Bochum-Hiltrop. Im „Haus Hubbert“ in Bochum-Hiltrop fürchten Olga und Dragan Corovic für die Kanal-Bauzeit um Kunden. Eine Extra-Zufahrt ist nicht geplant.

Gerade erst hat eine Dame mit Rollator mit ihren Freundinnen nach dem Essen das Lokal verlassen. Pächter Dragan Corovic weist hinter ihr her: „Wie sollen solche Kunden denn überhaupt noch hierher kommen können, wenn es keine Möglichkeit mehr gibt, hier in der Nähe mit dem Auto zu halten?“ Die Betreiber der Traditions-Gaststätte „Haus Hubbert“ an der Dietrich-Benking-Straße in der kleinen Ladenzeile mitten im Hiltroper Dorf sehen schwarz für die Zukunft, wenn praktisch vor der Tür die große Baugrube zur Erneuerung der Kanäle aufgemacht wird.

Kanalbau in Bochum-Hiltrop wirft seine Schatten voraus

Der Gastronom wiegt den Kopf, hier weg will er eigentlich nicht, „wir haben einen guten Ruf im Dorf, aber was soll man machen?“, und zeigt auf die Holztafel am Durchgang. Die haben die Corovic’ zur Einweihung bekommen, „5. November 1999“ ist zu lesen., „21 Jahre sind wir jetzt hier“, meint er versonnen. Gattin Olga ruft vom Tresen aus: „Ohne Pause, ohne Ruhetag, ohne Urlaub, in der einzigen Kneipe im Dorf“.

Im Dorf in Bochum-Hiltrop fürchten Dragan und Olga Corovic um die Zukunft im „Steakhaus Hubbert“, wenn die Baustelle direkt vor der Tür eingerichtet wird.
Im Dorf in Bochum-Hiltrop fürchten Dragan und Olga Corovic um die Zukunft im „Steakhaus Hubbert“, wenn die Baustelle direkt vor der Tür eingerichtet wird. © WAZ | Uli Kolmann

Anlieferung wird ein Problem

„Wir werden hier regelrecht abgeschnitten, wenn die die Baustelle aufmachen“, fürchtet Corovic, „dann können die Leute nur noch zu Fuß hierher kommen. Wie soll die Brauerei Bier anliefern, wie sollen Taxis halten, um die älteren Leute abzuholen? Eine eigene Zufahrt haben die nicht vorgesehen.“

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Das Hochwasser bei Starkregenfällen gerade hier in der Senke haben sie auch zwei- oder dreimal erlebt. Es muss was gemacht werden, keine Frage, aber mit der Baustelle vor der Tür wissen sie nicht, ob sie weitermachen können.

40 Jahre als Gastronom

„Sechs Leute sind hier beschäftigt, mit der Familie“, überschlägt das Paar kurz. Angefangen hat Dragan 1980 mit seiner ersten Konzession in Osnabrück, dann über 20 Jahre in Herne verschiedene Kneipen gepachtet. „Und wir machen das immer noch gerne“, stellt er klar. Olga wirft ein: „Wir wären doch nicht 20 Jahre hier geblieben. Das war mein Leben.“

Konstantin Papapetru führt die Apotheke im Dorf in Bochum-Hiltrop seit zehn Jahren.
Konstantin Papapetru führt die Apotheke im Dorf in Bochum-Hiltrop seit zehn Jahren. © WAZ | Uli Kolmann

So eine Durststrecke, wie sie sie für mindestens ein Jahr mit der Baustelle fürchten, „das ist nicht zu machen“. Auch wenn sie nicht wegwollen, sehen sie sich auf Immobilien-Portalen im Internet nach möglichen Nachfolgern um. „Wenn die denn das Inventar übernehmen. Wenn wir keinen finden, müssen wir wohl schließen.“

Sperrung

Um ein Mindestmaß an Verkehrsfluss zu erhalten, ist es laut Verwaltung notwendig, das Linksabbiegen von der Wiescherstraße in die Frauenlobstraße zu unterbinden.

Die Arbeitsabläufe rund um die Grube zur Erneuerung der Kanalrohre würden es unumgänglich machen, die Straße „Im Hagenacker“ im unmittelbaren Einmündungsbereich zur Dietrich-Benking-Straße voll zu sperren. Fußgänger sollen die Arbeitsstelle weiterhin auf dem regulären Gehweg passieren können.

Parkplätze für die Apotheke abgeschnitten

Konstantin Papapetru in der Dorf-Apotheke direkt an der Ecke zum Hagenacker legt nach der jüngsten Berichterstattung Wert auf die Feststellung: „Um einen Nachfolger suchen zu können, musste ich den Vertrag hier zum 31. August kündigen.“ Falls keiner gefunden werde, müsste der Vertrag neu ausgehandelt werden.

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„Uns droht hier ein Insel-Dasein“, kommentiert der Apotheker mit zwei Angestellten düster, selbst die reservierten Parkplätze für die Kunden an der Ecke wären nicht mehr erreichbar. Auch die Apotheke habe nach zehn Jahren unter seiner Leitung ihre Stammkunden, die dann Probleme bekämen, während der Baustellenzeit das Geschäft zu erreichen. Schon jetzt öffnen sich alle paar Minuten die Automatik-Türen, wenn jemand vorbeikommt. „Und dann müssen die noch viel näher am Geschäft vorbei“, schätzt Papapetru.

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