Duisburg.. Bürgerschaftliches Engagement oder Ehrenamt – freiwillige Hilfe hat viele Namen. Doch was bedeutet sie für das Sozialgefüge der Stadt Duisburg?
900 Ehrenamtler hat die Stadt Duisburg und fast 2000 sind karitativ zum Beispiel beim Diakonischen Werk unterwegs. Ehrenamtsarbeit ist aber nicht nur eine freiwillige Hilfe, sondern birgt auch Verantwortung für beide Seiten – ob seitens des Anbieters oder des Ehrenamtssuchenden. Dies fängt bei der individuellen Einsatzbereitschaft eines jeden Freiwilligen an. „Deshalb haben wir dafür auch Erstgespräche“, sagt Ulrike Suhr, die in ihrer beratenden Funktion bei der Stadt halbtags für das Bürgerschaftliche Engagement eingestellt ist. Mit der Erarbeitung zur Rolle von Ehrenamt und Bürgerengagement startet die NRZ eine mehrteilige Serie zum Thema „Sozial in Duisburg“. Im Fokus stehen Projekte mit Bürgerinnen und Bürgerinnen. Ohne ihre zivilen freiwilligen Leistungen in Vereinen, Organisationen und Projekten, gäbe es viele Angebote nicht.
Ulrike Suhr weiß: „Erstgespräche brauchen Zeit“. Im Vordergrund steht die Frage: Decken sich die Vorstellungen des Freiwilligen mit den Anforderungen eines jeden Projektes? „Wir stellen einzelne Tätigkeiten vor und informieren über weitere Aktivitäten“, sagt sie. So wird bei der Stadt eine besonders große Bandbreite für den Einsatz in Kinder- und Jugendbereichen geboten; Vorlese- und Spielplatzpaten oder auch Leseförderungen im Grundschulalter.
Die Nachfrage an ehrenamtlicher Arbeit wächst
Am Ende zählt die Verwaltung 60 Fachbereiche, in denen sich 900 Freiwillige engagieren. Die beiden Mitarbeiterinnen Elena Michala und Ulrike Suhr bieten im Dezernat des Oberbürgermeisters ein umfassendes Portfolio und sind im regen Austausch mit den Fachbereichen. Wichtig dabei ist: „Es sollen zusätzliche Projekte sein und Bestand mit sich bringen“, betont Elena Michala, Teamleiterin Anliegenmanagement und Bürgerschaftliches Engagement. Die Nachfrage nach ehrenamtlicher Arbeit wachse. Denn auch städtische Mitarbeiter sehen eine echte Alternative, ja sogar einen Ausgleich zum Beruf und engagieren sich. „Besonders, wenn der Ruhestand naht, wird das Interesse vieler dieser Kollegen für eine Ehrenamt geweckt.“
Was aber bedeutet das Ehrenamt für die Stadt Duisburg und für das Sozialgefüge der Gemeinschaft? Pastor Stephan Kiepe-Fahrenholz, Geschäftsführer vom Diakonischen Werk Duisburg bezieht dazu ganz klar Stellung: „Caritativer Einsatz ist kein Notstopfen und darf auch nie einer werden.“ Vielmehr verdienen ehrenamtlich Engagierte ausnahmslose Anerkennung.
Gerade in der heutigen Zeit, in der niederschwellige Anlaufstellen wie die Bahnhofsmission, die Telefonseelsorge, Sucht- und Drogenberatung oder auch soziale Kaufhäuser für Flüchtlinge, sozial schwache Familien und Hilfesuchende aller Art grundlegend seien. „Sie erfüllen die wichtige Funktion als Triebfeder für den sozialen Zusammenhalt in Duisburg“, hinterlässt Pastor Kiepe-Fahrenholz keine Zweifel. So unterstützt auch die Diakonie Ehrenamt fachmännisch. Koordinatoren kümmern sich um Einsatz, Absprachen und Abläufe, immer mit einem offenen Ohr für alle Anliegen der Ehrenamtlichen.
Die Stadt spricht von Bürgerkommune
„Mit unseren Bemühungen um das Ehrenamt knüpfen wir an ureigenen Wurzeln an.“ Denn jeher sei die Diakonie der evangelischen Kirche ohne Ehrenamt nicht vollständig und denkbar gewesen. So herrsche das klare Bewusstsein, dass ohne Ehrenamt gerade Professionalität Schaden nehmen würde und umgekehrt. „Und auch die Zivilgesellschaft ist immer nur so stark, wie die Einsatzbereitschaft des Freiwilligen“, fügt Stephan Kiepe-Fahrenholz treffend hinzu. Während die Stadt von bürgerschaftlichen Engagement und einer Bürgerkommune spricht, bleibt das Verständnis der Diakonie gegenüber der freiwilligen Hilfe traditionell: „In der Diakonie für Duisburg haben wir uns entschieden bei der Definition des Ehrenamts und Ehrenamtlicher zu bleiben.“ Es sei ursprünglich und treffend zu verstehen.
In einer Sache bleiben Stadt und Diakonie auf einer Ebene: Allen Ehrenamtlichen gebührt Dank. Sie leisten Beziehungsarbeit, für die sie ihre Kraft und Zeit einsetzen. Und würden damit eine Zusätzlichkeit bedienen, für die im Allgemeinen wohl wenig oder gar keine Zeit bleibt. Deshalb gibt es neben vielen anderen Dingen bei der Diakonie einen Danktag, eine große Veranstaltung für alle Ehrenamtlichen, die die Wertschätzung gegenüber ihren Mithelfern ausdrücken soll. Und die Stadt bietet besondere Gesten der Anerkennung wie Einladungen zu Empfängen oder Infoveranstaltungen und noch mehr an. Denn Kommune und Diakonie bekennen übereinstimmend: „Wertschätzung ist wichtig.“