Bochum. Kunst im öffentlichen Raum ist ein Hingucker – oder über Nacht gar nicht mehr am angestammten Ort aufzufinden: Was zuletzt in Bochum geschah.

Kunst im öffentlichen Raum ist ein Hingucker. Bestenfalls ist sie auch ein Aufreger – oder über Nacht gar nicht mehr am angestammten Ort aufzufinden. Zwei Beispiele aus Bochum aus den letzten Tagen.

Neben dem Schauspielhaus und den Kammerspielen residiert an der Königsallee das Finanzamt-Süd in dem ehemaligen Verwaltungsbau der Ruhr-Chemie, einem architektonisch wertvollen Gebäude der Wiederaufbaujahre. Auf der Wiese vor dem Haus und an der Hausfassade selbst zieht ein rotes Kunstwerk die Blicke auf sich. Francois Morellet hat die beiden roten Stahlbalken geschaffen – einer liegt am Boden in Abstand zum Haus, der andere befindet sich an der Fassade. Steht man vor dem Ensemble, bilden beide Teile eine geometrisch exakte Achse. Geht man weiter, scheinen die Riesen-Stäbe zu „wandern“.

Überraschender Effekt beim Vorübergehen

Zuletzt war dieser überraschende Effekt nicht mehr zu besichtigen. Das Stahlkunstwerk mit dem sperrigen französischen Titel „Deux segments de droite, l’un horizontal l’autre vertikal“ („Zwei Linienelemente, eines horizontal, das andere vertikal“) war abgebaut worden. Zum Glück nicht, wie schon gemutmaßt wurde, weil es „vergammelt“ war und eingelagert werden musste. Vielmehr stand ein neuer Anstrich der beiden Balkenelemente an. Der Künstler sah einst, um einen optischen Aha-Effekt zu provozieren, eine bestimmte Farbigkeit vor: das so genannte „Feuerwehr-Rot“, nicht knallig rot, sondern Anteile von Orange untergemischt.

Kunstobjekt stand einst am Springerplatz

Dieser Tage tauchte die Morellet-Arbeit zur Freude der Kunstfreunde wieder auf. Frisch gestrichen und hell im Licht des Tages leuchtend. Die Auffrischung, die dem Kunstwerk zuteil wurde, ist übrigens nicht dessen erste. Francois Morellet (1926-2016) hatte sein so einfaches wie verspieltes Doppel-Objekt anno 1979/80 für die Wiese und die Außenwand der Arnoldschule am Springerplatz geschaffen. Doch war sie seit Beginn der Sanierung des Schulgebäudes (2010) nur noch ein Torso. Der senkrechte Balken an der Fassade wurde entfernt. Im März 2011 wurde die neue Feuertreppe an der Hauswand fertig und damit klar, dass die Installation nicht wiederhergestellt werden kann.

Bürger spendeten 10.000 Euro

Dabei war das Minimal-Art-Kunstwerk erst im Herbst 2004 durch bürgerschaftliches Engagement für 10.000 Euro restauriert und im April 2005 in Anwesenheit des Künstlers der Öffentlichkeit neu übergeben worden. Schließlich verschwand es ganz vom Springerplatz und wurde im Herbst 2012 ins Umfeld des Finanzamtes-Süd verlagert. Nun entfaltet es dort wieder seinen eigentümlich geometrisch-poetischen Reiz.

Leuchtendes Kunstwerk an der Ruhr-Uni

Auch ein paar Kilometer weiter südlich, geht es der Kunst nicht gerade gut. Auf dem Campus der Ruhr-Uni findet man am Gebäude der Kunstsammlungen einen Neon-Schriftzug des Licht-Künstlers und Fotografen Mischa Kuball. Das Werk versteht sich als Pendant der Lichtinstallation desselben Künstlers an der Universitätsbibliothek auf der anderen Seite des wuchtigen Betongebäudes.

Die filigrane Typografie ist gleich, schnörkellos steht zunächst jeder Buchstabe für sich, nichts – auch die Abstände nicht - wird hervorgehoben. Mit dieser Sachlichkeit steht das 2003 entstandene Kuball-Kunstwerk in der Tradition der Avantgarde.

Reparatur ist beauftragt

Im Normalbetrieb leuchten ab und zu hier und da einzelne oder mehrere Buchstaben auf, mal das gesamte Ensemble. Zuletzt leuchtete allerdings gar nichts mehr. Verschiedene Buchstaben des Schriftzugs KUNSTSAMMLUNGEN DER RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM sind defekt, manche hängen schlapp herunter. Verkommt hier Kunst, ausgerechnet an einem Museum?, wurde besorgt gefragt.

„Mit Blick auf die Fassade ist natürlich aufgefallen, dass der Neonschriftzug an der einen oder anderen Stelle defekt ist. Das wissen wir“, so die Leiterin der Kunstsammlungen Modern, Friederike Wappler. Der Schaden sei das Ergebnis der letzten Stürme. „Die starken Böen haben die Schrift in Mitleidenschaft gezogen“, so Wappler. Das Problem sei also bekannt und die Reparatur veranlasst. In den nächsten Wochen soll die Schrift wieder leuchten.