Bochum. Kurzer Weg von der Kuh zum Kühlschrank: In einem Bochumer Supermarkt kann Frischmilch aus Haltern abgezapft werden. Die Milch-Tanke floriert.

„Mama, bringst du die gute Milch mit?“ Wenn Mareike Möller einkaufen geht, haben ihre Kinder (3 und 5 Jahre) neuerdings einen besonderen Wunsch. Mama soll zapfen – an einer der ersten Milch-Tankstellen in Bochum im Edeka-Markt Burkowski an der Alleestraße. Dort ist die 37-Jährige meist nicht allein. „Die Verkaufszahlen liegen weit über unseren Erwartungen“, sagt Marktleiter Arnold Venhuizen.

Marktleiter Arnold Venhuizen und sein Team wechseln den 10-Liter-Milchbeutel mehrmals täglich. Der gesunde Trank aus der Zapfanlage wird bei den Kunden immer beliebter.
Marktleiter Arnold Venhuizen und sein Team wechseln den 10-Liter-Milchbeutel mehrmals täglich. Der gesunde Trank aus der Zapfanlage wird bei den Kunden immer beliebter. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Erlebnis-Zapfen“ nennt Matthias Schulte-Althoff (31) seine Marketing-Idee. In Haltern am See führt der Agrarbetriebswirt einen Hof mit 120 Milchkühen. „Moin, Mädels!“, lautet die Begrüßung morgens um halb sechs, wenn das Melken beginnt. Der Bauer setzt auf nachhaltige Tierhaltung im Stall und auf der Weide. „Unsere Kühe bewegen sich frei im offenen Laufstall mit viel frischer Luft und Tageslicht. Die Liegeflächen sind mit frischem Sägemehl eingestreut, damit die Tiere weich liegen können“, wirbt Schulte-Althoff und bekräftigt: „Nur gesunde, glückliche Kühe geben leckere, wertvolle Milch.“

Milch-Zapfen in Bochum: Der schnelle Weg von der Kuh in den Kühlschrank

Davon hat „Milchbauer Matthias“, wie er sich nennt, inzwischen auch einige Handelsketten überzeugt, die das „Erlebnis-Zapfen“ eingeführt haben. In Bochum zählen die Edeka-Märkte Mader an der Brenscheder Straße und Burkowski zu seinen Partnern. Dreimal wöchentlich, bei Bedarf auch häufiger, liefert der Halteraner seine Milch seit sechs Wochen an der Alleestraße an. „Um 16.30 Uhr wird gemolken. Morgens um 7 Uhr ist die Milch hier. Frischer geht’s nicht“, schwärmt Marktleiter Venhuizen.

Milchbauer Matthias Schulte-Althoff hält auf seinem Hof in Haltern 120 Kühe. Mit der Frischmilch zum Zapfen beliefert er zahlreiche Märkte im Ruhrgebiet. Es gibt rund 20 Zapfstellen.
Milchbauer Matthias Schulte-Althoff hält auf seinem Hof in Haltern 120 Kühe. Mit der Frischmilch zum Zapfen beliefert er zahlreiche Märkte im Ruhrgebiet. Es gibt rund 20 Zapfstellen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Mit einem natürlichen Fettgehalt von 3,8 Prozent ist die Matthias-Milch nichts für Hungerleider. Der Liter-Preis ist mit 1,69 Euro gut doppelt so hoch wie für Standardware. „Dafür ist der Geschmack unvergleichlich“, sagt Mareike Möller. Klar: In einer vierköpfigen Familie müsse man beim Einkaufen immer aufs Geld achten. „Fürs Backen verwende ich nach wie vor normale Milch“, so die Bochumerin. Doch gerade für die Kinder greife sie gern auch tiefer ins Portemonnaie. „Die gezapfte Milch ist lecker, stammt aus der Region, der Bauer wird fair bezahlt – und man weiß, dass die Kühe gut gehalten werden. Das sind mir die 1,69 Euro für den Umwelt- und Tierschutz wert.“

Mehrwegflasche gibt’s für zwei Euro

Inhaltsstoffe bleiben erhalten

Rohmilch wird durch das Pasteurisieren zu Frischmilch. Dabei wird die Milch für 15 bis 30 Sekunden auf 75 Grad erhitzt.

Hierdurch wird die Keimzahl reduziert und die Haltbarkeit erhöht. Dabei verliert die Frischmilch kaum wertvolle Inhaltsstoffe – anders als die H-Milch, die ultrahocherhitzt wird. Dabei werden neben den Keimen auch ein Großteil der Vitamine zerstört.

Nachhaltig ist auch die Glasflasche (Aufschrift: „Trink Mi(l)ch“), die der Kunde für zwei Euro kauft und dann viele Male verwenden kann. Sie kann in der Spülmaschine gereinigt werden. Ab damit unter den Edeka-Zapfschlauch. Und binnen Sekunden ist die Flasche mit der konstant vier Grad kühlen Milch gefüllt. „Nach dem Melken wird sie für wenige Sekunden schonend auf 75 Grad erhitzt. Mit diesem Verfahren, dem sogenannten Pasteurisieren, wird die Haltbarkeit der Milch verlängert“, informiert Bauer Matthias. Vier bis fünf Tage soll sie genießbar sein. „Bei uns hat sie aber auch schon länger gehalten. Und die Glasflasche sieht auf dem Tisch viel schöner aus als ein Tetra-Pack“, sagt Mareike Möller.

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Arnold Venhuizen zeigt sich sicher, dass sich diese Form des Milch-Verkaufs durchsetzen wird. Mehrfach täglich ist der Zehn-Liter-Beutel leer und wird ausgetauscht. Auch der Marktleiter selbst versorgt sich privat längst an der Zapfanlage. „Bei uns zu Hause gibt’s keine andere Milch mehr.“ Sein Tipp: Die Halteraner Milch eigene sich auch vortrefflich für einen Cappuccino.