20 Jahre für die Vorbereitung, zwei Jahre für die Fertigstellung: Günter Gleising (Soziale Liste) und Anke Pfromm haben den zweiten Band ihrer Buchreihe „Kapp-Putsch und Märzrevolution 1920“ vorgestellt.

Das 536 Seiten starke Buch dokumentiert – ergänzt um zahlreiche Bilddokumente und Textquellen –, wie im Anschluss an die Märzrevolution in den Jahren der Weimarer Republik anhand von Denkmälern, Gedenk- und Grabsteinen eine Erinnerungskultur für die Gefallenen und Opfer des Kapp-Putsches und der Märzrevolution von 1920 im Ruhrgebiet geschaffen und bis heute gepflegt wurde.

Die Arbeiterschaft hatte sich damals in diesem für die Region einmaligen Aufstand gegen den von der Ultra-Rechten getragenen Kapp-Putsch aufgelehnt. Damit legten die so genannten Rotarmisten den Grundstein für eine bis heute nachwirkende Tradition der Arbeiterbewegung im Ruhrgebiet.

Für das Buch ist Gleising quer durch NRW und das Ruhrgebiet gereist. Dabei hat er auch Zeitzeuginnen und Zeitzeugen getroffen, die ihm von Erfahrungen und von Erinnerungen ihrer Angehörigen berichteten. Er klingelte an fremden Türen, studierte Berichte aus lokalen und regionalen Zeitungen, und durchforstete städtische Archive. „Besonders bemerkenswert fand ich die Begegnungen mit Menschen, die noch einen persönlichen Bezug zum Thema haben“, sagte Gleising.

Er und Pfromm zeigen, wie und wo heute noch Gedenken an die Gefallenen der Arbeiteraufstände geübt wird und wieso die Beschäftigung mit diesem Teil der Ruhrgebietsgeschichte lohnenswert ist. Das Quellenmaterial verweist darüber hinaus auf zum Teil verzerrende Darstellungen innerhalb der gängigen Geschichtsschreibung. Es belegt, wie beispielsweise durch Auslassungen (etwa bei der Dokumentation der Praxis der Lebensmittelrationierung während der Aufstände) von Seiten der Regierenden ein tendenziös verzerrtes Bild gezeichnet wurde. Pfromm und Gleising überlegen derzeit, ihre Recherchen eventuell um eine genauere Untersuchung zu der Rolle von Frauen während des Ruhr-Aufstands zu ergänzen.