Bochum. An prominenter Stelle in der Innenstadt Bochums gammelt eine Immobilie vor sich hin. Das soll bald zu Ende sein. Die Umbaupläne werden konkreter.

Die Ecke Südring/Kortumstraße hat es zu dem zweifelhaften Ruhm gebracht, eine der unansehnlichsten Ecken in der Bochumer Innenstadt zu sein. Nun sieht es aus, als sollte die „Schmuddelecke“ schon bald herausgeputzt werden. Der Eigentümer des ehemaligen Heiland-Möbelhauses, die Solidare Real Estate aus Düsseldorf, will das Haus bis Mitte des Jahres vollständig entkernen und die Fassade abhängen.

„Bis auf das Stahlskelett-System herunter werden wir alles abreißen und dann mit dem Neubau beginnen“, sagt Joscha Flieger. Der Projektleiter steht dabei in enger Absprache mit der Bauverwaltung. Die hat zur Auflage gemacht, dass der 2,50 Meter tiefe Vorbau der siebengeschossigen Immobilie zurückgebaut wird, „damit es wieder eine gerade Sichtachse in der Kortumstraße gibt“, so Joscha Flieger. Auch die Anmutung des restlichen Gebäudes werde sich stark verändern. Der Bauherr orientiere sich dabei an der Gestaltungssatzung.

Fassade in grau-beiger Anmutung

„Im Erdgeschoss wollen wir einen dunklen Ziegel verwenden, in den Obergeschossen soll die Fassade verputzt und dann in einem beige-grauen Ton gestrichen werden“, erklärt der Projektleiter. Allerdings könne sich diese Anmutung noch ändern, noch sei keine endgültige Absprache mit dem Gestaltungsbeirat erfolgt. Probleme mit der Fassade hatte es im vergangenen Jahr im März gegeben, als Teile der Metallverkleidung sich zu lösen drohten und die Feuerwehr in Absprache mit dem Bauordnungsamt vorsorglich einige Teile abnehmen musste, um die öffentliche Sicherheit zu wahren.

Der Vorbau der „Heiland-Immobilie“ soll verschwinden. Im ersten Halbjahr 2020 wird das Gebäude entkernt und die Fassade abgehängt.
Der Vorbau der „Heiland-Immobilie“ soll verschwinden. Im ersten Halbjahr 2020 wird das Gebäude entkernt und die Fassade abgehängt. © Andreas Rorowski

Voraussichtlich im Sommer soll die Neugestaltung beginnen – sollte die Baugenehmigung bis dahin vorliegen. Noch im Februar soll der Bauantrag gestellt werden. Als Zeit für den Umbau veranschlagt der Projektleiter zwölf bis 18 Monate. Anfang 2022 könnte es an der prominenten Ecke dann also völlig anders aussehen. Gemeinsam mit der schräg gegenüber umgestalteten ehemaligen Landeszentralbank, die Eigentümer Häusser-Bau saniert, und dem Viktoria-Karree würden wesentliche Teile der süd-westlichen Innenstadt damit ihr Gesicht deutlich verändern.

57 Micro-Apartments sollen entstehen

Den Innenausbau hat der Eigentümer noch einmal überarbeitet. Es bleibe dabei, so Flieger, dass im Erdgeschoss Gastronomie und/oder Einzelhandel einziehe, im ersten Obergeschoss sollen Büros, etwa als Co-Working-Plätze entstehen, d.h. Arbeitsplätze, die zeitlich befristet vermietet und zu denen Ausstattungen wie Mobiliar, Drucker, Fax Telefon usw. gehören. In den weiteren Etagen darüber sind sogenannte Micro-Apartments in einer Größe bis zu 30 Quadratmeter geplant – nicht wie ursprünglich nur 28 Einheiten, sondern 57 – gut doppelt so viele. „Der Bedarf dafür ist da“, sagt Joscha Flieger. Schon jetzt habe Solidare Anfrage von Mietinteressenten erhalten.

Micro-Apartments sind Wohnungen, die auf das Wesentliche reduziert sind und die vor dem Hintergrund des Wohnungsmangels und der zunehmenden Zahl von Ein-Personen-Haushalten gerade in Großstädten gefragt sind. Sie sind vollwertige Einzimmerwohnungen, zur Gesamtwohnfläche gehören Bad, Schlafplatz, Sitzecke und Kochnische.

Baustellenlogistik ist die große Herausforderung

Als größte Herausforderung bezeichnet der Projektleiter die Baustellenlogistik. Das Gebäude liegt direkt an der Fußgängerzone, am viel befahrenen Südring und dort ausgerechnet auch noch an einer Bushaltestelle. „Es laufen Gespräche mit der Stadt, wie wir die Logistik betreiben können“, so der Projektleiter. Der Abriss selbst stelle keine besondere Herausforderungen da. Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus Bochum

Im Auftrag der Heinrich Heiland KG wurde 1979/80 das Büro- und Geschäftshaus gebaut.
Im Auftrag der Heinrich Heiland KG wurde 1979/80 das Büro- und Geschäftshaus gebaut. © FUNKE Foto Services (archiv)

Über die Umbaukosten schweigt sich der Solidare-Mann aus. Sie dürften angesichts des großen Umfangs der Arbeiten im siebenstelligen Bereich liegen. Solidare hatte die 1979 erbaute und bereits 1982 erstmals umgebaute Immobilie mit einer Nutzfläche von 3359 Quadratmetern im vergangenen Jahr erworben. Sie war zuvor von einem niederländischen Konzern zum Preis von 5,4 Millionen Euro auf dem Markt angeboten worden.