppung des Wegebaumaterials in die angrenzenden Grünflächen gekommen ist“, erklärt Stadtsprecher Peter van Dyk. Das hierfür notwendige Beprobungskonzept sei mit dem Gutachter abgestimmt und in Bearbeitung. „Die Proben werden voraussichtlich diese Woche entnommen, die Ergebnisse werden nach erfolgter Analytik dann mitgeteilt.“

Sanierungsarbeiten

Die Sanierung der auffälligen Wegbereiche werde unter Berücksichtigung eines mit der Bezirksregierung abgestimmten Arbeitssicherheitskonzeptes durchgeführt. In diesem Zusammenhang seien bereits am Freitag, 20. März, die hierfür notwendigen Voraussetzungen (z.B. Aufstellung eines Sanitärcontainers, Stiefelwaschanlage) geliefert worden. Zur Dauer der Arbeiten lasse sich bislang nichts Belastbares sagen.

Material wurde untersucht - Stadt: keine Gefahr

Bei der Untersuchung des Wegematerials lag das erste Probenergebnis am 4. März vor und fiel laut Stadt „überraschend aus: Die Proben erwiesen sich als dioxinbelastet, die Werte lagen mit zirka 6000 Nanogramm/Kilogramm aber deutlich unter dem Grenzwert von 10.000 Nanogramm“. Weitere Proben im gesamten Park wurden genommen.

Diese Ergebnisse lagen am 6. März vor: Danach überschreite die Konzentration den Grenzwert mit bis zu 33.000 Nanogramm erheblich. Dioxin gilt als krebserregend. Hier liege der Schadstoff aber gebunden in Kupferschlacke vor, sei also kein Kontaktgift, so Stadtbaurat Bradtke. Es gelte zudem als nicht wasserlöslich, werde also nicht ausgeschwemmt.

Zu den Auswirkungen für die laufenden Umgestaltungsarbeiten erklärt Peter van Dyk: „Da die Belastung an das Wegebaumaterial gebunden ist, können aktuell Pflanzmaßnahmen unter gutachterlicher Begleitung weiter durchgeführt werden. Weitere Auswirkungen sind noch zu prüfen.“

Seit Dezember wird der Ehrenmal-Park umfangreich umgestaltet.
Seit Dezember wird der Ehrenmal-Park umfangreich umgestaltet. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Bei der Parkumgestaltung war die Stadt auf den Wegen auf mit Dioxin belastetes Kieselrot gestoßen – ein Füll- und Streumaterial, das wohl aus dem Wegebau in den 1950er oder 60er Jahren stamme. Am 9. März hatte die Stadt deshalb über den aktuellen Bauabschnitt hinaus den gesamten Park vorsorglich eingezäunt und gesperrt. Eine Gesundheitsbelastung für Anwohner, Spaziergänger, Hundehalter oder Radfahrer schließt die Stadt aus.

Anwohner haben Fragen

„Die Anwohner fragen sich aber, wenn das Dioxin so ungefährlich ist, wie die Stadt behauptet, warum wurden eiligst die Wege teilweise von ihrer Deckschicht befreit? Der Abraum wurde mit dicken Plastikplanen und Warnschildern versehen“, so Ingrid Telschow-Böcker von der Ehrenmal-Bürgerinitiative. „Und warum wurde nur der Park gesperrt, auf den umliegenden Wegen liegt seit Jahrzehnten das selbe Material.“

Baumaßnahmen und Absperrungen als „Zumutung“

Die Baumaßnahmen und Absperrungen seien inzwischen für Fußgänger und Anwohner „zur absoluten Zumutung geworden“. Im Kreuzungsbereich Bußmanns Weg/Bahnhofstraße „ist der Bürgersteig komplett gesperrt, man muss die Kreuzung betreten, um weiter zu kommen – das kann sehr gefährlich sein“. Die Drücker des Ampel-Anforderungskontaktes für Fußgänger würden immer wieder durch Bauzäune versperrt. „Und auf den Flyern, die Anwohner zur bevorstehenden Einbahnstraßenregelung informieren, fehlen u.a. der Zeitplan und die Fahrtrichtung.“