Bochum. Der Bochumer Schauspieler Patrick Joswig steht in St. Petersburg für einen Weltkriegsfilm vor der Kamera. Beim Dreh hat’s knackige Minusgrade.

Minusgrade, Eisregen. Dick eingehüllt im grünen, uniform-konformen Wintermantel, mit Mütze und Schal ums Gesicht steht Patrick Joswig aus Bochum am Set auf einem stillgelegten Flughafen rund 80 Kilometer landeinwärts von St. Petersburg. In der großangelegten internationalen Produktion „V2. Escape from Hell“, wird der 44-jährige gebürtige Wattenscheider als Wehrmachtssoldat zu sehen sein.

Film handelt vom Bau der V2-Rakete

Der Film von Timur Bekmambetov (Regisseur und Produzent, u.a. international bekannt für „Wächter der Nacht“, „Wanted“) spielt im Zweiten Weltkrieg, der ehemalige Flughafen dient als Kulisse für Usedom. „Ich übernehme die Rolle eines Wehrmachtssoldaten, einem Metzger aus Bernau, der dort Strafgefangene bewacht“, sagt Joswig.

Auf der Ostsee-Insel Usedom wurden während der NS-Zeit u.a. die ersten Großraketen (Aggregat 4) entwickelt, die später im Krieg als „V2“ eingesetzt wurden.

Ausstellung im „Neuland“

Patrick Joswigs Foto-Ausstellung zwischen „Irrealem, Banalität und Kitsch“ ist bis zum 21. März mittwochs bis samstags ab 18 Uhr im Neuland, Rottstraße 15, zu sehen. Eintritt frei.

Bei der Präsentation hatte Joswig ein historisches Vorbild: „Ich habe mich an die Fotoalben von früher erinnert, in die Bilder mit Fotoecken eingeklebt wurden. Man hatte damals noch ein haptisches Erlebnis.“

200 Menschen sind allein an den Dreharbeiten für Joswigs Szenen beteiligt: „Es ist definitiv eine ziemlich, ziemlich große Produktion und noch einmal eine ganz andere Nummer“, sagt der Schauspieler, der mehr als 25 Jahre Erfahrung vorweisen kann. Die Mitarbeiter sind zuständig für Kostüme, Ausstattung, Aufnahmeleitung und explosive Spezial-Effekte, um das Kriegsgeschehen realitätsnah abzubilden. Abläufe, Aufwand und Arbeit bezeichnet Joswig „als sehr beeindruckend. Durch solche Explosionen musste ich zum Glück in meinem Leben bisher noch nicht rennen.“

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Historienfilme sind für den Wattenscheider hingegen kein Neuland: „Ob ‚Aschenputtel‘ oder ein Film über den Zweiten Weltkrieg – mir gefällt so etwas. Als Kompliment nehme ich, dass meine Rolle immer größer wird und sich die Drehtage erhöht haben“, sagt er. Während draußen Minusgrade herrschen, wird’s in den Pausen „muckelig warm. Für mich steht ein Wohnwagen bereit, der immer auf 35 oder 40 Grad geheizt ist. Man stellt die Heizung runter und während der nächsten Aufnahmen dreht sie ein Mitarbeiter doch wieder hoch“, nimmt’s Joswig mit Humor.

Ein Selfie zur Erinnerung: Schauspieler Patrick Joswig (re.) mit Regisseur Timur Bekmambetov am Set in St. Petersburg.
Ein Selfie zur Erinnerung: Schauspieler Patrick Joswig (re.) mit Regisseur Timur Bekmambetov am Set in St. Petersburg. © Bekmambetov

An Drehtagen wird der Schauspieler („Tatort“, „Mata Hari“, „Check Check“ u.a.) meist um 5.20 Uhr Ortszeit (3.20 Uhr deutscher Zeit) abgeholt.

Für Freizeitaktivitäten ist kaum Zeit

„Zurück im Hotel ist man gegen 21.30 Uhr.“ Für Freizeitaktivitäten bleibt da keine Luft. An einem drehfreien Tag nahm Joswig daher eine Einladung der Caster wahr und schaute sich die „Lenfilm“ Studios in St. Petersburg an: „Es gab eine spektakuläre Privatführung. Uns wurden Orten gezeigt, die man sonst so nicht zu sehen bekommt.“

Foto-Ausstellung mit Perspektivwechsel

Dass Patrick Joswig mit Perspektivwechseln gut zurechtkommt, zeigt seine Fotoausstellung „archive.jos“ in der Lokalität „Neuland“ an der Rottstraße. Präsentiert werden Momentaufnahmen, die Joswig mit dem Handy gemacht, archiviert und auf Polaroid gedruckt hat. Vom Digitalen zurück zum Analogen: „Es ist meine erste Ausstellung. Das Archiv habe ich mit Bildern der letzten Jahre bestückt und versucht, sie in eine Ordnung zu bringen – unabhängig von Orten und Zeiten und wahrscheinlich auch der eigenen Gemütslage.“

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