Düsseldorf. Das erkrankte Ehepaar feierte Karneval, fuhr nach Holland, traf Arbeitskollegen. Sie könnten viele Menschen angesteckt haben.

„Die Infektionskette unterbrechen, Neuerkrankungen vermeiden“ – Das ist das Ziel der NRW-Gesundheitsbehörden, nachdem das Corona-Virus in NRW angekommen ist. Das Problem: Die beiden Corona-Patienten aus dem Kreis Heinsberg – ein Ehepaar aus Gangelt bei Erkelenz – hatten in den vergangenen Tagen sehr viele berufliche und private Kontakte, wie am Mittwoch bekannt wurde. Damit ist das Risiko, dass sie weitere Menschen angesteckt haben könnten, groß.

Der Heinsberger Landrat Stephan Pusch sprach am Mittwoch sogar von einer „unendlichen Vielzahl von Kontakten“, die der infizierte 47 Jahre alte Mann in den letzten zwei Wochen zu anderen Menschen hatte. Er und seine 46 Jahre alte Ehefrau feierten unter anderem mit einer Karnevalsgesellschaft und machten einen Kurzurlaub in der niederländischen Provinz Limburg. Der Mann ist weiter seinem Beruf nachgegangen. Die Frau arbeitet als Erzieherin in einer Kita und könnte das Virus an Kinder, Kollegen und Eltern weiter gegeben haben.

Alle bekannten Kontaktpersonen sind in „häuslicher Quarantäne“

Alle Menschen, von denen die Behörden wissen, dass sie in den vergangenen zwei Wochen in unmittelbarer Nähe dieses Paares waren, wurden in „häusliche Quarantäne“ geschickt: medizinisches Personal aus dem Erkelenzer Krankenhaus, das das Paar am Rosenmontag aufgesucht hatte; Ärzte und Pfleger aus der Uniklinik Köln, wo sich der Infizierte vor einer Woche behandeln ließ; die Kita-Kinder, die nun mit ihren Eltern vorerst zu Hause bleiben. Arztpraxen, Schulen und Kitas wurden im Kreis Heinsberg geschlossen.

Das betroffene Ehepaar hat zwei schulpflichtige Kinder, die aber derzeit keine Symptome einer Erkrankung zeigen und „putzfidel“ sind, wie NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte. Die Kinder sind ebenfalls in häuslicher Quarantäne – bei ihrer Großmutter.

Zustand des Patienten hat sich leicht verbessert

Wo sich der 47-Jährige angesteckt haben könnte, ist derzeit völlig unklar. Der Verdacht, dass ein Geschäftspartner des Mannes, der kürzlich in China war, das Virus an ihn weiter gegeben haben könnte, hat sich nicht erhärtet. Der Corona-Patient liegt in einer Spezialabteilung der Uniklinik Düsseldorf und hat eine schwere Lungenentzündung. Es gebe aber Grund zur Hoffnung, erklärte Prof. Dieter Häussinger vom Uniklinikum. Die Erkrankung habe sich über Nacht nicht verschlimmert „der Trend geht eher zum Guten“. Auch die am Coronavirus erkrankte Ehefrau leide an einer Lungenentzündung und Fieber. Ihr Zustand sei aber nicht so ernst wie der ihres Mannes.

„Stadien sind potenzielle Ansteckungsorte“

Seuchen-Experte Häussinger warnte die Bürger davor, in den kommenden Tagen große Menschenansammlungen aufzusuchen. „Auch ein Fußballstadion ist ein potenzieller Ansteckungsort“, sagte er. Grund zur Panik gebe es aber nicht Die Corona-Erkrankung sei, was ihre Gefährlichkeit betrifft, mit einer Grippeerkrankung vergleichbar. NRW-Gesundheitsminister Laumann versuchte zu beruhigen: In NRW gebe es eine „gewaltige Gesundheitsinfrastruktur“ mit 80.000 Ärzten, die den Menschen einen „möglichst guten Schutz“ bieten könnten.