Bochum. In Bochum gibt es nach wie vor keinen bestätigten Corona-Fall. Stadt und Gesundheitsamt rufen zur Ruhe auf. Veranstaltungen dürfen stattfinden.
Inmitten der steigenden Corona-Besorgnis in der Bevölkerung ruft die Stadt Bochum zu Ruhe und Besonnenheit, aber auch Wachsamkeit auf. Nach wie vor gebe es in Bochum keinen einzigen bestätigten Verdachtsfall, betonte Stadtdirektor Sebastian Kopietz am Freitag vor der Presse. Auch eine behördlich verfügte Absage von Veranstaltungen sei – „Stand jetzt“ – nicht zu erwarten.
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Das Coronavirus hat Nordrhein-Westfalen erreicht. Aktuell sind 20 bestätigte Fällen bekannt. 1000 Menschen befinden sich in häuslicher Quarantäne. Bochum blieb bislang verschont. „Aber auch wir werden betroffen sein. Wir wissen nur nicht, wann“, sagt Dr. Ralf Winter, Leiter des Gesundheitsamtes.
Coronavirus in Bochum: Stadt appelliert an Bürger
Zu Panik und Hysterie bestehe gleichwohl keinerlei Anlass. Alle beteiligten Behörden sowie die Ärzte und Kliniken seien hinreichend vorbereitet, so Winter. In dieser Woche nahm der Krisenstab mit Vertretern u.a. der Polizei und Feuerwehr die Arbeit auf. Es werde umfassend Vorsorge für mögliche Infektionsfälle in Bochum getroffen, bekräftigt Kopietz.
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Elementar sei dabei die Mithilfe der Bevölkerung. Wichtigster Appell: Wer typische Symptome wie Fieber, Husten, Schnupfen und Halskratzen verspürt, sollte keinesfalls sofort eine Arztpraxis oder Klinik aufsuchen, sondern sich zunächst telefonisch beim Hausarzt melden und um Rat fragen. Die Hausärztliche Notfallpraxis im St.-Josef-Hospital an der Gudrunstraße ist zudem unter der Rufnummer 116 117 zu erreichen.
Bisher 300 Influenza-Fälle in Bochum
Mehr denn je sollten die Menschen die Hygiene ernst nehmen, appelliert Ralf Winter. Heißt: Händeschütteln vermeiden (wie es schon seit sechs Jahren im Augusta-Krankenhaus praktiziert wird), die Hände regelmäßig mit Seife waschen, in die Armbeuge niesen und sich dabei wegdrehen und möglichst eineinhalb Meter Abstand zu anderen Personen halten.
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„Würde all das befolgt, könnte der Virus entscheidend eingedämmt werden“, sagt der Gesundheitsamts-Chef. „In Schockstarre“ werde man aber auch bei einer Ausweitung von Corona nicht verfallen. Noch ungleich massiver seien die Folge der Influenza mit derzeit mehr als 300 nachgewiesenen Fällen in Bochum. Dabei ist der Höhepunkt der Grippesaison noch längst nicht erreicht. Im vergangenen Jahr gab es mehr als 1000 Erkrankte und mehrere Verstorbene.
Hotline wird seit Freitag rege genutzt
Der Krisenstab halte die Entwicklung aufmerksam im Blick, um auch kurzfristig zu reagieren, versichert Sebastian Kopietz. Eine der ersten Maßnahmen ist die Bürger-Hotline, die seit Freitagmorgen unter Tel. 0234 / 910 55 55 geschaltet ist. Bis zum Vormittag gingen 40 Anrufe ein. Täglich von 8 bis 16 Uhr gibt es hier Antworten auf Fragen rund um Vorsichtsmaßnahmen und Verhaltensregeln.
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Kommt es zu einer Infektionsverdacht, werde es vom Einzelfall abhängen, ob einschneidende Maßnahmen erforderlich sein werden: etwa die Schließung von Schulen oder Kindergärten oder häusliche Quarantäne. Dafür gebe es momentan aber keinen Anlass, so die Stadt – ebenso wie für die erzwungene Absage von Veranstaltungen. „Derzeit gehen wir auf die uns bekannten Veranstalter zu und empfehlen, kritisch zu hinterfragen, ob ihre Veranstaltung stattfinden sollte“, so Kopietz.
Erste Absagen im Varieté
Die Behörden rufen zur Ruhe auf. Doch die Angst der Bevölkerung vor dem Coronavirus wächst.
Ein Beispiel: Im Varieté et cetera gingen in dieser Woche Absagen für bereits gebuchte Tische ein. „Als Begründung hören wir: ,Sie wissen ja...’“, berichtet Chefin Silvia Cabello.
Zunehmende Sorgen von Patienten beobachtet auch das Medizinische Qualitätsnetz (MedQN) Bochum. Auf seiner Internetseite hat der Ärzteverbund deshalb die wichtigsten Hinweise veröffentlicht: „So schützen Sie sich vor dem Coronavirus.“
„Teacher’s Day“ an Ruhr-Universität wird verlegt
Dabei gehe es aber vor allem um Zusammenkünfte mit internationalem Publikum, etwa wissenschaftliche Symposien an der Ruhr-Universität. Angestammte Veranstaltungen wie der Historische Jahrmarkt am Wochenende oder das Heimspiel des VfL Bochum am Sonntag gegen Sandhausen seien nicht in Gefahr – „nach derzeitigem Stand“, wie im Rathaus betont wird.
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Kurzfristig reagiert hat am Freitag die Ruhr-Uni. Der für Samstag (29.) geplante „RUB Teacher’s Day“ wurde verschoben. Dies sei „eine Vorsichtsmaßnahme, um das Infektionsrisiko des neuartigen Coronavirus zu minimieren“, heißt es. Zu der Tagung wären Lehrer aus ganz NRW gekommen, die aufgrund ihrer beruflichen Situation viele soziale Kontakte aufweisen, so die RUB.
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