Bochum. Die Corona-Krise macht viele Menschen ängstlich und depressiv. Der Bochumer LWL-Klinikchef Prof. Juckel rät, die Krise auch als Chance zu sehen.
Die Corona-Krise führt bei immer mehr Menschen zu depressiven Reaktionen. "Manche greifen zu Suchtmitteln; daheim kommt es zu Spannungen und Aggressionen", beobachtet Prof. Georg Juckel, Leiter des LWL-Universitätsklinikums in Bochum. Sein Appell: die Krise für Familie und Partnerschaft auch als Chance zu begreifen.
Eine "Situation ähnlich wie im Krieg" macht der Psychiatrie-Professor derzeit aus. Die große Mehrheit der Bürger "funktioniert", reagiere rational und angemessen. Zugleich würden aber zwei Extreme sichtbar: meist junge Leute, die die Gefahr verdrängen und "sorglos und fröhlich Partys feiern". Und psychisch instabile Menschen, die nicht nur massive Ängste vor einer Corona-Infektion entwickeln, sondern auch fürchten, in ihrer Wohnung eingeschlossen zu werden und nichts mehr zu essen zu bekommen. "Das geht bis zur Existenzangst", so Juckel.
Coronavirus in Bochum: Spannungen brechen auf
Aktuell treten diese Panik-Symptome gehäuft auf. Entspannungstechniken und Gespräche mit Familie und Freunde könnten helfen. Verstärkt sich die Angst, rät Juckel dringend, sich an niedergelassene Fachärzte (einige bieten Videosprechstunden an) oder die Ambulanz der LWL-Klinik an der Alexandrinenstraße (0234/507 70) zu wenden.
Zunehmende Probleme könne es auch in Familien und Partnerschaften geben. Das erzwungene Zuhausebleiben, womöglich eine häusliche Quarantäne und Ausgangssperren werfen Paare und Familien auf sich selbst zurück. Das geht vielerorts nicht gut. Spannungen, die lange im Unausgesprochenen schlummerten, brechen angesichts des Lagerkollers nun umso schärfer auf.
Hilfe kann auch selbst hilfreich sein
Genau dies könne aber auch eine Chance sein, meint Juckel: "Lassen Sie sich aufeinander ein. Reden Sie gerade in dieser bedrückenden Zeit mit Ihrem Partner, mit Ihrer Familie. Vielleicht begegnet man sich wieder neu und kommt sich näher!"
Hilfreich für das eigene Seelenheil sei zudem, anderen zu helfen. Ausdrücklich ruft Juckel dazu auf, sich Nachbarschaftsinitiativen anzuschließen, die ältere Mitbürger bei Einkäufen unterstützen, sowie (seriöse!) Informationen über das Coronavirus per Telefon und soziale Medien im Freundes- und Bekanntenkreis weiterzugeben.