Wattenscheid. . Die Autoren Patrick Joswig und Bastian Schlange erweitern die Plattform der „Wattenscheider Schule“. Kreative aus dem Revier werden einbezogen.

Dualität gesellt sich zum Bergbau, wird zur Historie. „Die Wattenscheider Schule“ weitet sich aus zum Kollektiv. Bastian Schlange (37, Journalist und Autor) und Patrick Joswig (43, Schauspieler und Autor) öffnen ihren Gonzo-Journalismus über regionale und künstlerische Grenzen hinaus. Die Marke bleibt, die Protagonisten werden mehr. Den Anfang begründet die Verlesung eines Manifests mit der Feststellung: „Wir sind nicht dreckig, uns hat das Leben koloriert“.

Gonzo-Gedanke auf alle Kunstformen übertragbar

„Wattenscheid ist Haltung“, propagieren Schlange und Joswig. Bis zum Grunde gelte es zu steigen, von der Seele zu schreiben. Dafür stand das Autoren-Duo mit seinen Geschichten. Schlange zu den Ursprüngen: „Als wir die Sache 2009 angegangen sind, war der Grundgedanke, Journalismus zu machen und Geschichten zu erzählen, wie wir es wollen. Wir wollten und hatten Spaß beim Erleben, Schreiben, Vortragen.“

Berichte über „Maskulinisten-Gruppen“ durch die getönte Fliegerbrille und Zigarettenqualm hindurch, prägten den Gonzo- und Guerilla-Stil der gebürtigen Wattenscheider. Diese Stimme soll nicht mehr allein durch die Alte Freiheit und Bochum hallen, keiner Grenzen mehr unterliegen. Man habe einen Weg gesucht, „um die Wattenscheider Schule weiter leben zu lassen“, erzählt Joswig. Schlange löst auf: „Wir müssen sie öffnen, zu Netzwerken hin, um zu begreifen, dass man in der Gruppe stärker ist, als allein.“

Im Ruhrgebiet fehlt es an Netzwerken

Daran mangele es in der Region, findet der Journalist: „Es war schon immer ein Problem, dass engagierte Leute das Ruhrgebiet verlassen haben. Obwohl Potenzial durch Universitäten und junge Kreative vorhanden ist. Was hier fehlt, ist die Vernetzung.“ Diese soll auf lange Sicht die „Wattenscheider Schule“ bieten, um gegebene Möglichkeiten auszuschöpfen, so Schlange: „Ich habe immer das Gefühl, das Ruhrgebiet macht sich klein. Das ist die falsche Haltung.“

„Wattenscheid ist eine Stimme“

Mit dem Festival „Literaturviertel Akazienallee“ wurde am vergangenen Wochenende in Essen „ein Anlaufpunkt für Literatur, Kunst und Kulturszene im Ruhrgebiet geschaffen.“ Die Örtlichkeit wird ideell im Sinne des Guerilla-Gedankens erweitert. „Wattenscheid ist eine Stimme“, sagen die Autoren und rufen auch Illustratoren, Fotografen, Filmemacher und Musiker auf. Ihre Stimmen sollen zur „Wattenscheider Schule“ werden, Geschichten erzählen.

Teil der Bewegung sein

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Einzige Richtlinie: Realität und Erlebtes stehen an vorderster Front: „Die ehrliche, vielleicht etwas schnodderige Art, im Ruhrgebiet von der Seele weg zu erzählen, kann man zwar aus der Region ziehen. Sie ist aber nicht an Wattenscheid oder den Pott geknüpft, sondern eine grundsätzliche Haltung.“ Wer das verinnerlicht, kann Teil der Bewegung werden. Ganz dem Manifest folgend: „Wattenscheid ist vieles – Chance und Ideen.“