Bochum-Altenbochum. Die Straßenbahnen stecken auf der Wittener Straße in Bochum wegen Rückstaus oft fest. Dies soll ein einjähriger Verkehrsversuch jetzt ändern.

Der Verkehrsversuch auf der Wittener Straße kann kommen: Er beinhaltet ein Linksabbiegeverbot sowohl in die Velsstraße stadteinwärts als auch auf den Rewe-Supermarkt-Parkplatz stadtauswärts auf Höhe der Rombergstraße. Dies soll Rückstaus verhindern und damit den Straßenbahnen freie Fahrt ermöglichen. Der Versuch soll ein Jahr gelten.

Die Linien 302 und 310 in Bochum

Die Bezirksvertretung Mitte diskutierte in ihrer jüngsten Sitzung lange über den Vorschlag der Verwaltung. Das Tiefbauamt hatte ein Gutachten erstellen lassen, weil es seit Jahren auf der Wittener Straße zu Verzögerungen im Fahrplan der Linien 302 und 310 komme, weil Linksabbieger lange den Gegenverkehr abwarten müssen und sich die Bahnen dahinter befinden. Christoph Matten: „Mit dem Netz 2020 haben wir eine Taktverdichtung auf dieser Strecke. Diesem Angebot wollen wir Rechnung tragen.“

Es geht um den Abschnitt zwischen der Mette- und der Rombergstraße. Dort hatten die Gutachter des Ingenieurbüros Brilon, Bondzio und Weiser die Straßenbahnfahrer morgens und nachmittags nach ihren Erfahrungen mit Rückstaus befragt.

Verkehrsablauf optimieren

Im Gutachten heißt es zum Parkplatz Rewe an der Rombergstraße: „Da der Kfz-Verkehr und die Straßenbahn an dieser Stelle auf einem gemeinsamen Fahrstreifen geführt werden, blockieren die wartenden Fahrzeuge die Durchfahrt der Straßenbahn. Unter ungünstigen Umständen kann dies auch zu einem Priorisierungsabbruch der Straßenbahn an den nachfolgenden Ampeln führen, wodurch sich weitere Zeitverluste für die Straßenbahn ergeben.“

Zur Optimierung des Verkehrsablaufs an der Wittener-/Velsstraße bieten sich laut Gutachter zwei Alternativen an:· Linksabbiegeverbot in die Velsstraße und parallele Schaltung der Signale für den linksabbiegenden Verkehr und die Straßenbahn und Umlegung des Verkehrs auf die Nachbarknoten. Diss führte indes zu Einbußen der Kapazität des stadtauswärts fahrenden Verkehrs.

Dabei wurden zwei Bereiche genannt: Der Linksabbieger stadtauswärts auf den Rewe-Markt auf Höhe Rombergstraße und stadteinwärts an der Velsstraße – da war von ein bis vier Minuten Wartezeit und damit Fahrplanverspätung die Rede. Matten: „Da biegen nicht viele ab, doch diese müssen lange warten.“

Zu viele Ampeln auf Wittener Straße

Überdies hatten die Fahrer sich über zu viele Ampeln auf der Wittener Straße beklagt und über zu lange Grünphasen für Fußgänger an der Haltestelle Altenbochumer Kirche. Für die Einfahrt auf den Rewe-Parkplatz sucht die Stadt eine Lösung und hat einen Gesprächstermin mit dem Eigentümer ausgemacht.

An der Velsstraße schlägt das Tiefbauamt als Alternative zum Linksabbiegen das Wenden über den Freigrafendamm oder Glockengarten vor.

Die CDU-Fraktion im Bezirk Mitte mag sich mit den Verboten nicht anfreunden. Fraktionschef James Wille erklärte, technische Eingriffe wären doch besser: „Wir sollten die Ampelschaltungen optimieren, um die Rückstaus zu verkürzen.“ Sein Fraktionskollege David Schary vom Ortsverband Altenbochum findet „das Linksabbiegen in den Glockengarten gefährlicher als an der Ampel zur Velsstraße“.

Verkehr wird sich verlagern

CDU-Ratsmitglied Stefan Jox warf zudem die Frage auf, wie sich der Verkehr durch die Neuregelungen verlagern werde. Gemeinsam mit James Wille plädierte er dafür, zunächst Ampelneuschaltungen zu prüfen, bevor Verbote kommen.

Christoph Matten entgegnete, eine aufwändige Ampelumprogrammierung sei nicht vorgesehen. David Schary stellte den Ergänzungsantrag, den Versuchsaufbau transparent zu gestalten. So sollten die Ergebnisse des Gutachtens nicht allein auf die Aussagen der Straßenbahnfahrer reduziert werden. „Erst dann sollte der Verkehrsversuch starten“. Zudem regte die CDU an, häufiger über den Verlauf des Versuchs informiert zu werden. Christoph Matten schlug vor, dies im Sommer und im Januar 2021 machen zu wollen.

Attraktives Angebot im ÖPNV

Die Grünen im Bezirk Mitte halten das Linksabbiegeverbot für ein wirksames Zeichen für einen starken ÖPNV. Raphael Dittert: „Die Kritik der CDU kann ich nicht nachvollziehen. Der Straßenraum ist begrenzt, und wer einen starken ÖPNV mit einem attraktiven Angebot haben will, muss Einschränkungen für den Autoverkehr in Kauf nehmen. Das neue Netz 2020 mag zwar noch ausbaufähig sein, aber es bietet gerade für Altenbochum eine enorme Verbesserung.“