Bochum. Claus Meirich aus Bochum besitzt mehrere Porsche. Er und seine Freunde sorgen sich angesichts der Umweltdebatte um die Akzeptanz von Oldtimern.

Der Mann ist 67, hat einen Faible und das Geld für schöne alte Autos und er sagt: „Ich war früher ein Hippie. Und ich bin immer noch einer.“ Deshalb sympathisiert Claus Meirich auch mit der Fridays-for-Future-Bewegung. „Nur durch Rebellion kommt die Gesellschaft vorwärts“, sagt er. Aber der Bochumer macht sich auch Sorgen: um den Fortbestand seines Hobbys, die Oldtimer.

In der Debatte um Klimawandel, CO2-Belastung, Feinstaubemissionen wähnt er sie in großer Gefahr. „Es ist alarmierend, dass auch Oldtimer mittlerweile ins Visier der Verbots-Kultur geraten sind“, sagt Claus Meirich und blickt dabei rüber auf einen himmelblauen Porsche 356 C, Baujahr 1964. Der steht in einem ehemaligen Kino in Hofstede, das mittlerweile zu einer Oldtimer-Garage umfunktioniert ist, und könnte selbst für alles andere als Auto-affine Menschen den Status haben, den sein Besitzer ihm verleiht: „Das ist ein Kulturgut.“ Schützenswert, erhaltenswert – und auf keinen Fall zu verteufeln.

Szene sorgt sich um Akzeptanz von Autos mit H-Kennzeichen

Genau das aber fürchtet der ehemalige Unternehmer und Besitzer mehrerer alter Porsches. Und nicht nur er: „In der Szene ist das Thema an der Tagesordnung. Wir machen uns Gedanken darüber, ob Autos mit H-Kennzeichen in die Schranken gewiesen werden sollen.“ Mittlerweile gibt es sogar eine breite Bewegung: Fridays für Hubraum. Die Facebook-Gruppe hat nach nach ihrer Gründung angeblich binnen weniger Tage 400.000 Fans angelockt.

Ein Mann und seine Leidenschaft. Gemeinsam mit anderen Oldtimer-Freunden nutzt Claus Meirich ein ehemaliges Kino, um die alten Schätzchen unterzustellen, zu pflegen und zu reparieren.
Ein Mann und seine Leidenschaft. Gemeinsam mit anderen Oldtimer-Freunden nutzt Claus Meirich ein ehemaliges Kino, um die alten Schätzchen unterzustellen, zu pflegen und zu reparieren. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Claus Meirich geht es allerdings nicht um die digitale Welt. „Es reicht auch nicht, das Thema nur in der Szene zu diskutieren Es sollten alle darüber sprechen.“ Und: „Wir möchten eine sachliche Diskussion und wir möchten Verständnis wecken. Leider gibt es einige Populisten, die mit falschen Behauptungen und Zahlen die Oldtimer in Misskredit bringen, ohne zu erwähnen dass der Anteil der Fahrzeuge gering ist und, weil sie nur wenig bewegt werden, einen sehr kleinen Teil zur Umweltverschmutzung beitragen.“

Wenige Verbrauch, hohe Lebensdauer

Klassiker ohne Katalysator würden zwar mehr Schadstoffe ausstoßen als jüngere Autos, räumt er ein. „Nur hat das mit der CO₂-Emission und dem Klimawandel rein gar nichts zu tun“, so der Bochumer. Wenn etwas verbrannt werde, entstehe CO₂. Das gelte für Grillfeuer ebenso wie für den Stoffwechsel von Mensch und Tier oder Kohlekraftwerke. Der entscheidende Faktor in Sachen Auto und Klima sei allein der Spritverbrauch. Und der sei bei Oldtimern tendenziell niedriger als bei heutigen Fahrzeugen – wegen des geringeren Gewichts und in der Regel kleineren Hubräumen. Meirich: „Wenn es eine Formel gäbe, bei der man die Umweltverschmutzung durch die Lebensdauer eines Autos teilen würde, dann würden Oldtimer sehr gut abschneiden.“

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400.000 Oldtimer in Deutschland

47,1 Millionen Autos sind momentan in Deutschland zugelassen. Etwa 400.000 davon, also ungefähr 0,8 Prozent, haben ein H-Kennzeichen. In Bochum sind derzeit 2241 Fahrzeuge mit einem Historienkennzeichen zugelassen.

Das „H“ im Kennzeichen steht für „historisch“. Fahrzeuge, die mindestens vor 30 Jahren erstmals zugelassen wurden, können als Oldtimer angemeldet werden.

Das gilt auch für seinen Porsche 356 C. Ein Auto, das 42 Jahre lang in einer Scheune in Essen stand, das sein Besitzer für 20.000 Euro gekauft und binnen zwei Jahren für weitere 100.000 Euro in seinen jetzigen Zustand versetzt hat und versetzen ließ. 1200 Kilometer sei er im vergangenen Jahr gefahren. Nie schneller als 140, wie der Porsche-Liebhaber versichert. 8 Liter verbrauche der Sportwagen auf 100 Kilometer. Insgesamt also eine übersichtliche Verbrauchsbilanz. Auch deshalb ist es für Claus Meirich kein Widerspruch, „Autofreund und Umweltschützer zu sein“, wie er sagt.