Bochum. Mit seinem Programm „Ausrasten für Anfänger“ machte Kaya Yanar in Bochum Station. Die 2500 Besucher konnten ihre größten Aufreger benennen.

Comedians leben von TV-Präsenz. Wer regelmäßig im Fernsehen auftaucht, darf auch live mit nachhaltigem Zuspruch rechnen. Kaya Yanar hat aktuell kein eigenes TV-Format. Humoristisches Format indes besitzen seine Bühnenshows. So war der Ruhrcongress am Mittwochabend mit mehr als 2500 Zuschauern nahezu ausverkauft.

Knapp 20 Jahre nach dem Start der Sat.1-Erfolgsreihe „Was guckst du?!“ zählt Kaya Yanar noch immer zu den populärsten Spaßmachern in deutschen Landen. Als Wegbereiter der Ethno-Comedy hat er das Spiel mit den Mund- und Eigenarten der Erdenbürger perfektioniert.

Kaya Yanar in Bochum: Von der Thai-Massage bis zum Spießbürger

Dabei geraten die aus „Was guckst du?!“ sattsam bekannten Charaktere wie Hakan oder Ranjid inzwischen zu Randfiguren. Gut so. Stattdessen nutzt der 46-Jährige im Programm „Ausrasten für Anfänger“ sein außergewöhnliches sprachliches und mimisches Talent, um sich den Ärgernissen des Alltags zu widmen.

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Verständigungsprobleme bei der Thai-Massage, ein russischsprachiger Navi und immer wieder Episoden aus seiner Kindheit in einer türkischstämmigen Familie in Frankfurt: Yanar glänzt beim Parodieren mit Witz und Treffsicherheit, ohne einzelne Nationalitäten vorzuführen. Den dauerhalsenden deutschen Spießbürger hat er besonders authentisch drauf. Dem Frust seiner Fans bedient er sich nach der Pause, in der die Besucher aufgerufen sind, ihre größten Aufreger online zu posten. Eine kleine Auswahl: Strafzettel, schnarchende Männer und Hunde, der Aufbau von Ikea-Möbeln, Omas, die an der Kasse mit Kleingeld zahlen, und – natürlich – der VfL Bochum.

Bestandsaufnahme fällt harmlos aus

Schade, dass es Kaya Yanar bei einer eher harmlosen Bestandsaufnahme der deutschen Volksseele belässt. Gern würde man den klugen Kopf politischer, mutiger erleben, gerade beim Thema „Wutbürger“, bei dem die Hass- und rassistischen Hetztiraden im Netz reichlich Futter für einen Multi-Kulti-Comedian böten. Bülent Ceylan hat sich das zunehmend zur Aufgabe gemacht. Doch bis auf eine Anspielung auf Thüringen verzichtet Yanar Yanar auf jedwede gesellschaftskritischen Bezüge.

Kann man als Humorist machen. Muss man aber nicht.

WAZ-Wertung: 4 Sterne