Bochum-Wiemelhausen. Das Theater Total öffnet seine Türen. Ein Jahr lang leben und arbeiten hier 28 Jugendliche. Das Programm am Samstag ist unkonventionell.

Vor zehn Minuten stand Laurenz noch auf der Bühne im Haus vom Theater Total (TT), jetzt sitzt er hinter der Theke in der Küche und backt Waffeln. Beim Tag der offenen Tür am Eickhoffweg wird das ganzheitliche Konzept von TT gelebt. Jeder macht irgendwie alles.

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Im Alltag lernen die jungen Projekt-Teilnehmenden so nicht nur wie man schauspielert, sondern helfen auch beim Schneidern der Kostüme, beim Aufbau des Bühnenbilds und bei Verwaltungsaufgaben. Es wird zusammen gekocht, gewaschen, geputzt. „Theater total ist eigentlich eher Leben total“, sagt Friedrich (19) mit einem Augenzwinkern. Er hat den Tag heute gemeinsam mit Thessa (20) organisiert.

Theater Total in Bochum: Tai-Chi-Workshop, Tanzkurs, Lesungen und Jam-Sessions

Die Besucher haben nicht nur die Möglichkeit sich in den Räumen des Hauses umzusehen, zusätzlich gibt es breite Mitmach-Möglichkeiten: Einen Tai-Chi-Workshop, einen Tanzkurs und zwischendurch immer wieder Lesungen in der Kuschelecke sowie Jam-Sessions im Musikzimmer. „Wir wollen die Leute informieren, wer wir sind, was wir machen und natürlich auch neue Teilnehmende ansprechen“, erklärt Thessa. Die Bremerin kennt den Tag der offenen Tür auch von der anderen Seite: „Letztes Jahr bin ich mit meiner Mama angereist, jetzt stehe ich selbst als Teil der Gruppe hier. Das ist schon eine kleine Ehre“, sagt die 20-Jährige.

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Sie trägt noch immer ihr Kostüm vom Impro-Theater, das gerade zu Ende gegangen ist. Die Teilnehmenden haben die Improvisation selbst inszeniert, selbst Regie geführt. Für Laurenz war dabei die Auseinandersetzung mit dem Text sehr intensiv und besonders: „Anders als beim Schultheater kam bei unserer Improvisation nicht der Text an erster Stelle. Vielmehr haben wir das Ausgangsskript durchdrungen, die Worte kamen dann wie von selbst“, erklärt der Jungschauspieler.

Ein Mordkomplott im Theater Total

Bei einem Tag der offenen Tür konnten die Bochumer einen Blick hinter die Kulissen im Theater Total werfen.
Bei einem Tag der offenen Tür konnten die Bochumer einen Blick hinter die Kulissen im Theater Total werfen. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

So entstanden ganz unterschiedliche Interpretationen von Szenen aus Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ (Premiere am 27. März). Mal sehr modern, mal nah am Originaltext, mal komödiantisch und mal ernst. Die rund hundert Zuschauenden sind begeistert, nach der Performance kommt man ins Gespräch. „Es ist schön zu sehen, dass die Leute sich interessieren“, sagt Friedrich. Er hat gerade mit einem Pärchen aus der Gegend gequatscht. „Die wussten nicht so genau, was hier im Gebäude überhaupt los ist und waren neugierig“, so Friedrich. Bei den Führungen durch das Haus bekommen die beiden dann einen ausgiebigen Eindruck.

Die Besucher gehen aber nicht einfach nur von Raum zu Raum: In einigen Zimmern gibt es kurze gespielte Szenen. Im Requisitenraum wird beispielsweise ein Mordkomplott gegen Laurenz geplant, weil der die Hauptrolle abgesahnt hat. In der Garderobe sind die Kostümbildner etwas übereifrig und hüllen die Darstellerin in gut zehn Schichten Stoff und in der Bar im Keller diskutieren zwei Kneipengänger auf sehr komische Art und Weise die Rolle der Frau und möglichen Sexismus in Shakespeares Stück.

Alltag – ohne Waffeln, aber nicht mit weniger Arbeit

Das Theater Total

Der aktuelle Jahrgang des Theater Totals besteht aus 28 jungen Erwachsenen aus ganz Deutschland. Für ein Jahr leben und arbeiten sie gemeinsam in Bochum unter der Leitung von Barbara Wollrath-Kramer.

Weitere Infos zum Projekt gibt es unter im Internet unter theatertotal.de.

Die Performance „Werden – muss ich wohl allein“ wird noch bis Anfang Februar am Wochenende auf der Bühne des Theater Total, Königsallee 171 aufgeführt. Karten gibt es online.

Zu Ende geht der Tag dann zusammen im großen Saal des Theater Total Hauses, bevor es gemeinsam zur Bühne geht, wo die neue Performance des aktuellen TT-Jahrgangs aufgeführt würd. Am Montag beginnt dann wieder der Alltag am Eickhoffweg, ohne Waffeln, aber nicht zwingend mit weniger Arbeit.

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