Bochum. In „Märzstürme“ erinnert das Jugendtheater Traumbaum in Bochum an den Kapp-Putsch vor 100 Jahren. Ein Stück Ruhrgebietsgeschichte lebt auf.

Das Kinder- und Jugendtheater Traumbaum freut sich auf die Frühjahrs-Spielzeit. Auf der Bühne im Kulturmagazin Lothringen werden verschiedene Repertoire-Stücke, aber auch eine Uraufführung geboten. Am 15. März feiert „Märzstürme an der brennenden Ruhr“ Premiere in Bochum.

Wiederkehr des Kapp-Putsches jährt sich zum 100. Mal

Der Titel klingt einigermaßen dramatisch, und das Thema ist es auch. Denn in der von Birgit Iserloh und Ralf Lambrecht selbst verfassten und inszenierten Aufführung geht es um die Zeit des Kapp-Lüttwitz-Putsches, dessen Wiederkehr sich im März zum 100. Male jährt.

Der „Kapp-Putsch“ steht für einen Abschnitt der deutschen Geschichte, der nur noch wenig präsent ist. Unverständlich, finden die beiden Schauspieler, „denn damit verbunden ist auch die Rettung der ersten deutschen Demokratie durch die Menschen aus dem Ruhrgebiet“.

Theater Traumbaum in Bochum fasst ein heißes Eisen an

Hier scheint das Theater Traumbaum ein heißes Eisen angefasst zu haben. Denn die 100. Wiederkehr des rechtsradikalen Militärputsches und dessen Niederschlagung durch einen Generalstreik scheint kaum bewusst. „Auf den Spielplänen aller anderen Ruhrgebietstheater findet sich nichts zu diesem für unsere Region wichtigen und eigentlich identitätsstiftenden Ereignissen“, haben Iserloh und Lambrecht festgestellt.

Tatsächlich erschütterte der in Berlin ausgerufene Putsch 1920 die noch junge Demokratie der Weimarer Republik erheblich. Sie sollte abgeschafft, die Monarchie wieder hergestellt werden. Die Bevölkerung im Deutschen Reich wehrte den aus der rechten, nationalistischen Umfeld forcierten Putsch durch einen Generalstreik ab.

Bürgerkrieg an der Ruhr forderte viele Opfer

Die Darsteller Birgit Iserloh und Rolf Lambrecht haben ihr neues Stück „Märzstürme“ selbst recherchiert und entwickelt.
Die Darsteller Birgit Iserloh und Rolf Lambrecht haben ihr neues Stück „Märzstürme“ selbst recherchiert und entwickelt. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Hierzulande kam es in der Folge zum „Ruhraufstand“, auch „Ruhrkampf“ genannt. Gemeint ist die Erhebung der Arbeiter im März 1920. Der Aufstand erfolgte zunächst zur Abwehr des Kapp-Putsches; später verfolgten linksgerichtete Gruppen aber das Ziel, die politische Macht zu übernehmen. Die SPD-geführte Reichsregierung ließ den Arbeiteraufstand durch paramilitärische Freikorps und die Reichswehr niederschlagen. Es war ein blutiger Bürgerkrieg, dem viele Berg- und Hüttenarbeiter zum Opfer fielen.

Die Geschehnisse fielen lange der Vergessenheit anheim, auch heute noch sind viele Zusammenhänge den meisten Menschen im Ruhrgebiet nicht klar. Dem will das Theater Traumbaum entgegen wirken. „Wir machen aber kein politische Theater“, stellt Birgit Iserloh klar, „vielmehr soll gezeigt werden, welche unmittelbaren Konsequenzen der Putsch und der Ruhrkampf gerade für die ,kleinen Leute’ hatte.“ Die Aufführung im Kulturmagazin Lothringen richtet sich an Jugendliche ab der 8. Klasse.

Mit tragischen Konsequenzen

In ihren „Märzstürmen“ stellen Iserloh und Lambrecht als Franziska und Ferdinand zwei junge Leute aus dem Ruhrgebiet dar, die in die politischen Wirren ihrer Zeit hineingezogen werden. Mit tragischen Konsequenzen.

Erste Aufführungen finden im März statt

Zurzeit laufen die Endproben für die Neuproduktion, die ersten Aufführungen finden nach der Premiere am 16., 17., 18. und 19. März statt.

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