Bochum. Der Manta wir 50. Fast eine halbe Million Exemplare des Manta A wurden zwischen 1970 und 1975 in Bochum produziert. Eine Erinnerung.

Samstag, milde Temperaturen, die Sonne strahlt in Bochum. Eigentlich ist das Ausfahrwetter. Auch Dirk Ernesti gönnt sich sonst gerne ein paar Runden mit seinen Schätzchen. Aber in diesen ungewöhnlichen Zeiten lässt er sie lieber in der Garage.

„Ist ja nicht zu ändern“, sagt der 59-jährige Bochumer. Auch die Szenetreffen, zu denen er gerne mit seinen Oldtimern fährt, haben schlagartig aufgehört. Dabei ließe sich gerade jetzt über so vieles reden. Der Manta wird 50. Und Dirk Ernesti hat gleich zwei davon in der Garage.

Manta A, gebaut in Bochum

Gut, runde Geburtstage feiern seine beiden Autos nicht. Der Manta B wurde erst von 1975 an gebaut. Aber: Beides sind ungewöhnliche Fahrzeuge. Und den Vorläufer, den Manta A, hat der Diplom-Ingenieur auch mal gefahren.

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1982 hatte er sich einen Gebrauchten aus dem Jahr 1971 gekauft. 1,6-Liter-Maschine, Ocker mit schwarzem Vinyldach und schwarzer Innenausstattung. Ein schickes Auto. Auch wenn es für den damals 21-Jährigen eher ein pragmatischer Kauf war. Und als er ihn gut zwei Jahre später nach einem Reifenplatzer auf einer französischen Autobahn etwa 100 Kilometer nördlich von Paris zu Schrott fuhr, hielt sich die Enttäuschung in Grenzen. „Nur meine damalige Freundin war traurig“, erinnert er sich. „Sie fand die Form so schön.“

Benannt nach dem Mantarochen

Dirk Ernesti 1984 auf einem Campingplatz im französischen Rhonetal mit  seinem Opel Manta A.
Dirk Ernesti 1984 auf einem Campingplatz im französischen Rhonetal mit seinem Opel Manta A. © WAZ | D. Ernesti

Die geschwungene Motorhaube erinnerte an den Namensgeber des Modells – einen Mantarochen. Das Auto war die Antwort Opels auf den Ford Capri. Eine Antwort, die gleich im ersten Jahr 55.000 Kunden gefiel. Am Ende waren es fast eine halbe Millionen Fahrzeuge. „Und alle wurden in Bochum gebaut“, so Dirk Ernesti. Es war die Zeit, in der Autos mit dem Blitz auf dem Kühler noch mehr als 20 Prozent des Marktes abdeckten und in der Opel zu den Technologieführern in der Automobilwelt gehörte.

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Was sich auch im Nachfolger des Modell A niederschlug, dem Manta B. Jenes Auto, das bald schon „den Ruf der Prollkarre“, so Dirk Ernesti, fast wie einen Stempel auf der Motorhaube vor sich herfuhr. Der Film „Manta, Manta“ und das darin wohl nur noch graduell überzeichnete Bild des vermeintlich typischen Manta-Fahrers trugen maßgeblich dazu bei. Dirk Ernesti kann sich noch gut daran erinnern. „Selbst heute trifft man noch einige Vertreter dieser Gattung bei den Oldtimer-Treffen“, sagt er. Sie seien halt nur nicht mehr Mitte 20, sondern eher Mitte 50. Und den abgegriffensten aller Manta-Witze kennt er auch zu genüge: Steht ein Manta vor der Uni. Brüller.

Für den Alltag ein anderer Opel

„Ja, ja“, sagt der Ingenieur mit dem Hang zum Schrauben. Er selbst könnte jeden Tag mit einem Manta vorfahren, er arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Bochum. Allerdings bevorzugt Dirk Ernesti für den Alltag ein anderes Auto. Auch ein Opel.

Schließlich fährt ein Autoliebhaber einen Oldtimer eher schick aus, als schnöde zur Arbeit. Zumal es geradezu entschleunigend wirkt, mit einem Auto im gesetzten Alter und einer Automatik durch die Gegend zu cruisen.

Kleinserie des B-Modells aus Bochum

Vom Manta B wurde lediglich eine Kleinserie in Bochumer Werk gebaut. Produziert wurde der Wagen vor allem in Rüsselsheim und Antwerpen.

Bis 1988 wurden von der gesamten Manta-Baureihe, also von den Modellen A und B, insgesamt 1.056.436 Wagen gebaut.

Pure Liebhaberei. Dabei ist Ernesti lange Zeit mit seinen beiden B-Modellen eher pragmatisch umgegangen. „Ich bin kein Schrauber, der sein Auto tunt.“ Früher sei es ihm darum gegangen, dass seine Autos zuverlässig fahren. Und heute legt er vor allem Wert auf einen guten und möglichst originalgetreuen Zustand.

Dirk Ernesti neben seinem seltenen Opel Manta CC.
Dirk Ernesti neben seinem seltenen Opel Manta CC. © Dirk Ernesti

Beides trifft auf seine B-Modelle zu. Selbst Manta-Hasser würden wohl neidvoll deren Besonderheit anerkennen. Der eine ist eine weiße Berlinetta, Baujahr 1977, das typische Stufenheckmodell. Der andere ein sportlicher GT/E, der gleich zwei Besonderheiten aufweist. Er ist ein Automatik, von denen nicht viele gebaut wurden, weil bei dem 110-PS-Einspritzermotor mit 198 km/h Spitze viele Käufer lieber eigenhändig schalten und walten wollten. Und die CC-Ausführung ist mittlerweile schon rar zu nennen. CC steht für Combicoupe – ein Fastback (Fließheck). „Viele verwechseln den Wagen mit einem Monza“, sagt Dirk Ernesti. Selbst bei großen Oldtimer-Treffen sei er damit allein auf weiter Flur.

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