Bochum. Die Corona-Krise könnte dramatische Folgen für den Einzelhandel in der Bochumer City haben. Bei aller Sorge gibt es aber auch kreative Lösungen.

Die Corona-Krise könnte "dramatische Folgen" für die Bochumer Innenstadt haben. "Die Lage ist beispiellos. Kaum ein inhabergeführtes Geschäft hat so viel Liquidität, um eine Schließung über mehrere Wochen oder gar Monate zu überstehen. Ohne staatliche Unterstützung werden die meisten Händler verschwunden sein", sagt Marc Mauer, Vorsitzender der "Initiative Bochumer City" (IBO) mit mehr als 120 angeschlossenen Händlern, Immobilienbesitzern und Dienstleistern.

Zwar war die Innenstadt in dieser Woche noch keine Geisterstadt. Trotz aller Warnungen, soziale Kontakte zu vermeiden, bummelten Passanten über die Kortumstraße. Geöffnet sind u.a. noch Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Drogerien (manche inzwischen mit Warteschlangen und Security), Sanitätshäuser, Banken und Sparkassen, Friseure, Trinkhallen und Lottogeschäfte. Alles andere: dicht. Wie auch das nahezu komplette Bermudadreieck. Wie lange? Nicht absehbar. Auch wenn das mancher nicht wahrhaben mag und - wie am Freitag beobachtet - heftig an der Tür von C&A rüttelte.

Coronakrise in Bochum: Hunderte Kontrollen in der Stadt

Keine Lösung für die betroffenen Geschäftsleute ist es, sich über die Verfügungen der Behörden hinwegzusetzen. 335 Kontrollen nahm allein am Donnerstag der auf 24 Mitarbeiter aufgestockte Ordnungsdienst der Stadt vor. 71 Verwarnungen wurden ausgesprochen: vor allem für Imbissbetriebe und Cafés, die trotz Zwangsschließung geöffnet waren, wie es heißt. Die Kontrollen gehen weiter. Alsbald sollen Strafgelder verhängt werden.

Der stationäre Handel liegt weitgehend brach: nicht nur in der City, sondern auch in den Einkaufszentren wie Ruhrpark oder Hannibal, wo nur noch eine Handvoll Betriebe geöffnet sind. Kreativität ist gefragt.

Handel mit kreativen Ideen

Warum die Ware nicht direkt zum Kunden bringen, dachte sich das Team der Boutique "Jungle" an der Brüderstraße. Auf Instagram werden einige der schmucken Stücke angeboten. "Innerhalb Bochums werden sie ohne Aufpreis per Auto direkt zur Käuferin geliefert", berichtet Mitarbeiterin Martha Zgorzelski. Ein Außer-Haus-Verkauf, den auch immer mehr Restaurants praktizieren, um die Durststrecke ohne Publikumsbetrieb halbwegs zu überwinden.

Auch der Online-Handel bleibt erlaubt. Anlass für einen Appell, den IBO-Chef und Juwelier-Händler Marc Mauer an die Kunden richtet: "Nutzen Sie den Online-Service der Bochumer Fachgeschäfte." Aufschiebbare Anschaffungen in den heimischen Läden sollten auf die Nach-Corona-Zeit verlegt werden und ausdrücklich nicht bei Amazon & Co. erfolgen. Der lokale Handel brauche jetzt Solidarität: "Sonst wird in der Innenstadt nach der Krise nichts mehr so sein wie vor der Krise." Per Anzeige wendet sich das Modehaus Baltz an seine Kunden und verweist auf seinen Onlineshop. Der eindringliche Aufruf: "Bitte bleiben Sie Baltz treu!"

Niggemann öffnet für Privatkunden

Komplett neue Wege geht seit Freitag der Großhandel Niggemann. Regulär haben hier nur gewerbliche Kunden Zutritt, vornehmlich Gastronomen. Durch die Schließung der Restaurants seien 75 Prozent des Umsatzes von jetzt auf gleich weggebrochen, schildert Geschäftsführer Rainer Altendeitering.

Der Großhandel mit seinen 250 Mitarbeitern sitzt nun auf großen Mengen Frischware. Deshalb finden - erstmals in der Firmengeschichte - bis auf weiteres auch Privatkunden Einlass an der Speicherstraße in Hofstede. Personalausweis und E-Mail-Adresse reichen, um einzukaufen und den Corona-Schutzmaßnahmen gerecht zu werden (6.30 bis 16.30 Uhr, samstags 8 bis 13 Uhr).

Schutzmaßnahmen in Apotheken

Schutz vor Ansteckung wird auch in den Apotheken groß geschrieben, die derzeit einen massiven Andrang verzeichnen. „In Krisenzeiten ist es wichtiger denn je, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln funktioniert", sagt Dr. Inka Krude, Sprecherin der Bochumer Apothekerschaft.

Dazu ist notwendig, dass das Personal gesund bleibt. Um das Infektionsrisiko zu mindern, wird auf Hinweisschildern gebeten, zwei Meter Abstand voneinander zu halten. Mitunter sind Plexiglaswände an den Verkaufstischen angebracht. Zeitgleich sollen sich nicht mehr als drei Kunden in der Apotheke aufhalten. „Das soll bitte nicht als Affront missverstanden werden“, wirbt Inka Krude um Verständnis. Alle Maßnahmen sollen die Gesundheit aller Patienten und Mitarbeiter schützen.