Bochum. Hygiene war 2018 eine Schwachstelle der Feuerwehr Bochum. Die ist beseitigt. Polizei und Feuerwehr fühlen sich in Sachen Coronavirus gewappnet
Schutzmaßnahmen und Notfallpläne zum Coronavirus sind in diesen Tagen in vielen Stäben und Kommissionen das beherrschende Thema. Auch in Bochum. Die Frage ist: Wie gut sind Polizei, Feuerwehr und Krankenhäuser vorbereitet?
Simon Heußen setzt auf die Erfahrung seiner 350 Feuerwehrleute. „Wir machen das ganze Jahr über Desinfektionsfahrten. Wir können damit umgehen“, sagt der Feuerwehr-Chef. „Da sind wir erprobt. Von den 58.047 Fahrten des Rettungsdienstes im Vorjahr waren mehrere Tausend Infektionsfahrten.“
Coronavirus in Bochum: Hygiene-Defizite vergangener Tage sind aufgearbeitet
Und auch Defizite vergangener Tage habe die Feuerwehr mittlerweile behoben. Im 2018 verabschiedeten, noch bis 2022 gültigen Rettungsdienstbedarfsplan ist noch die Rede davon, dass der Feuerwehr ein Sachgebietsleiter Hygiene fehle, dass es an Büroräumen, Hygiene- und Desinfektionslagerplätzen und Desinfektoren fehle. Aber „alle diese strukturellen Defizite gibt es nicht mehr“, so Heußen.
Neuralgischer Punkt der Feuerwehr ist eigentlich die Leitstelle in der Hauptwache in Werne. 365 Tage im Jahr, 24 Stunden rund um die Uhr ist sie besetzt. 76.000 Notrufe gehen dort jedes Jahr ein, 266.000 Telefongespräche werden von dort aus geführt. Was passiert, wenn ein dort eingesetzter Feuerwehrmann mit Corona infiziert ist? „Die Leitstelle sehe ich nicht so gefährdet“, so Simon Heußen. Und auch sonst dürfte es kein Personalproblem geben. „In Köln sind drei Feuerwehrleute nachweislich erkrankt. Auch dort wird jeden Tag noch ausgerückt.“
Polizei bildet Pandemiekommission
Sollte es die Notwendigkeit einer örtlichen Quarantäne in der Leitstelle geben, gäbe es Räume vor Ort. Und personell sei die Feuerwehr gut aufgestellt. Zu den 30 Personen, die derzeit in der Leitstelle eingesetzt werden, würden 15 bis 20 weitere kommen, die über eine entsprechende Ausbildung verfügen. Der Feuerwehr-Chef ist überzeugt: „Ich mache mir keine Sorgen um die Funktionsfähigkeit der Feuerwehr.“ Wichtig sei Wachsamkeit, aber keine Panikmache.
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Ein Credo, das auch die Polizei Bochum anführt. „Wir sind gut aufgestellt. Und wir sind es gewohnt, in Stresssituationen zu funktionieren“, sagt Pressesprecher Volker Schütte. Seit einigen Tagen gibt es einen Pandemiekoordinator und eine Pandemiekommission, der Vertreter aller Dienststellen angehören. Die Ausrüstung, vom Einmal-Handschuh bis zum Schutzset für Einsatzkräfte, sei vorhanden. Ansonsten würden die üblichen Schutzmaßnahmen gelten: „Wir schütteln uns im Moment nicht die Hand. Die Desinfektionsspender auf den Fluren werden ständig nachgefüllt.“
Zentrale Lagebehörde delegiert Personal
Derzeit gebe es zwar keinen einzigen Verdachtsfall im Bereich des Polizeipräsidiums mit seinen 2000 Mitarbeitern in Bochum, Herne und Witten. Schütte: „Wir haben uns natürlich auch Gedanken darüber gemacht, was passiert, falls es zu erheblichen krankheitsbedingten Ausfällen kommen sollte.“ In diesem Fall würde die zentrale Lagebehörde in Duisburg Polizeikräfte zur Verfügung stellen. So wie auch Bochum Polizisten und Verwaltungsmitarbeiter abstellen würde, sollte es Personalengpässe in anderen Präsidien geben. Für die Leitstelle gebe es derzeit genügend ausgebildete Beamte.
Wie bei den Feuerwehren der Region, deren Leiter am Donnerstag in Dortmund zusammenkamen, gibt es auch unter den Krankenhäusern eine regen Austausch. Am Mittwoch haben sich Vertreter aller Bochumer Kliniken mit Sozialdezernentin Britta Anger beraten. „Dabei haben wir unsere Schutzmaßnahmen vorgestellt“, sagt Jürgen Frech, Sprecher des Katholischen Klinikums Bochum (KKB).
Klinik will Schutzkleidung sparen
Das Hygieneteam unter Leitung von Ärztin Dr. Friederike Lemm stehe im ständigen Austausch mit der Zentralen Notaufnahme, der Infektiologie und dem Medizinischen Geschäftsführer. Einen Corona-Fall gibt es in den Häusern des KKB zwar nicht. Dennoch bittet die Klinikleitung Angehörige von vor allem infektiösen Patienten, die Zahl ihrer Besuche zu reduzieren. Eine Maßnahme, um Schutzkleidung zu sparen. Sollten Mitarbeiter sich infizieren, gelten die gleichen Vorschriften wie für Jedermann. Sie kämen, je nach der Schwere des Falls, zu Hause oder im Krankenhaus unter Quarantäne. Personelle Engpässe, sollte es dazu kommen, könnten über die neu eingeführte Einsprungprämie kompensiert werden.