Bochum. . Es war Möbelhaus, Ärztehaus, eine gute Adresse. Heute gammelt das Heiland-Haus an der Kortumstraße in Bochum vor sich hin – nicht mehr lange.
Ansehnlich ist dieses Haus schon lange nicht mehr. Seit Jahren gammelt das ehemalige Heiland-Kaufhaus an der Kortumstraße 46-48 vor sich hin. Trauriger Höhepunkt dieses Niedergangs war ein Einsatz von Bauordnungsamt und Feuerwehr Mitte März. Sie mussten lockere Fassadenplatten sichern und dafür sorgen, dass keine Gefahr für die Passanten von den Metallteilen ausgeht.
Längst steht das siebengeschossige Gebäude im Verdachtsimmobilienkataster der Stadt. In dem werden Problemhäuser und Schrottimmobilien geführt.
28 Micro-Apartments entstehen
Nun aber scheint die Gefahr eines Dauerschandflecks mitten in einer der besten Lagen der Innenstadt gebannt zu sein. Im März hat die Solidare Real Estate Holding das Objekt gekauft und kündigt nun eine umfassende „Revitalisierung“ an, wie die Sanierung und Wiederbelebung eines Gebäudes im Fachjargon heißt.
Über die Investitionssumme schweigt sich Unternehmenssprecher Simon Marogi aus. Das Haus selbst war für 5,4 Millionen Euro von einem niederländischen Konzern angeboten worden. Wie viel die Düsseldorfer für das Objekt in Bochum am Ende bezahlt haben, bleibt ein Geheimnis.
Spätestens Anfang 2020 will der neue Eigentümer mit den Arbeiten anfangen, so der Unternehmenssprecher gegenüber der WAZ. Nach Umbau und Neugestaltung der verwitterten Fassade soll das 1979 errichtete Haus vor allem durch 28 Micro-Apartments und durch sogenannte Co-Working-Spaces geprägt sein. Jeweils zwei bis drei Etagen sind dafür vorgesehen, im Erdgeschoss sollen wieder Läden oder ein Laden öffnen.
Neue Fassade mit dezenter Optik
„Es gibt schon Gespräche mit Interessenten“, sagt Marogi. Aber er weiß auch, dass das Gebäude in der 1A-Lage, das momentan allerdings bestenfalls eine 4C-Anmutung hat, erst einmal aufgewertet werden muss. Der Fassadenentwurf zeigt eine neue, wertig anmutende Außenhaut in dezenter Optik und Lamellen vor den Fensterflächen.
Im Inneren steht gerade in den Etagen vier, fünf und sechs viel Arbeit bevor. Dort, wo es bislang nur Büros gibt, sollen die maßgeschneiderten Wohnungen entstehen.
Micro-Apartments sind nach Auffassung des Eigners ein vielversprechender Markt. „In Berlin und anderen Großstädten sprießen sie aus dem Boden und werden weiter nachgefragt“, so Marogi. Auch in Bochum gebe es einen Bedarf danach.
20 bis 40 Quadratmeter pro Einheit
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Tatsächlich hatten auch schon andere Immobilienunternehmen diesen Gedanken. So war bis vor kurzem in direkter Nachbarschaft des Hauptbahnhofs der Bau des sogenannten Basecamps geplant. In dem 68 Meter hohen Gebäude sollten höherwertige Studentenapartments errichtet werden.
An der Kortumstraße sollen die 20 bis 40 Quadratmeter großen Apartments komplett eingerichtet werden. Sie sind, so der Sprecher, gedacht für auswärtige Studenten, die erst einmal in der Stadt Fuß fassen wollen, für Unternehmen und für jeden anderen, der – ausgestattet mit einem Trolley – sofort einziehen will.
Bedarf in Großstädten
Bedarf gibt es nach Auffassung der Solidare Real Estate auch nach Co-Working-Spaces – Arbeitsräume, in die sich Startups, Freischaffende und Kreative für einen überschaubaren Zeitraum einmieten können und die den Vorteil des gemeinsamen Arbeitens nutzen möchten.
Auch in anderen Großstädten („der Markt beginnt für uns bei Städten mit mehr als 100.000 Einwohner“) betreiben die Düsseldorfer ähnliche Häuser oder bereiten deren Betrieb vor – Neubauten ebenso wie dazu sanierte Immobilien.