Bochum. In drei Kitas in Bochum können Kinder früher kommen oder länger bleiben. Das bedeutet Entlastung für Eltern – bald in allen sechs Stadtbezirken.

Betritt man das Familienzentrum Harkortstraße in Bochum, ist man sofort mittendrin, im turbulenten Kita-Alltag: Es wird gebastelt, getobt und gespielt. Insgesamt 107 Kinder besuchen die evangelische Einrichtung, Langeweile kommt selten auf. Einige der Kinder kennen das Familienzentrum jedoch auch ohne den üblichen Trubel. Sie können bleiben, wenn andere Kinder schon gehen müssen. Das soll bis 2022 in jedem Stadtbezirk Bochums möglich sein.

Bochum-Strategie: Flexible Kitas in Stadtbezirken bis 2022

Die Bochum-Strategie soll als Handlungsrahmen zu einer positiven sozialen, demografischen und ökologischen Entwicklung der Stadt beitragen. Das Projekt „Flexible Kita im Stadtbezirk“ ist eine von 50 Kernaktivitäten.

Jedes Jahr sollen zwei flexible Kitas eingerichtet werden, sodass es bis 2022 in jedem Stadtbezirk eine Flex-Kita gibt. Diese sollen dazu beitragen, dass Familie und Beruf besser miteinander zu vereinbaren sind. Eine flexiblere Kita wurde von vielen Eltern immer wieder gefordert, heißt es aus Bochumer Einrichtungen.

Trotz der langen Öffnungszeiten dürfen Kinder maximal neun, in begründeten Ausnahmefällen zehn Stunden pro Tag in einer Kita betreut werden. Die Betreuungszeit eines Kindes darf also 45 Wochenstunden nicht überschreiten.

Seit August 2019 ist das Familienzentrum eine von drei Flex-Kitas in Bochum und bietet eine Randzeitenbetreuung an. Die normalen Öffnungszeiten des Familienzentrums von 7.30 bis 16.30 Uhr wurden erweitert, sodass Eltern ihre Kinder bereits ab 6.30 Uhr in die Betreuung geben können. Die Randzeiten am Nachmittag dauern von 16.30 bis 18 Uhr. Die Stadt Bochum plant, das in alle sechs Stadtbezirken möglich zu machen. Bis 2022 soll es dort je eine flexible Kita geben (s. Infobox).

Flex-Kita in Bochum: bis 2022 in jedem Stadtbezirk

Der Bedarf wurde von den Eltern schon lange geäußert, berichtet Bärbel Dördelmann, stellvertretende Leiterin der Einrichtung. „Es ist oft schwierig, die Berufstätigkeit mit der Einrichtungszeit zu vereinbaren. Eltern haben uns oft aus dem Stau heraus angerufen und gerieten in Zeitnot“, erinnert sie sich. Besonders die Randzeit am Nachmittag wurde von Beginn an dankend angenommen.

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Aktuell gibt es acht „Flex-Kinder“ im Familienzentrum. Für eines von ihnen beginnt der Kindergartentag bereits um 6.30 Uhr. Nicht alle Eltern können die Randzeitbetreuung in Anspruch nehmen. „Der Bedarf durch eine entsprechende Berufstätigkeit muss nachgewiesen werden“, so Dördelmann. Soziale Umstände werden ebenso berücksichtigt.

Das Konzept kommt auch bei den Kindern gut an

„Auch Alleinerziehende oder Studenten können Bedarf haben“, erklärt Fabian Köhler vom Träger der Einrichtung, dem Evangelischen Kirchenkreis Gelsenkirchen und Wattenscheid „Wir sind sehr daran interessiert, die Öffnungszeiten so kundenfreundlich wie möglich zu gestalten, sodass Chancengleichheit für alle Erziehungsberechtigten hergestellt wird.“ Um die zusätzliche Betreuung stemmen zu können, wurden drei zusätzliche Erzieher in Vollzeit eingestellt. Die insgesamt 20 Erzieher sind jedoch alle in die Randzeitenbetreuung eingebunden.

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Bei den Kindern stößt das neue Konzept mehrheitlich auf Begeisterung. „Für die Kinder ist es natürlich auch etwas Besonderes, mal unsere ungeteilte Aufmerksamkeit genießen zu können“, meint die stellvertretende Einrichtungsleiterin Dördelmann. Zum Teil aufkommende Eifersucht darüber, dass die Spielkameraden früher von ihren Eltern abgeholt werden, sei durch besondere Ausflüge und Aktivitäten meist schnell vergessen.

Flex-Kitas werden in anderen Einrichtungen gut angenommen

Gaby Drees, Leiterin der AWO-Kita-Hermannstraße berichtet von ähnlichen Erfahrungen. Auch ihre Einrichtung ist seit vergangenem August eine Flex-Kita. „Das Angebot kommt sehr gut an“, resümiert sie. Fünf der 50 Kinder werden aktuell außerhalb der normalen Zeiten betreut. Die Betreuung in den Randzeiten muss jedoch einen halben Monat im Vorfeld angemeldet werden.

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Die neuste Kita mit Randzeitenbetreuung ist die Kita Liebfrauen in Altenbochum. Seit Januar nutzen bereits sieben Familien das Angebot. Die erweiterten Öffnungszeiten und die Flexibilität kommen gut bei den Eltern an, teilt Tanja Fischer vom Kita-Zweckverband Katholische Tageseinrichtungen für Kinder im Bistum Essen mit.

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